Seit Jahren können Schaulustige in Bern gegen Entgelt im Medienraum die Interviews mit den SCB-Stars mitverfolgen. Einige wurden so Zeuge, wie Marc Lüthi einst wutentbrannt die Entlassung von Meistertrainer Antti Törmänen verkündete. «Tami nomau!» Andere, wie Thomas Rüfenacht einen Gegner als «behinderten Viertlinienspieler» beschimpfte. Am Dienstag staunen die Gäste über Simon Moser.
Es habe der Spielfluss gefehlt, analysiert der SCB-Captain nüchtern. «Wir kamen kaum sauber hinten raus, waren zu weit weg vom Gegner. So kannst du niemanden umfahren und keine Emotionen ins Spiel bringen.» Moser bleibt freundlich, bedankt sich bei den Anwesenden gar für ihr Erscheinen. Wer es nicht besser weiss, käme nie auf die Idee, dass der SCB gegen Gottéron soeben kläglich mit 1:2 verloren hat und aus den Playoff-Rängen gefallen ist.
SCB wie vor sechs Jahren
Wieder steckt ein Meister in der Krise. Mit 21 Punkten aus 17 Partien steht Bern genau gleich weit, wie vor sechs Jahren. Damals versuchten drei Trainer vergeblich, den Sturzflug noch aufzuhalten. Antti Törmänen, Lars Leuenberger und Guy Boucher.
Törmänen wurde nach 24 Spielen gefeuert. Unter Leuenberger gewann der SCB darauf achtmal in Folge, kam aber dennoch kaum vom Fleck. Und als sich dann die nächste Krise anbahnte, übergab Leuenberger an Boucher. Trotzdem verpasste Bern als erster Meister die Playoffs.
Die Situation wurde trotz Trainerwechsel lange unterschätzt. Es kommt dann schon gut, lautete der Tenor. «Es herrschte zu viel Selbstsicherheit. Wir hatten Verletzte. Und einige brachten nicht, was wir erwartet hatten. Es war wie ein Achtzylinder-Motor, der auf vier Zylindern lief», erklärte Lüthi damals.
Im letzten Jahr passierte dasselbe Malheur den ZSC Lions. Die Zürcher hatten trotz eines verhaltenen Starts zum selben Zeitpunkt der Saison acht Zähler mehr als Bern jetzt, fanden aber nie richtig in die Gänge. Hinzu kam auch in Zürich Verletzungspech. Mit Roman Cervenka und Roman Wick fehlten zwei der besten Kräfte. Die Lions gerieten in eine Negativspirale, wechselten Mitte Januar den Trainer (Del Curto kam für Aubin), blieben aber ebenfalls im Strichsumpf stecken und verpassten in der letzten Quali-Runde in Genf die Playoffs.
«Müssen uns sicher was einfallen lassen»
«Wir sind uns unserer Lage sehr wohl bewusst», sagt SCB-Sportchef Alex Chatelain. «Wir müssen uns sicher was einfallen lassen. Die Natipause nächste Woche bietet Gelegenheit dazu. Vielleicht hilft es, einfach mal den Kopf zu lüften oder etwas Gemeinsames zu unternehmen.» Natürlich sei die Stimmung nicht gleich gut wie im Vorjahr. «Niemand ist zufrieden. Man spürt die Verunsicherung. Nun sind Leaderqualitäten gefragt.»
Auch jetzt wieder kämpft Bern mit Verletzungen. Mittlerweile fallen sieben Stammspieler aus. Bern verfügt zwar über fünf Ausländer. Einsatzfähig sind aber nur noch deren drei. Miika Koivisto und Jan Mursak müssen sich am Mittwochnachmittag einem MRI-Untersuch unterziehen.
Playouts nur mit Leuenberger?
Als der SCB vor vier Jahren letztmals in eine ernsthafte Krise geriet, fehlte den Bernern über weite Strecken der Saison fast zwei ganze Blöcke. Am Ende schaffte es der SCB punktleich mit Lausanne (9.) in die Playoffs – und wurde Meister. Allerdings ging es auch damals nicht ohne Trainerwechsel. Heuer aber hat Kari Jalonen erst vorige Woche um ein weiteres Jahr verlängert.
Vielleicht ein positives Omen für Bern? Die beiden Meister, die bisher die Playoffs verpassten, wurden beide von Sportchef Sven Leuenberger gemanagt…
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |