In der grossen Eishockey-Welt betrachtet man einen bald 22-Jährigen nicht mehr als wirklich jung. Bei uns in der National League, wo Teenager in der Regel erst im Notfall aufs Eis dürfen, verhält sich das ein wenig anders. Da fällt einer wie Justin Sigrist auf.
Dabei ist der Stürmer der ZSC Lions, den sein Schnurrbart älter erscheinen lässt, eher ein Spätzünder. Im Gegensatz zu seiner Zwillingsschwester Shannon, die schon mit 15 an einer WM teilnahm.
Bei Justin ging es in der Karriere auch nicht immer steil aufwärts. Doch inzwischen gehört er zu jenen Spielern, die das Publikum vor den TV-Schirmen und dereinst in den Stadien verzaubern kann. «Ich sehe mich auch als technischen Spieler», sagt Sigrist.
Sigrists Stockschaufel ist kaum gebogen und gross
Kein Wunder ist Pawel Dazjuk, der einst in der NHL bei den Detroit Red Wings den Gegnern schelmisch den Puck von den Stöcken stibitzte und damit Zaubertricks vollführte und nun daheim bei Automobilisk Jekaterinburg in der KHL auch im Alter von 42 Jahren noch den Gegnern Knöpfe in die Beine spielt, das Vorbild von Sigrist.
Vom Hockey-Grossmeister hat sich der Stürmer einiges abgeschaut. Und wie der Russe hat er einen speziellen Stock, dessen Schaufel kaum gebogen ist und eine grosse Fläche hat. Was bringt dieser Zauberstock? «Man kann damit besser Pucks abfangen und Pässe spielen und hat einen Vorteil mit der Backhand», erklärt Sigrist. 2018 habe er diesen Stock «einfach mal probiert» und dann Gefallen daran gefunden.
Damals war er von seinem Jahr in Nordamerika zurück- und bei den GCK Lions untergekommen. Es war eine harte Erfahrung gewesen. Sportlich kam er bei den Kamloops Blazers in der Juniorenliga WHL nicht auf Touren. «Ich hatte wenig Eiszeit und buchte nur zehn Skorerpunkte», schaut er zurück. Das Gastspiel in Kanada brachte ihm wenigstens privat Glück. Er lernte dort seine Freundin Kacey kennen, die momentan wieder für einige Zeit in ihrer Heimat ist.
Sigrist-Twins mit Schussanlage in der Garage
So lebt Sigrist, der bis Oktober mit Teamkollege Axel Simic in einer WG wohnte, seit Oktober alleine in Dietlikon ZH, wenn er nicht nach Hause zu seiner Mutter nach Henau (zählt zu Uzwil SG) fährt. Dort haben die Sigrist-Twins in der Garage seit einigen Jahren eine Schussanlage, um an ihrer Technik zu feilen.
Sigrist ist nicht der erste Ostschweizer, der beim ZSC Fuss fasst. Reto Sturzenegger, Andreas Zehnder, Rolf Schrepfer, Vjeran Ivankovic, Michel Zeiter oder der unvergessliche Mathias Seger prägten den Klub. Auch Sportchef Sven Leuenberger wurde in Uzwil gross.
Zum Eishockey kam Sigrist im Alter von sieben Jahren durch seinen besten Kollegen, während Shannon, die nun in Schweden bei Linköping spielt, mit Eiskunstlaufen begann. Bereits mit 12 wechselte Justin von Uzwil in die Juniorenabteilung der Lions, ein Jahr später auch seine Schwester.
In vier Jahren 12 Kilos zugelegt
Mit der Ausnahme seines Abstechers nach Kanada ist er den Zürchern auch treu geblieben. Doch inzwischen sind seine Auftritte längst auch der Konkurrenz ins Auge gestochen. Dass bei den ZSC Lions in letzter Zeit manch junger Spieler – Roger Karrer, Marco Miranda (beide Servette), Jérôme Bachofner (Zug) und neu Raphael Prassl und Axel Simic (zu Davos) – sein Heil anderswo suchte, weil bei den ZSC die guten Plätze durch Stars blockiert sind, ist Sigrist zwar nicht entgangen. Doch darüber mache er sich keine Sorgen. Er wolle noch einige Jahre beim ZSC bleiben.
Von einer Corona-Erkrankung im Dezember hat er sich gut erholt. Der zurückhaltende Stürmer, der sich selbst als «extrem ruhig» bezeichnet, hat sich diese Saison innerhalb des Teams hochgearbeitet und kommt nun nicht nur im Box-, sondern auch im Powerplay zum Zug. Er spüre das Vertrauen des Trainers, sagt er. Und das sieht man auch. Sieben Tore hat der gelernte Center, der vor einem Jahr zu zwei Nati-Schnuppereinsätzen kam und gegen Deutschland ein Tor schoss, bereits auf dem Konto.
Geholfen hat ihm auch, dass er an Muskelmasse zugelegt hat. «Vor vier Jahren war ich 67 Kilo schwer. Jetzt bin ich bei 79 angelangt. Mein Wunschgewicht liegt bei 83 Kilo», erklärt Sigrist, der im Sommer einen Spezialplan vom Office-Coach bekommen hatte.
Denn das Kapitel Nordamerika hat er trotz schlechter Erfahrungen noch nicht abgeschlossen. «Eines Tages» in der NHL zu spielen, sei sein Ziel. Mut macht dem Uzwil-Dazjuk da auch der Weg von Ex-Teamkollege Pius Suter, der nun den Sprung nach Chicago geschafft hat.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |