Auf der Baustelle
So krempeln Trainer Wohlwend und Raffainer den HC Davos um

Nur der Eispalast muss noch auf Vordermann gebracht werden, die Sanierungen im Sportbereich sind durch. In Davos ist vieles neu.
Publiziert: 06.09.2019 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2019 um 10:44 Uhr
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Strukturwandel: Der neue Davos-Trainer Christian Wohlwend (l.) und der neue General Manager Raeto Raffainer auf der Baustelle in der Valliant Arena.
Foto: Sven Thomann
Dino Kessler (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Im Landwassertal blickt man in die Zukunft, ohne die Vergangenheit zu verdrängen – auch wenn die vergangene Saison eine zum Vergessen war. Mit Raeto Raffainer (37) als General Manager und Trainer Christian Wohlwend (42) hat sich die Marke «HCD» frisch positioniert. Sinniert wurde über den dringend notwendigen Strukturwandel im Lager des Rekordmeisters schon seit geraumer Zeit, nur liess sich dieser bei der übermächtigen Präsenz Arno Del Curtos nicht so einfach erzwingen. Wer mit seinen Erfolgen eine Ära prägt, wird nicht von der ersten Bodenwelle aus der Bahn geworfen.

Vergangenheitsbewältigung? Der ehemalige Nati-Direktor Raffainer wollte dabei nicht allzu tief schürfen: «Was zu klären war, habe ich mit den Spielern geklärt.» Kurz und bündig. Trainer Wohlwend reibt sich grundsätzlich nicht an der Vergangenheit auf. Und sowieso: «Der HCD ist heute dank den sportlichen Verdiensten Del Curtos eine Marke, ein Rekordmeister, der europaweit Ansehen geniesst. Und nun darf ich hier als Trainer arbeiten, das ist nur positiv, das will ich zelebrieren», sagt Wohlwend.

Neu sind beim HCD nicht nur Raffainer und Wohlwend. Die Co-Trainer Waltteri Immonen (Defensive), Johan Lundskog (Offensive) sowie Torhütertrainer Peter Mettler (aus dem Stab der Nati) sind für Wohlwend eher Partner als Assistenten, weil ein Coaching-Staff «aufgrund des Vertrauensprinzips funktioniert, da muss ein zwischenmenschlicher Austausch stattfinden».

Ein letztes Ausrufezeichen hinter die Tatsache, dass die Zeit der stummen Puck- und Hütchensammler im Rang von Assistenten endgültig vorbei ist. Natürlich trage zuletzt er die Verantwortung für das Resultatbulletin, aber er wolle nicht, dass die Spieler immer nur ihm zuhören müssen. Bei der Auswahl der Mitarbeiter wurde Wert auf Etikette gelegt –Wohlwend durfte seinen Einfluss geltend machen.

«So, wie das auch bei der Nati praktiziert wird», ergänzt Wohlwend. Den Job als Assistent von Patrick Fischer darf er weiter ausführen, weil sich im Schweizer Eishockey etwas bewegt hat. Auf Anregung Raffainers wurde das ungeschriebene Gesetz, das es Klubtrainern verunmöglicht, gleichzeitig bei der Nationalmannschaft eingesetzt zu werden, vom Tisch gewischt.

Und die sportlichen Perspektiven? Der HCD wird die Saison wegen der andauernden Renovationsarbeiten mit acht Auswärtsspielen beginnen. Ein Vorteil, weil der HCD die letzte Saison mit der schwächsten Heimbilanz aller NL-Teams beendete? «Wir spielen 25-mal zu Hause und 25-mal auswärts, die Reihenfolge interessiert mich nicht. Ausserdem wird das zuvor schon wunderbare Stadion in Zukunft noch heller strahlen – dann ist alles anders.»

Meister-DNA und Karacho

Das klingt nach erheblicher Zuversicht. Die offene Art und seine Begeisterungsfähigkeit sind jedenfalls auf die Mannschaft zugeschnitten: «Es gibt hier ein paar verrückte Typen, und ich mag verrückte Typen.» Ein Satz wie eine Reminiszenz an Del Curto.

Und es steckt immer noch genug Meister-DNA in diesem Team. An der hauseigenen Karacho-Philosophie wird Wohlwend wohlweislich nichts ändern. Das Prinzip «Vollgas» bekommt allerdings einen neuen Anstrich, ein Gemisch aus taktischen Vorgaben, viel Detailpflege und – für viele in Davos ein Schockerlebnis – statistischen Erhebungen und Berechnungen.

Voraussagen für die kommende Erntezeit lassen sich damit zwar keine stellen, aber mindestens ist der Acker bestellt.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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