SC Bern – EV Zug 4:5 n.P.
Das Spiel – Der SCB steckt in der Krise. Erstmals seit 2016 und nach drei Meistertiteln. Die Fanseele kocht. «Euer Motto glaubt keine Sau», steht auf einer Banderole und ist eine Anspielung auf eine Werbekampagne, in der man mit kernigen Sprüchen seine Stärke unterstreichen will.
Auch auf Social Media lassen einige Dampf ab, fordern ein Köpferollen. «So ist nun mal das Leben», meinte einst Büne Huber, der Frontmann der wunderbaren Berner Mundart-Band Patent Ochsner, zu SonntagsBlick. «Mal oben und mal unten. Mal easy going und mal Gemurks und Geknüppel. Und die meisten meiner schwererziehbaren Freunde sehen wie immer nur eine Lösung: Massenentlassungen. Bin heilfroh, dass das nicht meine Chefs sind.»
Das Spiel gegen Zug wird kaum zur Beruhigung beitragen. Auch wenn die Fans nach elf Minuten Luftsprünge machen. 3:0 führt das Heimteam, spielt den EVZ an die Wand. Zug-Coach Dan Tangnes sieht sich nach 153 Sekunden und dem 0:2 bereits zu einem Timeout genötigt. Bern wirkt entschlossener, setzt den Gegner früh unter Druck und zwingt ihn so zu Fehlern.
Der SCB zeigt – zumindest in der Anfangsphase –, dass die Mannschaft noch lebt. Im selben Einsatz werfen sich Gregory Sciaroni und Marc Kämpf in die Geschosse des Gegners, tragen Blessuren davon. Kämpf schleppt sich gar kriechend auf die Bank zurück.
Zug hängt in den Seilen. Doch dann baut Bern den Gegner gleich selbst wieder auf. 43 Sekunden nach dem 3:0 wird der neue SCB-Ausländer Andrew MacDonald von Carl Klingberg überlaufen. Zugs Schwede zieht alleine auf SCB-Keeper Niklas Schlegel los – und verkürzt.
Die Höchststrafe für den verunsicherten Meister: Im zweiten Drittel kassiert Bern gleich zwei Tore in Überzahl. Beim 3:2 verliert Arcobello die Scheibe. Beim 3:3 lanciert Kovar Klingberg. Insgesamt viermal kommt ein Zuger alleine vor Schlegel zum Abschluss!
Fünf Minuten kann Bern mit einem Mann mehr spielen, nachdem EVZ-Rüpel Johan Morant wegen Checks von hinten an Arcobello unter die Dusche muss. Doch Zug erzielt in dieser Phase das 3:3.
Der Meister steckt nicht auf, hat mit drei Pfostenschüssen Pech, geht 13 Minuten vor Schluss aber wieder in Führung. Doch als Zug Goalie Genoni durch einen sechsten Feldspieler ersetzt, gelingt dem EVZ 57,1 Sekunden vor Schluss das 4:4. In der Arena herrscht blankes Entsetzen.
Am Ende fügt der EVZ dem Meister im Penaltyschiessen die dritte Pleite in Serie zu. Nun sollen Teamevents in der Nati-Pause den taumelnden Meister wieder in die Spur bringen. (A.R.)
Out – SCB-Stürmer Daniele Grassi, der in Lausanne beimVersuch, Petteri Linbohm zu checken, in die Bande krachte, hat sich das Schlüsselbein gebrochen und fällt zwei Monate aus. Damit fehlen sieben Bern Stammspieler.
Jubilar – SCB-Captain Simon Moser bestreitet sein 300. Spiel für den SCB.
Der Beste – Carl Klingberg (Zug), zwei Tore, ein Penalty
Die Pflaume – Johan Morant (Zug), gefährlicher Check an Arcobello.
Tore 2. Praplan (Andersson, Arcobello) 1:0. 3. Berger (Praplan) 2:0. 11. Scherwey (Ebbett) 3:0. 12. Klingberg 3:1. 26. Leuenberger (SH!) 3:2. 37. Klingberg (SH!) 3:3. 47. Scherwey (Krueger, Rüfenacht) 4:3. 60. Kovar 4:4.
Ambri-Piotta – ZSC Lions 2:3
5317 Fans
Das Spiel – Der Letzte empfängt den Ersten. Alles klar, oder? Und tatsächlich sind es zu Beginn die Zürcher, welche das Spiel bestimmen. Ambri kommt zunächst bei Gleichbestand kaum einmal in die Nähe des Tors von Lukas Flüeler. Doch allmählich gelingt es der Mannschaft von Luca Cereda, sich in der Partie festzubeissen. Und nach ihrem dritten Powerplay kommen die Hausherren durch Matt D’Agostini zum Ausgleich.
Die ZSC Lions lassen sich von den aufsässigen Tessinern in Zweikämpfe verwickeln, bekunden lange Mühe, ihr Spiel aufzuziehen, verlieren Kontrolle und Initiative. Die individuellen Qualitätsunterschiede der beiden Teams verschwinden. Und nach einem Puckverlust von Fredrik Pettersson schiesst Fabio Hofer die Biancoblù in Führung. Die Leventinesi träumen bereits von einer perfekten Woche mit drei Siegen, inklusive Derby-Triumph.
Doch die Lions entreissen Ambri den Lohn für einen grossen Kampf eiskalt. Im Powerplay gleicht Severin Blindenbacher, dessen Zukunft beim ZSC ungewiss ist, mit seinem ersten Saisontor aus. Und 19 Sekunden vor Schluss drückt Maxim Noreau die Scheibe über die Linie und auf der Pressetribüne schlägt Ambri-Sportchef Paolo Duca mit der Hand auf den Tisch. Am Sonntag soll er Ex-NHL-Stürmer Scottie Upshall (36) zum medizinischen Test erwarten, um zu prüfen, in welchem Zustand der Kanadier nach über einer Saison ohne Spielpraxis ist. (sr)
Der Beste – Noreau (ZSC). Der einstige Ambri-Verteidiger entscheidet die Partie spät noch.
Die Pflaume – Pettersson (ZSC). Leichtfertiger Puckverlust vor Hofers Treffer.
Tore – 12. Berni (Roe) 0:1. 16. D’Agostini (Plastino, Rohrbach) 1:1. 38. Hofer (D’Agostini) 2:1. 50. Blindenbacher (Geering, Hollenstein/PP) 2:2. 60. Noreau (Krüger) 2:3.
HC Davos – Lausanne 4:3
Das Spiel – HCD-Trainer Christian Wohlwend beschreibt im Vorfeld Gegner Lausanne als launische Mannschaft. Wenns ihr laufe, dann wie am Schnürchen. Und wenn nicht, finden sie selten wieder den Tritt im Spiel. Nach dem 5:0-Triumph gegen Bern könnten die Westschweizer zudem eher im Schwung sein als der HCD nach seinem 4:3-Zittersieg in Rappi. Allerdings dauert es bei beiden Teams, bis sie in Fahrt kommen. HCD-Söldner Palushaj droht zum Buhmann zu werden, als er nur 13 Sekunden nach seinem ersten Zweier gleich die nächste Strafe kassiert – und Bertschy im Powerplay den Führungstreffer erzielt. Doch der Ami mit albanischen Wurzeln bügelt es wieder aus: Palushaj erzielt in Überzahl zwei Treffer, und verdoppelt damit seine bisherige Ausbeute an Toren. Dass die Westschweizer dermassen in Rückstand geraten, haben sie ihrem fragilen Boxplay zu verdanken. Goalie Stephan muss seinen Arbeitsplatz nach drei Gegentoren innert dreieinhalb Minuten räumen. Als sich die Lausanner wieder heran gearbeitet haben und am Ausgleich schnuppern, hören sie trotzdem nicht damit auf, Strafen zu produzieren. So bleibt der HCD zuhause noch unbesiegt. (N.V.)
Der Beste – Palushaj (Davos).
Die Pflaume – Heldner (Lausanne). Verdeckt seinem Goalie beim 1:2 die Sicht.
Tore – 25. Bertschy (Frick, Emmerton/PP) 0:1. 27. Baumgartner 1:1. 28. Stoop (Guerra) 2:1. 30. Palushaj (Du Bois, Ambühl/PP) 3:1. 34. Palushaj (Tedenby, Corvi/PP) 4:1. 37. Vermin (Nodari, Jeffrey) 4:2. 44. Vermin (Junland, Herren/PP) 4:3.
SCL Tigers – Rapperswil-Jona 4:1
6000 Fans
Das Spiel – Ausgerechnet Benjamin Neukom, der in Rapperswil aufgewachsen ist und als Verbundenheit zu seiner Heimatstadt drei Rosen auf den Arm tätowieren liess, bringt die Tigers gegen die Lakers in Front. Verrückt: Mit zwei zusätzlichen Assists gelingen dem 28-Jährigen an einem Abend dreimal mehr Skorerpunkte als in den ersten 16 Runden zusammen.
Bester Mann des Abends ist aber Neukoms Sturmkollege Julian Schmutz, der mit zuvor erst zwei Toren ebenfalls nicht überragend in die Saison gestartet ist. Gegen die Lakers trifft er doppelt, sein Solo zum 3:1 ist grosse Klasse. Beim 4:1 hämmert er den Puck aus der Distanz ist weite Eck. Danach gerät der dritte Tigers-Sieg in Folge nie mehr in Gefahr. Bitter für die Tigers: Sie verlieren bereits früh ihren Aggressiv-Leader Chris DiDomenico, der nach einem von ihm verübten Check ausscheidet.
Und Rappi? Die vierte Pleite am Stück fällt zu hoch aus, die Lakers sind lange ebenbürtig und nach dem Ausgleich zum 1:1, der von den Schiris lange auf Video überprüft wird, sogar klar aktiver. Punkte gibt es dafür freilich trotzdem nicht. Zusätzliches Pech: Stürmer Casutt fällt Ende des Mitteldrittels verletzt aus. (C.S.)
Der Beste – Julian Schmutz (Tigers). In den ersten 16 Partien zwei Treffer, nun gleich viele an einem Abend.
Die Pflaume – Casey Welmman (Lakers). Minus-3-Bilanz. Fragwürdig, dass er in der Halle trotzdem zum besten Spieler des Abends gewählt wird.
Tore – 11. Neukom (Earl, Schmutz) 1:0. 20. Hüsler (Casutt, Ness) 1:1. 34. Leeger (Glauser) 2:1. 39. Schmutz (Neukom) 3:1. 48. Schmutz (Earl, Neukom) 4:1.
HC Lugano – EHC Biel 1:2
5868 Fans
Das Spiel – Vor der Partie rückt Luganos Sportchef Domenichelli die Vollzugsmeldung raus: Atte Ohtamaa verlässt die Schweiz in Richtung KHL. Eine Erfolgsmeldung ist das nicht. Die Tessiner tun sich danach aber auch beim letzten Auftritt des finnischen Verteidigers sehr schwer in der Defensive. Und vorne tut sich lange auch nichts. Biel geht nach einer Standardsituation (Bully) mit Leichtigkeit in Führung, ein zweiter Treffer fällt dem Videostudium der Schiedsrichter zum Opfer (Torhüterbehinderung).
Ein Glück für Lugano, das danach endlich Emotionen zeigt und etwas in Schwung kommt. Die Entscheidung fällt nach einem Bieler Konter: Neuenschwander fälscht ein Zuspiel des ex-Luganesen Ulmer volley ab. Danach packt Lugano die Brechstange aus. Der Ausgleich gelingt nach einer heftigen Druckphase, aber die Schiedsrichtern lassen sich nicht darauf ein: Lajunen hatte den Puck mit der Hand über die Linie gedrückt. Für Lugano kommt die Nati-Pause zum rechten Zeitpunkt, seit der Derby-Niederlage geht nix mehr. (dk)
Der Beste – Hiller (Biel).
Die Pflaume – Lammer (Lugano).
Tore: 23. Kreis (Rajala) 0:1. 47. Loeffel (Klasen/PP) 1:1. 55. Neuenschwander (Ulmer) 1:2.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |