Herr Lüthi, wie lange hat es in Ihnen gebrodelt, bis Sie explodiert sind?
Marc Lüthi: Lange. Aber es geht nicht nur um mich. So wie ich mich fühle, fühlen sich viele Leute. Diese Feelings und Gedanken wollte ich den Spielern rüberbringen. Sie alleine sind es, die den Karren aus dem Dreck ziehen können. Jeder muss mehr geben.
Also war Ihre Kabinenpredigt eine bewusste Massnahme?
Sie entstand aus der Situation heraus. Ich war frustriert. Es brach aus mir heraus. Jetzt kann eine solche Massnahme noch helfen. Noch bleibt Zeit für Korrekturen.
Wie haben Spieler und Trainer reagiert?
Niemand findet das cool. Und ich eigentlich auch nicht.
Haben Sie den Eindruck, dass sich die Spieler zu wenig anstrengen?
Man kann immer mehr tun. Zudem bringt es nichts, unnötig Energie zu verpulvern und nach jedem Schiedsrichter-Entscheid den Kopf zu schütteln. Die Spieler müssen vorwärts schauen, haben zu tun, was ihnen der Coach sagt.
Wie erklären Sie sich die Misere?
Neben dem technischen Können spielt sich im Sport vieles im Kopf ab. Wir hatten einige Tiefs. Es gab Goalieprobleme, Verletzte, und, und, und. Wir gerieten in eine Negativspirale und fanden keinen Weg mehr heraus. Wir sammeln wie Eichhörnchen Punkte, holen aber nie drei Zähler.
Glauben Sie, dass sich die Spieler hinter dem Trainer verstecken?
Es gibt solche und andere. Das muss jetzt aufhören. Jeder muss sich an der eigenen Nase nehmen. Es gibt keine Ausreden mehr.
Ziehen Sie mit Lars Leuenberger durch?
Das kann ich nicht versprechen. Im Moment sehe ich aber keinen Grund, weshalb es mit einem neuen Übungsleiter besser laufen sollte.
Sportchef Chatelain sagte, Leuenberger mache keine Fehler. Stimmen Sie zu?
Alle machen Fehler. Angefangen bei mir. Wir müssen aus dieser Negativspirale rauskommen. Wenn immer möglich mit dieser Crew.
Was machen Sie falsch?
Ich weiss es noch nicht. Fragen Sie mich in drei Monaten noch einmal.
Werden jetzt Spieler aussortiert?
Im Moment muss niemand gehen. Im Moment muss jeder seinen Job machen. Von oben nach unten, von links nach rechts. In Biel fand ich, es müsse mal Klartext geredet werden. Auch wenn ich jetzt wieder primitive Mails erhalte.
Auch auf den sozialen Medien brodelt es. Einige fordern Ihren Kopf.
An mir kann man rumnörgeln, so viel man will. Das ist mir schnuppe. Nicht aber Kritik an der Organisation.
Kritik prallt doch an niemandem einfach so ab.
Doch, an mir schon. Soll ich mir denn jedes Mal den Kopf zerbrechen, wenn jemand meinen Rücktritt fordert?
Der Vorwurf ist immer derselbe: Der SCB mache lieber wieder eine Beiz auf, statt in den Sport zu investieren.
Wir machen eine Beiz auf, damit wir uns den Sport leisten können. Das begreifen noch immer viele Leute nicht. Das Geld wächst nicht auf den Bäumen. Wir haben noch nie einen Rappen aus dem Sport in die Gastronomie gepumpt. Vielmehr fliesst aller Gewinn aus der Gastronomie in den Sport. Sonst könnten wir schon längst kein kompetitives Team mehr stellen. Wir müssen jeden Rappen selbst verdienen.
Was hätte das Verpassen der Playoffs für finanzielle Konsequenzen?
Daran mag ich jetzt nicht denken.
Was für Möglichkeiten bleiben, wenn die Punkte weiterhin ausbleiben?
Das können Sie sich ja selbst denken. Aber noch einmal: Die Reaktion muss aus dem ganzen Team heraus kommen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |