Zwei Jahre Leidenszeit
SCB-Profi Lehmann ist endlich wieder voll im Saft

Keiner ist beim SCB schneller als Marco Lehmann. Das dürfte an seiner Kindheit liegen, in der er nicht nur in SCB-Bettwäsche schlief und Poster von Martin Plüss & Co. im Zimmer hatte, sondern auch gezielt an seiner Lauftechnik feilte.
Publiziert: 29.02.2024 um 06:47 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2024 um 07:19 Uhr
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Nach einem Solo übers ganze Feld trifft SCB-Stürmer Marco Lehmann gegen die ZSC Lions und kann sich bei der Spielerbank feiern lassen.
Foto: keystone-sda.ch
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Wenn man einem Spieler eine erfolgreiche Zeit gönnen mag, dann ist es Marco Lehmann (24). Zwei Jahre musste er bös unten durch. Als er noch bei den SCRJ Lakers spielte, litt er lange an den Folgen einer Hirnerschütterung, und letzte Saison bestritt er nur vier Spiele für den SCB. Eine Virus-Erkrankung, die er sich auf Kreta aufgelesen hatte, trieb ihr Unwesen mit Magen und Darm des Zürcher Oberländers. Er verzweifelte fast und nahm dabei zehn Kilo ab, an Spitzensport war nicht mehr zu denken.

Doch in dieser Saison ist Lehmann wieder voll im Saft und hat sich zu einem der Leistungsträger beim SCB entwickelt, was «eine Genugtuung ist», wie er sagt. In den letzten sieben Spielen traf er sechsmal. Mit 13 Toren und 17 Assists ist er der zweitbeste Skorer nach Kahun beim SCB.

In den schwierigen Zeiten hat Lehmann viel gelernt, zum Beispiel, seinen Job als Hockey-Profi mit anderen Augen zu betrachten, ohne dass er dabei den Biss vermissen liess. «Ich habe lernen müssen, alles etwas lockerer anzugehen», sagt Lehmann. Wenns einmal nicht so läuft, denke er daran zurück.

Grossmutter bastelte aussergewöhnlichen Halsschutz

Was bei Lehmann auffällt, ist sein enormer Speed. Beim letzten Trainingsbesuch von Blick erreicht er mit 33,89 km/h wie so oft die Höchstgeschwindigkeit im Team. Ist er gar der schnellste Spieler der Liga? «Ich weiss es nicht. Es gibt viele schnelle Spieler.»

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Auch bei der Frage, warum er so schnell sei, muss Lehmann passen. Geholfen haben dürfte ihm aber der Umstand, dass er während seiner Zeit als Bub beim EHC Wetzikon zwei-, dreimal pro Woche mit einer Eiskunstlauf-Lehrerin an seiner Lauftechnik feilte.

In dieser Zeit schlief Lehmann in SCB-Bettwäsche, und sein Kinderzimmer war mit Postern von Martin Plüss & Co. tapeziert. Wie kommt ein Zürcher Junge dazu, SCB-Fan zu sein? «Das kommt von meinen Grosseltern, die einen Bezug zu Bern haben und mich früh an SCB-Spiele mitnahmen.»

Seine Grossmutter war es auch, die Lehmann nach dem tragischen Tod von Nottingham-Stürmer Adam Johnson einen aussergewöhnlichen Halsschutz bastelte. Weil er sich unterhalb des Halses nicht einengen lassen will, trägt er ein Band aus schnittfestem Material. So erkennt man ihn sofort.

Nati-Coach Fischer vergleicht Lehmann mit Ambühl

Nati-Coach Patrick Fischer hat den 1,75 Meter kleinen und inzwischen wieder 75 Kilo schweren Stürmer vom Spielertyp her mit dem HCD-Evergreen Andres Ambühl (40) verglichen. «Ich konnte in der Nati mit ihm sprechen. Es ist faszinierend, was er in seinem Alter zeigt. Er ist auch ein schneller Spieler, er hat aber 10, 15 Kilo mehr als ich. Es ist mein Ziel, dass ich schwerer werde», sagt Lehmann.

Ein anderer Spieler, an dem er sich orientiert, ist Plüss, der sein Berater war, ehe er nun ab Mai als Sportdirektor beim SCB anfängt. «Das sind Spieler, bei denen ich versuche, Dinge abzuschauen. Ich probiere dann, ob es für mich auch funktioniert.» So achtet der Stürmer, der zusammen mit seinem Bruder, Thurgau-Stürmer Nico (22), ein Studium in Wirtschaft und Sport begonnen hat, beispielsweise darauf, wie sich seine Vorbilder in den Ecken verhalten.

Bleibt Lehmann gesund, dürfte er sich auch nach seiner bisher besten Saison weiter verbessern und nicht nur der SCB, sondern auch Nati-Coach Fischer noch viel Freude an der Rakete haben. Doch vorerst geht es für die Berner darum, sich einen Platz in den Playoffs zu sichern.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
30
28
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
29
7
53
4
EHC Kloten
EHC Kloten
30
-2
50
5
SC Bern
SC Bern
29
16
49
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
SCL Tigers
SCL Tigers
28
4
41
8
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
29
-16
39
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
30
-18
36
13
HC Lugano
HC Lugano
28
-25
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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