Um die Frage in der Schlagzeile gleich abschliessend zu beantworten: nichts. Kein Körnchen von Arno steckt in Vitolins. Del Curto ist einzigartig, vor Nachahmung muss dringend abgeraten werden. Wie würde das denn aussehen, die Spieler in Davos würden sich ja kaputtlachen, sollte Harijs Vitolins versuchen, den alten Meister zu imitieren (was er nie tun würde).
Nein. Vitolins ist kein Del Curto, und das ist gut so. Der HCD hat auch keine Fortsetzung nötig, der HCD braucht einen selbstständigen und selbstbewussten Trainer, der seine Ideen mit den Möglichkeiten der Mannschaft vergleicht und dann im Sinn einer raschen Kurskorrektur die richtigen Schlüsse zieht. Der Umgangston wird anders sein, wie sehr, ist eigentlich egal.
Vitolins ist kein Effekthascher, kein Lautsprecher und kein Diktator. Weggefährten (BLICK sprach mit Andy Fischer und Riccardo Signorell, zwei ehemalige Teamkollegen) beschreiben ihn als besonnen, zugänglich, kommunikativ, umgänglich, aber auch bestimmt. Russische Schule ja, aber in Spurenelementen, ohne sturen Kopf und aufgesetzte raue Schale, durchaus herzlich, aber bestimmt und konsequent beim Durchsetzen seiner Wünsche.
Viel Erfahrung
In Chur wird Vitolins (da wirkte der Lette während etwas mehr als fünf Saisons) auch heute noch geliebt, er unterhält und pflegt enge Freundschaften, wird jedes Jahr nach Tschiertschen (ausgesprochen «Tschiartscha», nicht «Tschirtschen») zum Grillfest eingeladen und wurde von Sportfreunden und Anhängern des EHC Chur zum zweitbeliebtesten Spieler der Geschichte gewählt (die Nummer eins ist Verteidiger Ivo Stoffel, einfach unschlagbar).
Wie man gestandene Profis zur Brust nimmt, ist Vitolins aus der KHL bekannt. Und aus seiner Zeit als Co-Trainer der Sbornaja. Russische Profis waren nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs nicht immer dafür bekannt, ihre überragenden Fähigkeiten im Sinn einer geschlossenen Mannschaftsleistung zur Geltung zu bringen. Vitolins war mit an Bord, als KHL-Titel und Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gewonnen wurden. Ihm dürfte also bekannt sein, welche Knöpfe er drücken muss, um gestandenen Profis Beine zu machen. Oder mit anderen Worten: Er verfügt über genug Stilmittel, um diesen verlotterten Sauhaufen wieder auf Trab zu bringen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |