ZSC-Stürmer Roman Wick
«Im Sommer wäre ich fast ertrunken»

Roman Wick spricht im grossen Interview über seine Diät, seine Beiz «Stubä» und seine Erlebnisse als Backpacker in Südamerika.
Publiziert: 01.10.2017 um 14:06 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:37 Uhr
1/5
«Es macht mir ein wenig Angst», sagt Wick über sein Leben nach der Hockey-Karriere.
Foto: Christian Merz
Stephan Roth und Angelo Rocchinotti

Sie haben vorgeschlagen, dass wir uns in einem vegetarischen Restaurant treffen. Essen Sie kein Fleisch mehr?
Weniger. Nachdem ich seit letztem Dezember Magen-Darm-Probleme hatte, habe ich die Medikamente weggelassen und es mit einer Ernährungsumstellung versucht.

Was essen Sie denn?
Weniger rotes Fleisch und ich ernähre mich einfach bewusster. Ich lasse Pasta weg und esse mehr Quinoa, Reis oder Linsen. Davor war ich nie einer, der gross auf die Ernährung geachtet hat. Ich kochte auch nie selber. Severin Blindenbacher bei uns im Team ist ein sehr guter Koch. Er gibt mir jeweils Tipps. Und dann gibt es auch Youtube.

Was machen Sie eigentlich nach Ihrer Karriere?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich weiss es nicht. Bis dahin dauert es hoffentlich noch einige Jahre. Die nächsten vier, fünf Jahre möchte ich noch Hockey spielen. Ich empfinde es als ein riesiges Privileg, das was ich liebe, als Beruf ausüben zu können. Ich habe meine körperlichen Baustellen und meine Verletzungen, bei denen ich extrem achtgeben muss. Darum gab ich auch meinen Nati-Rücktritt.

Denken Sie ab und zu über Ihre Zukunft nach?
Ja, wenn man über 30 ist im Hockey, beginnen solche Gedanken. Ich muss ehrlich sagen: Es macht mir ein wenig Angst. Es wird dann ein völlig neues Leben beginnen. Ich habe immer Hockey gespielt. Ich kenne die Arbeitswelt nicht.

Sie sind ja schon Mitbesitzer der Beiz «Stubä» bei der Zürcher Langstrasse. Was machen Sie da?
Ich bin grundsätzlich Investor. Zusammen mit Ex-Spieler Lukas Grauwiler bin ich für die Dekoration zuständig. Sonst bin ich nicht an der Front.

Läuft das Lokal gut? Die Gastronomie gilt ja als hartes Pflaster.
Ja, wir sind eigentlich sehr zufrieden. Im Sommer feierten wir das dreijährige Jubiläum. Es ist interessant, meine ganze Familie ist in der Gastronomie tätig. Meine Eltern führten ja die «Snus-Bar» in Kloten, die dann meine Schwester übernahm. Ich konnte von ihnen viel lernen. Dennoch haben wir Fehler gemacht.

Welche?
Zum Beispiel beim Umbau, den wir zum Teil auch selbst machten. Da hatten wir die Säulen ausgepackt, so dass es so richtig geil im Vintage-Stil aussah. Ein halbes Jahr später kam die Feuerpolizei und sagte: «Seid ihr eigentlich verrückt! Wenn es hier brennt, stürzt sofort alles ein.»

Gab es bei der «Snus»-Bar Probleme wegen Ihrem Wechsel von Kloten zum ZSC?
Meine Schwester musste sich ab und zu einen blöden Spruch anhören wegen mir. Von Leuten, die keine Ahnung hatten, wie das gelaufen war mit meinem Wechsel. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er es mir sagen.

Die «Stubä» war während den Playoffs in den Schlagzeilen, weil der damalige Einzelrichter Victor Stancescu im Verwaltungsrat Ihrer Gastro-AG ist.
Ich finde es schlecht, was von Seiten von Lugano passierte. Victor und ich sind gute Kollegen, sind nebeneinander aufgewachsen. Aber: Wenn es einen gibt, der seinen Job professionell und korrekt angeht, ist es Stancescu. Endlich hätte man einen guten Mann gehabt.

Apropos Playoffs. Denken Sie viel daran?
Dass wir die letzten zwei Male schon in der ersten Runde rauszuflogen, war die Höchststrafe.

Wie lange nagte das an Ihnen?
Bei mir persönlich schon den ganzen Sommer.

Tatsächlich? Auch wenn Sie die Sonne genossen haben?
Ja, Hockey ist mein Leben. Ich spiele seit ich fünf Jahre alt war. Ich denke grundsätzlich jeden Tag über Hockey nach. Wenn die Saison zweimal so zu Ende gegangen ist, beschäftigt mich das.

Wie viel werfen Sie sich selbst vor?
Viel. So bin ich. Ich werfe mir immer sehr viel vor. Ich mache mir viel Druck.

Denken Sie, dass man ein falsches Bild von Ihnen hat? Viele glauben, dass Ihnen Hockey gar nicht so wichtig ist.
Ist das so?

Sie sind ja schon jemand, der das Leben geniesst.
Ja, aber geniessen wir nicht alle grundsätzlich das Leben?

Sie sind Beizen-Mitbesitzer, spielen Gitarre und auf dem Eis ein Techniker…
Was man in der Öffentlichkeit von mir denkt, kann ich nicht kontrollieren. Die Leute in meinem Umfeld, die mich kennen, wissen, wie wichtig mir das Eishockey ist.

Sie werden auch als Spieler als Künstler in eine Schublade gesteckt.
Ich finde, wenn man bei den ZSC Lions einen als Künstler bezeichnen kann, dann ist das Robert Nilsson. Ich liebe es, einem Künstler zuzuschauen oder mit einem zusammen zu spielen. Und wenn wir beim Bild bleiben, dann ist Nilsson in einer der oberen Schubladen.

Sie gelten als einer, der es eher locker angeht.
Nur weil ich sonst im Leben eher ein gelassener Typ bin, gerne Gitarre spiele und Mitbesitzer einer Bar bin, kann man das nicht mit dem, was ich auf dem Eis zeige, vergleichen. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Sie selbst haben nie mitgekriegt, dass man so über sie denkt?
Mir sagen schon manchmal Kollegen: Du nimmst es so cool, du wirst nie sauer und bleibst immer ruhig. Doch auf dem Eis werde ich durchaus wütend. Und ich habe auch schon gezeigt, dass ich physisch spielen kann. Ich weiss aber auch, dass ich nicht der Aggressivleader bin. Ich habe das Gefühl, dass ich andere Stärken habe, um etwas zum Erfolg beizutragen.

Cool: Roman Wick.
Foto: Christian Merz

Beim Meistertitel 2014 hatten Sie sich noch gegen Widerstände durchgesetzt. In den letzten zwei Jahren hat man diesen Wick nicht mehr gesehen.
Da blieben mir nicht viele Playoff-Spiele, um dieses Bild aufrecht zu erhalten. Und ich bin mir bewusst, dass der letzte Eindruck nicht der Beste ist. Ich habe mehr von mir erwartet. Ich versuche, das abzuhaken. Jetzt müssen wir etwas Neues aufbauen. Und alle wissen, dass wir ein Titelkandidat sind.

Kann das mit den schwedischen Trainern Hans Wallson und Lars Johansson beim ZSC noch etwas werden?
Ja, sie haben nach Marc Crawford eine völlig andere Philosophie reingebracht. Doch wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen mit dem System und unserem Hockey…

…In Schweden hatten die Beiden viel Erfolg. Ist es denn für Schweizer so schwierig zu begreifen?
Wir versuchen, die Vorgaben umzusetzen. Es war nicht nur für uns, sondern auch für die Trainer eine grosse Umstellung. Ich denke, dass kommt schon noch. Ralph Krueger sagte das immer so gut: «Es ist ein Prozess.»

Warum absolvieren Sie eigentlich das Sommertraining teilweise nicht hier?
Ich habe jeweils einen Monat in Südamerika trainiert. Ich arbeitete mit einem Personal Coach in Argentinien, wo meine damalige Freundin herkam, und diesmal in Brasilien. Ich hatte das gleiche Programm wie die anderen. In Südamerika arbeite ich noch härter, um zu zeigen, dass es auch so möglich ist und um bei den Fitness-Tests gut abzuschneiden.

Sie sagten einmal, dass sich als Backpacker durch die Welt reisen würden, wenn Sie nicht Hockey-Spieler wären.
Vielleicht komme ich nach meiner Karriere dazu. Ich wollte immer schon mal so richtig lang, für ein Jahr oder zwei, auf Reisen gehen. Die Welt zu sehen, ist etwas vom Coolsten, was man machen kann. Ist es für mich das, was das Leben auch ausmacht. Etwas zu sehen, etwas zu erleben. Dadurch wird man auch reicher an Erfahrung.

Haben Sie im Ausland auch schon heikle Momente erlebt?
Im letzten Sommer bin ich fast gestorben beim Surfen. In Brasilien, südlich von Rio. Da haben wir uns überschätzt. Da waren die Wellen höher als erwartet. Da wurde ich tief unter Wasser gedrückt. Ich geriet in Panik. Ich tauchte auf und schnappte nach Luft und schluckte gleich die nächste Welle. Es hatte auch andere Surfer erwischt. Danach lagen wir alle völlig ausgepumpt am Strand. Es war ein prägendes Erlebnis für mich.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?