Als Sportler trainiert man Muskeln, Technik und Taktik – warum also nicht auch die Augen? Für Melvin Nyffeler eine berechtigte Frage. Der SCRJ-Torhüter sagt: «Die Augen sind das Wichtigste für einen Goalie.» Denn: «Sie füttern das Hirn mit Infos. Ohne diese Infos habe ich keine Chance für eine schnelle und richtige Reaktion.»
Es ist eine Kettenreaktion: Die Augen steuern die Kopf-Position, und diese positioniert dann den Körper richtig. Um dies zu perfektionieren, trainiert ein Torhüter das so genannte Tracking. Das bedeutet, dass die Augen den Puck möglichst in jedem Augenblick verfolgen. Von der Schussabgabe bis zum Moment wenn er den Körper trifft. «Verarbeitet mein Hirn die Infos der Augen schnell und richtig, habe ich die Chance, den Schuss zu halten.»
Sich mit dem 24-Jährigen über Augen zu unterhalten, ist vielfältig und komplex. Die vermeintlich simple Thematik wird extrem interessant. Seit etwa fünf Jahren hält sie auch vermehrt Einzug ins spezifische Goalie-Training. Bei NHL-Klubs sind gar Optiker angestellt, die sich mit Sport-Optometrie bestens auskennen und für die Torhüter angepasste Übungen machen.
Nyffeler beschäftigt sich seit rund zwei Jahren intensiver mit seinen Augen. Auch dank Mutter Claudia, einer Hobby-Hockey-Torhüterin. «Sie riet mir und meinem Bruder Dominic, unsere Augen kontrollieren zu lassen.»
Auf dem Eis trainiert der SCRJ-Keeper ab und zu mit einer speziellen Brille, die das periphere Sichtfeld einschränkt, indem sie die halbe Pupille abdeckt. Damit wird er gezwungen, dem Puck noch konzentrierter und genauer zu folgen mit den Augen.
Auch neben dem Eis gibt es Tracking-Übungen, zum Beispiel mit einer Schnur, an der Murmeln in verschiedenen Abständen angebracht sind. Dafür arbeitet Nyffeler in Jona auch mit einem Optiker zusammen, der ein Sportaugen-Zentrum hat.
Vor einem Spiel wärmt Nyffeler daher nicht nur den Körper auf im Warm-up mit dem Team, sondern auch die Augen. Denn auch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse und Kontraste in den Eishallen haben einen Einfluss. So folgt er den Linien auf dem Eis in einer gewissen Abfolge. «Seit ich mich bewusster dem Augen-Training widme, merke ich einen grossen Unterschied. Es kommt mir nur zugute.»