So schön kombinieren sich die Genfer zum frühen 1:0
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ZSC Lions im Elend:So schön kombinieren sich die Genfer zum frühen 1:0

Beim ZSC rumorts gewaltig
Der Arno-Effekt ist schon verpufft!

Schlechter kann man eigentlich gar nicht spielen als die ZSC Lions gegen Servette (1:4). BLICK geht den Ursachen für die Krise des Meisters auf den Grund.
Publiziert: 13.02.2019 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2019 um 18:05 Uhr
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Bereits nach 90 Sekunden und zwei Gegentoren nahm Arno Del Curto gegen Servette sein Timeout.
Stephan Roth

Bereits nach 90 Sekunden stand es gegen Servette 0:2, nach 22 Minuten 0:4 und am Schluss war die vierte Pleite in Serie perfekt. Der Meister ist nur noch über dem Strich, weil die punktgleichen Genfer ein Spiel mehr bestritten haben.

Und heute Morgen greift der ZSC zu einer unüblichen Massnahme. Kein Eistraining – dafür ein Team-Meeting. Es rumort gehörig in Zürich Oerlikon.

Wie konnte der Meister nur so tief fallen? BLICK nennt die Gründe. 

1. Der Arno-Effekt ist schon verpufft

In den ersten Spielen unter Del Curto war bei den Lions mehr Leben in der Bude, es war endlich Spielfreude zu sehen. Und die Zürcher begeisterten daheim gegen die SCL Tigers und Zug die Fans und lieferten beim Sieg in Ambri einen packenden und intensiven Kampf. Doch inzwischen ist der Arno-Effekt bereits verpufft.

Erst verspielte das Team gegen Lausanne in der letzten Minute nach einem Blackout von Maxim Noreau einen Sieg. «Das hat uns einen Knacks gegeben», sagt Del Curto. Dann folgte die Pleite in Rapperswil, die Niederlage in Zug, bei der der 62-Jährige mit der Leistung seines Teams zufrieden war, und das Debakel gegen Servette.

Die Zwischenbilanz von Arno Del Curto liest sich ernüchternd: 3 Siege, 6 Pleiten. Nur 1 Punkt pro Spiel. Damit ist die Trainer-Legende viel schlechter als ihr Vorgänger Serge Aubin (1,62), der nach vier Siegen in sechs Spielen im neuen Jahr gefeuert wurde.

2. Der ZSC hat ein Kopf-Problem

«Wir kassieren zwei schnelle Tore und fallen wie ein Kartenhaus zusammen. Das ist hart. Dann kamen auch Fehlpässe. Unglaublich, wie schnell es gegangen ist», sagte Del Curto nach dem 1:4 gegen Servette. Seine Mannschaft war zunächst blockiert, dann in Panik. Da half auch ein frühes Timeout nichts.

Das Hauptproblem der Zürcher liegt im Kopf. Das war schon in der letzten, verkorksten Saison so, als sie erst in den Playoffs gegen Zug, als man sie bereits abgeschrieben hatte und der Druck weg war, in Fahrt kamen und dann mit dem Wind in den Segeln Meister wurden.

«Es ist eine Kopf-Sache», sagt auch Del Curto. Was kann er nun machen? «Ich muss die richtigen Knöpfe drücken», sagt der Engadiner.

3. Taktisches Chaos

Del Curto ändert schnell sehr viel. «Der Wille vom Klub war ja, dass wir die Intensität steigern. Und dann muss man gewisse Dinge anpassen. In der Angriffsauslösung, im Pressing», erklärte er. Die Balance fanden die Zürcher bisher aber nicht.

Nicht alle Gegentore sind auf systembedingte Fehler zurückzuführen. Dass zum Beispiel beim frühen 0:1 gegen Servette Patrick Geering und Denis Hollenstein auf den Puck schauen und Torschütze Guillaume Maillard alleine lassen, ist ein Mangel an Konzentration. Nach dem 0:2 verloren die Zürcher dann aber jegliche Ordnung. Auch Routiniers wie Verteidiger Kevin Klein waren kein Rückhalt mehr. Es herrschte das totale Chaos. «Es war dann wirklich nicht mehr schön», sagt Del Curto. «Gegen Zug haben wir taktisch und vom Tempo her eigentlich sehr gut gespielt. Doch so etwas wie gegen Servette darf ihnen nicht mehr passieren. Im Leben gibt es viele andere Sachen, die schlimmer sind als zwei Gegentore.»

Nun überlegt sich der sechsfache Meistertrainer tatsächlich, wieder zum Aubin-Eishockey zurückzukehren. «Die Frage ist, ob wir nun versuchen wollen, nur noch defensiv zu spielen. Wir werden das anschauen.» Eine defensivere Spielweise könnte seinem Team vielleicht auch den Druck des Toreschiessen-Müssens nehmen. Doch dafür hätte man Aubin nicht zu entlassen brauchen.

4. Stars treffen nicht

Die fehlenden Tore sind nach wie vor ein riesiges Problem für die gerade im Sturm stark besetzten Zürcher. Bei den vier Niederlagen in Serie haben sie nun gerade noch fünf Tore erzielt. Und dabei haben weder die SCRJ Lakers noch Servette in dieser Saison durch defensive Stabilität geglänzt.

Als es den Zürchern in den ersten Spielen unter Del Curto besser lief, konnten sich die Star-Transfers des letzten Sommers, Denis Hollenstein und Simon Bodenmann, zusammen mit Nati-Center Pius Suter endlich in der Offensive in Szene setzen. Doch nun sind sie bereits wieder abgetaucht. Und auch der letztjährige Torschützenkönig Fredrik Pettersson ist nur noch ein harmloses Irrlicht und findet überhaupt keine Bindung zum Spiel. Und die dritte Reihe mit den WM-Silberhelden Chris Baltisberger und Reto Schäppi sowie Fabrice Herzog ist offensiv inexistent. Der Kanadier Dominic Moore ist im Abschluss desolat.

«Die Verunsicherung nimmt zu. Und wenn wir dann einmal eine Chance haben, machen wir sie nicht einmal», sagt Del Curto. 

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
26
30
53
2
ZSC Lions
ZSC Lions
24
31
52
3
SC Bern
SC Bern
27
19
48
4
Lausanne HC
Lausanne HC
26
2
46
5
EV Zug
EV Zug
26
16
41
6
EHC Kloten
EHC Kloten
26
-2
41
7
EHC Biel
EHC Biel
26
0
37
8
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
26
-9
34
9
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
23
2
33
10
SCL Tigers
SCL Tigers
24
-3
32
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
25
-14
32
12
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
26
-14
32
13
HC Lugano
HC Lugano
24
-20
29
14
HC Ajoie
HC Ajoie
25
-38
21
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