Ans Billardspielen ist im Moment nicht zu denken. Auf dem Billardtisch von Hans-Peter Strebel in dessen Wohnung in Luzern stapeln sich Baupläne und Unterlagen zum Bauprojekt OYM. OYM, das ist die Abkürzung für «On Your Marks». Ein Begriff aus der Leichtathletik. «Auf die Plätze. Fertig. Los!» Und spätestens 2020 soll es losgehen mit dem gigantischen Kompetenzzentrum für Spitzenathletik und Forschung in Cham ZG.
Das Projekt ist in der Schweiz einzigartig. In Europa ebenso. Und weltweit wohl auch. Modernste Anlagen, Rehabilitationszentren, Ernährungswissenschaft und Forschung im Dienst des Spitzensports – vereint unter einem Dach. Visualisierungen des stilvollen Baus, dessen Spatenstich vor 15 Monaten erfolgt ist, hängen an einer Wand in Strebels Wohnung.Denkt er nun 24 Stunden OYM? «Fast», schmunzelt der 69-Jährige, «dem EV Zug gehören auch viele Gedanken. Aber ja, ich habe grosse Freude an diesem Projekt.»
Die märchenhafte Geschichte des Sportförderers Strebel beginnt vor über 50 Jahren mit dem EV Zug. Wer sie von ihm hört, spürt die Begeisterung. «Ich war schon als Kind ein Hockeyfan. Seit es den EVZ gibt, gehe ich die Spiele schauen.» Begonnen hat es 1967. Damals spielte Zug noch im offenen Herti-Stadion bei Wind und Regen. «Da wurde ich Fan dieser Mannschaft. Und normalerweise bleibt man das ein Leben lang.»
Dieser letzte Satz, er sagt viel über den aus Muri AG stammenden Apotheker-Sohn aus. Haben ihn Begeisterung und Faszination einmal erfasst, gibt er sein Herzblut. Halbheiten sind nicht sein Ding. «Ich bin sehr begeisterungsfähig. Ich brauche einen Moment, bis ich es begreife und bis mein Motor zu laufen beginnt. Aber dann kann man ihn nicht mehr abstellen.»
Das war auch in den 70er-Jahren so, als er den Fanklub «Freiämter-Team for EVZ» präsidiert. Er organisierte Carfahrten an die Spiele und verkaufte in seinen Apotheken die Tickets. 2010 wurde Strebel Verwaltungsrat beim EVZ. «Dadurch sah ich hinter die Kulissen des Spitzensports, was mich sofort sehr fasziniert hat.»
In vielen Gesprächen, vor allem mit CEO Patrick Lengwiler (40), kristallisierte sich immer mehr heraus, in welchen Bereichen der Klub eine Weiterentwicklung nötig hat. «Es war offensichtlich, dass man eine bessere Infrastruktur braucht.» Gleichzeitig entstand die Idee, die Nachwuchsförderung zu intensivieren. Die Vision der Hockey-Academy und später des Swiss-League-Teams wurde geboren. «Ein Puzzleteil fügte sich ans andere.»
Die Nachwuchsförderung ist für ihn ein zentrales Thema, sein Engagement geht über den Spitzensport hinaus. Ihn beschäftigt auch der gesellschaftliche und pädagogische Stellenwert des Sports. Und nun realisiert er sein Projekt OYM. Als privater Bauherr, wie er betont. Er ist auch Verwaltungsratspräsident der OYM AG.
Diese Vision der langfristigen Sportförderung, sie kam beim Doktor der Naturwissenschaften aber nicht über Nacht. Sie ist stetig gewachsen in den letzten acht Jahren. Davon profitiert nun auch der EVZ. Mit immer mehr Spielern kamen die Platz- und Trainingskapazitäten in der Bossard Arena an ihre Grenzen. Dass Spieler ihre Athletik in den Gängen trainieren mussten, sei unbefriedigend gewesen, so Strebel.
«Aus diesen Umständen heraus entstand die Erkenntnis, dass etwas Neues gebaut werden muss. Ich wusste schnell, dass dies ein nicht gerade günstiges Projekt und für den EVZ eine Nummer zu gross ist. Dann sagte ich mir: Ich bin bereit, als Privatmensch so was zu erstellen.» Das OYM. Für insgesamt 100 Mio. Franken.
Der «Bilanz» sagte Strebel: «Glück hat bei meinem Reichtum eine wichtige Rolle gespielt, darum soll auch die Gesellschaft etwas davon haben.» Strebel ergänzt: «Ich habe viel Geld verdient, darum ist es schön, etwas Nachhaltiges zu schaffen.» Land und Gebäude sind sein Geschenk an die Gesellschaft und den Sport. Das Ziel sei, für den Betrieb eine schwarze Null schreiben zu können. Die Einzelsportler und Teams bezahlen die entsprechenden Leistungspakete.
Wichtigster Mieter wird der EV Zug sein, der für die Nutzung ebenfalls zur Kasse gebeten wird. Und obwohl Strebel immer klar differenziert zwischen seinem Engagement als Klub-Präsident und dem als Privatperson – etwas ist klar definiert: «Der EVZ ist die einzige Klubmannschaft, die OYM-Dienstleistungen beziehen kann», sagt er. «Ich kann nicht EVZ-Präsident sein und gleichzeitig andere Klubs athletisch ausbilden.» Die Schweizer Hockey-Nationalmannschaft aber ist willkommen. Sie wird 2020 die Vorbereitung für die Heim-WM in Cham absolvieren.
Das OYM, in dem es auch Unterkunftsmöglichkeiten dank 25 Doppelzimmern gibt, wird zudem Standort der Handball-Akademie Frauen. «Im OYM sollen sich Spitzensportler unterschiedlichster Disziplinen gegenseitig inspirieren. Das ist eine Motivation für alle.» Zudem wird eine Zusammenarbeit mit Antidoping-Spezialisten angestrebt. «OYM muss komplett frei von Doping sein, es gibt nicht mal Alkohol im Restaurant.» Dafür aber bestes Essen, das von Ernährungswissenschaftlern vorgegeben und von Köchen kreativ umgesetzt wird.
Die Sportler werden von Athletik-Trainern betreut – und dafür steht ihnen eine moderne Infrastruktur zur Verfügung. Nebst der 3000 m2 grossen Athletik-Halle ist dies eine Dreifach-Sporthalle mit speziellem Glasboden, auf dem per Knopfdruck die Linien der verschiedenen Felder mit LED-Lichtern dargestellt werden können.
Zusätzlich gibt es ein Eishockeyfeld, das dank eines hydraulischen Bandensystems von der europäischen auf die nordamerikanische Grösse umgebaut werden kann. Weitere eishockeyspezifische Infrastrukturen sind eine Skatemill und diverse Schussanlagen, in denen von der Reaktionszeit des Spielers bis zur Puck-Geschwindigkeit alles gemessen wird.
Zusätzlich werden vier 80-Meter-Sprintbahnen auf einer Galerie der Athletik-Halle angeordnet. Für die optimale Betreuung steht den Physiotherapeuten unter anderem ein Laufband im Wasser zur Verfügung, bei dem mittels unterschiedlicher Wasserhöhe die Belastung auf die Gelenke reguliert werden kann.
Das OYM hat eine beeindruckende Dimension erreicht. «Ich bin überzeugt, wir werden noch viele Erkenntnisse aus den Forschungsresultaten zugunsten der Sportlerentwicklung gewinnen.»
Da ist er wieder, der Entdecker und Entwickler. Einst hat ihn ein Medikament reich gemacht. Jetzt sucht er das Rezept für den Erfolg im Sport.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |