Erstes Spiel, erster Hattrick! Für Biel-Stürmer Toni Rajala beginnt die neue Eishockey-Saison am Freitag gegen Fribourg nahezu perfekt. Der Finne hämmert den Puck zum 1:0 ins Eck, trifft mit einem Schlenzer zum wegweisenden 2:1 und macht schliesslich mit dem 3:1 ins leere Tor alles klar. Nach 32 Treffern in der letzten Saison läuft Biels Tormaschine bereits wieder auf Hochtouren. Die Fans feiern ihren «Tönu» nach Spielschluss mit Sprechchören und fordern ihn zur Ehrenrunde auf.
Der Gefeierte selber bleibt bescheiden. «Wir waren recht solid, aber es war sicher noch nicht unser bestes Spiel. Wir können es noch viel, viel besser», so der 28-Jährige. Ob das bedeute, dass er dann sechs Tore schiesse, wird er scherzhaft gefragt. Rajala lächelt und sagt: «Nun, dieses Mal haben drei gereicht. Und allzu viele Hattricks habe ich ja noch nicht erzielt. Ich glaube, das war erst mein zweiter in der Schweiz.» An jenen in den Playoffs 2018 gegen Davos erinnert er sich, an jenen aus der letzten Saison gegen den SC Bern nicht mehr auf Anhieb.
Extraschichten nach Weltmeister-Titel
Dass er gleich im ersten Spiel der Saison derart zuschlägt, kommt für ihn selbst etwas überraschend. «Ich habe nicht erwartet, dass es mir schon so gut läuft. Denn der Sommer war schon sehr kurz für mich nach der WM», so Rajala, der im Mai mit Finnland in der Slowakei überraschend Weltmeister geworden war. «Ich hatte deshalb nur vier Wochen Sommertraining und musste ein paar Extraschichten einlegen, um wieder in Form zu kommen.»
Spricht der Scharfschütze über den WM-Titel vor vier Monaten, funkeln seine Augen. «Niemand hatte uns das zugetraut, die Medien in der Heimat schrieben im Vorfeld vom schlechtesten finnischen Team aller Zeiten.» Ein spezieller Moment bleibt dem Stürmer besonders in Erinnerung. «Dieses Gefühl bei der Schlusssirene im Final, einfach unbeschreiblich! Ich hatte zuvor noch nie etwas gewonnen.» Nach dem 3:1-Sieg im Endspiel gegen Kanada brechen bei Rajala und Co. alle Dämme. «Wir haben vier Tage lang nur Party gemacht. Bei der Rückkehr nach Helsinki wurden wir von Zehntausenden Fans gefeiert, zwei Tage später kamen zu einem Empfang in Tampere noch einmal 35'000. Das waren zwei unglaubliche Partys, die Leute drehten völlig durch.»
Vom WM-Titel der Finnen soll nun auch der EHC Biel profitieren. «Wir hatten an der WM den besten Teamgeist, den ich je in einer Mannschaft erlebt habe. Diesen Spirit versuche ich nun auch in Biel in die Garderobe zu bringen.» Konkret bedeutet das: «Wir wollen es neben dem Eis zusammen lustig haben, auf dem Eis aber alles für den Erfolg machen.» Das nächste Mal schon heute Abend in Genf.
Pesonen: «Es war nicht unser bester Tag»
Noch nicht ganz so grandios läuft es beim Start seinem Weltmeister-Kollegen Harri Pesonen (31): Seine SCL Tigers verlieren gegen Servette.
An der WM schoss Pesonen, der vor Spielbeginn ein spezielles Shirt, Halb-Tiger-Halb-Finnland erhält, das letzte Tor des Turniers. Es war das 3:1, welches das Finale gegen Kanada entscheidet. Nun muss der Weltmeister im ersten Liga-Spiel das gleiche Resultat erklären. Fast zumindest. Denn diesmal siegt der Gegner 3:1. «Wir starteten gut, spielten lange Powerplay, konnten skoren und wir hatten das Momentum erobert.» Dann sei Servette smarter gewesen. «Sie sorgten für viel Verkehr vor unserem Tor und übernahmen den Lead. Es war nicht unser bester Tag.»
Entschlossen erklärt der Weltmeister: «Nun analysieren wir und schlagen am Dienstag zurück. Letzte Saison spielten wir auswärts besser. Nun wollen wir auch ein starkes Heimteam werden.»
Der WM-Titel hilft auch Langnau
«Mit Finnland waren wir nicht das talentierteste Team, aber wir arbeiteten hart. Wir hatten gute Spieler, alles war möglich.» Dies soll auch Langnau motivieren. «Man soll grosse Träume haben und etwas Grosses erreichen wollen. Nichts ist unmöglich. Schon letzte Saison war es eng gegen Lausanne. Wir wollen diese Saison mehr gewinnen.»
Pesonen ist nach Jeff Shantz (2003-2005) erst der zweite Spieler, der als amtierender Weltmeister bei Langnau spielt. Hier fühlt er sich wohl. «Wir hatten letzte Saison einen sehr guten Start und konnten vieles erreichen. Es sind frische Gesichter dazugekommen und der Kern ist geblieben.» Etwas aber ist anders geworden: Die Gegner können nicht mehr überrascht werden.
Weltmeister ohne NHL-Stars
Letzte Saison kämpfte er mit Verletzungen und in den Playoffs sei er nicht in guter Verfassung gewesen. «Ich sprach mit dem finnischen Head-Coach. Er gab mir drei Wochen zur Erholung, dann sollte ich wieder anrufen. Ich konnte dann ins Trainingscamp, hatte aber keine grossen Erwartungen.»
Doch die Gruppe rückte zusammen. «Oft stossen dann die Spieler aus Nordamerika dazu. Wir dachten, dass viele kommen werden und längst nicht alle von uns an die WM können.» Aber dann war zu vernehmen, dass nur ein oder zwei NHL-Finnen kommen werden. «Dann war klar, dass gar keiner kommt. Das gab uns ein starkes Vertrauen, wir kannten uns mittlerweile gut und die Chemie stimmte.»
«Wenn man gewinnt, will man mehr»
Am Turnier wurde gleich zum Start Kanada geschlagen. «Wenn man gewinnt, will man mehr. Wir waren nie zufrieden, wir wollten der Erfolg.» Auch der 1:3-Rückstand gegen Schweden im Viertelfinale konnte Pesonen und seine Mannschaft nicht mehr stoppen. Nach dem Sieg in der Overtime «wussten wir, dass wir alle schlagen können.» Bei seinem schliesslich entscheidenden Treffer sei ein guter Screen gewesen. «Wir hatten wenige Chancen, wie bei meinem Tor. Ich sah die Möglichkeit, da war ein guter Screen, ich versuchte mein Glück und glücklicherweise ging er rein.»
Mit diesem Selbstvertrauen im Rücken will er nun gegen Fribourg den ersten Saisonsieg mit den Tigers holen.
Siege für Lindbohm und Koivisto
Neben Rajala und Pesonen spielen noch zwei weitere aktuelle Weltmeister in der National League: Lausannes Verteidiger Petteri Lindbohm (25) und neue Miika Koivisto (29) beim SC Bern. Beide starten mit Siegen in die Saison. Lindbohm bucht beim 5:2 in Lugano einen Assists. Koivisto bleibt beim 6:3 gegen die SCRJ Lakers wie Pesonen ohne Punkt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EV Zug | 22 | 17 | 36 | |
6 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 22 | -7 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |