BLICK: Robert Nilsson, in Ihrem Fall drängt sich die Frage sofort auf: Wie geht es Ihnen?
Robert Nilsson: Ich fühle mich besser und besser. Es war ein harter Weg. Ich hatte in meiner Karriere schon mehrere Hirnerschütterungen, aber diese war die schlimmste. Manchmal wenn ich es übertreibe, auf oder neben dem Eis, wirft es mich wieder etwas zurück. Dann muss ich mich wieder aufbauen. Aber in meinem alltäglichen Leben fühle ich mich praktisch wieder normal. Hin und wieder werde ich zwar noch schneller müde als davor, aber nach einem kurzen Nickerchen oder einer 20-minütigen Meditation bin ich wieder fit.
Müde wovon? Zu vielen Einflüssen? Lesen oder Fernsehschauen?
Nein, davon nicht mehr. Einfach wenn ich mir an einem Tag energiegeladen zu viel zumute, zum Beispiel nach einem langen Spaziergang noch leicht jogge. Das macht mich schneller müde.
Den Kopf oder den Körper?
Beides. Das ist so schwierig zu beschreiben. Doch meine Reha läuft gut, ich spüre Fortschritte. Nicht täglich, aber von Woche zu Woche und Monat zu Monat.
Werden Sie noch von Ihren Teamkollegen nach dem Befinden gefragt?
Schon, aber jetzt nach einem Jahr nicht mehr so häufig wie noch am Anfang. Das ist sogar besser für mich, es setzt mich weniger unter Druck.
Wie regelmässig sind Sie in der Kabine oder im Training?
Meine Reha mache ich mal mit dem Team, wenn ich aufs Eis gehe. Und mal für mich alleine, wenns um die Ausdauer geht. Ich versuche, nicht jeden Tag in der Garderobe zu sein, das ist hilfreicher für mich. Der ganze Prozess fällt mir dann leichter.
Weil es sonst noch härter ist, zwar nahe beim Team zu sein, aber doch nicht mitspielen zu können?
Genau.
Wie leicht fällt es Ihnen, die Spiele zu schauen?
Wenn sie gut spielen, dann fällt es mir leicht (lacht). Und das war ja in letzter Zeit vermehrt wieder der Fall zum Glück. Ich geniesse es, meine Teamkollegen spielen zu sehen oder ein NHL-Spiel zu verfolgen.
Hadern Sie dann nicht viel eher damit, dass Sie schon so lange nicht mehr spielen können?
Wenn Sie meinen, ob ich traurig darüber bin oder eine Depression deswegen hatte, ja, aber das war am Anfang, als ich nur zuhause sein und nichts tun konnte. Da hatte ich solche Emotionen. Aber wenn ich jetzt die Spiele hier schaue, bin ich nicht traurig, sondern will einfach nur dem Team helfen.
Fühlen Sie sich da noch als Teil einer Mannschaft, wenn Sie seit über einem Jahr kein Spiel mehr mit Ihren Teamkollegen bestreiten konnten? Ist das nicht komisch?
Doch, das ist es. Es sind gemischte Gefühle. Wenn ich mit den Jungs Zeit in der Kabine verbringe, wir blöd quatschen, dann gehöre ich ja zum Team. Aber natürlich fehlt dieses gewisse Etwas. Vor den Spielen, wenn in der Garderobe diese besondere Chemie entsteht und sich aufbaut, diese Gefühle fehlen.
Fühlen Sie sich noch als Profisportler?
Sicher. Wenn ich jetzt seit einem Jahr gar nichts machen könnte, würde es sich vielleicht wie ein Rücktritt anfühlen. Aber nach etwa fünf Monaten konnte ich mit der Rehabilitation beginnen. Und startet man damit, macht man es in meinem Fall, um zunächst ein normales Leben führen und auch um eines Tages wieder Hockey spielen zu können.
Ist das die härteste Erfahrung Ihrer Karriere?
Definitiv.
Am 19. Januar 2018 zogen Sie sich Ihre 6. oder 7. Hirnerschütterung zu. Beschreiben Sie uns, unter welchen Symptomen Sie auch heute noch leiden.
Das ist abhängig davon, was ich mache. Es gibt Tage, an denen habe ich absolut keine Energie und kann wirklich nichts tun. Dann werde ich beinahe panisch. Etwas Schlaf hilft mir dann. Oder wenn ich es im Eistraining übertreibe, bekomme ich Kopfweh, mir wird schwindlig und übel. Aber die schlimmsten Zeiten, in denen ich nur im Dunkeln liegen konnte, sind zum Glück vorbei.
Darum war Ihr erstes Ziel, zurück zur Normalität zu kommen?
Genau, das war das Wichtigste für mich. Ich lebe ja hoffentlich noch sechzig Jahre (schmunzelt). Um ehrlich zu sein, ich habe nicht einen Moment an Hockey gedacht, bevor ich mich im Alltag nicht wieder normal gefühlt habe. Mein erstes Ziel war einfach, zwei gute Tage nacheinander zu haben.
Ist da manchmal eine Hilflosigkeit da, Frust? Auch weil bei einer Hirnerschütterung nicht wie bei einem Beinbruch gesagt werden kann, dass in vier Wochen wieder alles verheilt ist?
Oh ja, ich würde mir lieber beide Beine gleichzeitig brechen. Ich fühlte mich manchmal hilflos und frustriert gleichzeitig. Die Ärzte, die Forscher, man weiss immer noch viel zu wenig über Hirnerschütterungen. Es ist eine schwierige Verletzung.
Haben Sie sich intensiv mit dem Thema befasst und wissen nun mehr darüber?
Natürlich, aber vor allem weiss ich mehr über meinen Körper, die Symptome, was mir hilft und was nicht.
Wie vorher Eishockey Ihr Leben bestimmt hat, tat es die letzten Monate das Thema Hirnerschütterung?
Ja, das kann man so sagen. Es beeinflusst das ganze Leben. Es ist mit nichts vergleichbar, was ich je erlebt habe und das Härteste, was ich je durchgemacht habe. Etwas, das ich niemandem wünsche, durchmachen zu müssen.
Wie halten Sie die Hoffnung hoch, nochmals spielen zu können?
Indem ich auf meinen Körper höre, mich auf die Reha konzentriere und hoffentlich jede Woche mehr tun kann als noch die Woche zuvor. Die Fortschritte halten meine Hoffnung hoch.
Denken Sie, Sie könnten die Angst vor einer weiteren Hirnerschütterung auf dem Eis verdrängen, wenn Sie zurückkehren?
Diese Frage kann ich noch nicht wirklich beantworten, bevor diese Zeit gekommen ist. Aber wenn ich Angst haben würde, dann wäre es schwierig, zu spielen. Jeder Spieler muss für sich selbst entscheiden, ob es für ihn wert ist, weiterzuspielen oder nicht.
Ist es das Risiko wert für Sie?
Ich bin immer noch hier und arbeite an meiner Rückkehr, also ja. Und erst wenn ich bereit dafür bin, werde ich sehen, wie es sich anfühlt. So weit denke ich jetzt noch nicht.
Ihre Freundin Sascha oder Ihr Vater Kent, ein Ex-Spieler, machen sich keine Sorgen?
Natürlich, sie möchten, dass ich ein gesundes Leben habe. Mein Vater hatte während seiner Karriere keine Hirnerschütterungen, aber dafür viele andere Verletzungen, die ihm heute noch Schmerzen bereiten.
Was wünschen Sie sich jeden Tag?
Mein grösster Wunsch ist, hundertprozentig gesund zu werden. Das bedeutet, Hockey oder Tennis spielen zu können, und mich einfach wieder gut zu fühlen danach. Und nicht schlecht. Muskelkater ist ja okay, dann spürt man, dass man sich bewegt hat. Aber den nächsten Tag im Bett verbringen zu müssen, weil man es übertrieben hat, ist nicht lustig.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |