Viel Diskussionsstoff für Klubs und Fans
Die sieben heissesten Fragen des Hockey-Sommers

Revolution oder sanfte Reformen. Im Schweizer Eishockey werden in den nächsten Monaten die Weichen für die Zukunft gestellt.
Publiziert: 01.06.2020 um 00:49 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 18:53 Uhr
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Trotz Sommerpause gibts im Eishockey vieles zu diskutieren.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth, Nicole Vandenbrouck, Angelo Rocchinotti und Bruno Hayoz

Die Klubs haben sich vorgenommen, ohne Tabus darüber zu brüten, wie die Liga aussehen würde, wenn man sie auf einer grünen Wiese neu aufbauen würde. Die Corona-Krise soll dabei als Chance für Veränderungen genutzt werden. Nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann?

In der kommenden Woche trifft sich das Leistungssport-Komitee mit den Klubvertretern Gaudenz Domenig (Davos), Peter Zahner (ZSC Lions), Rolf Bachmann (Bern), Gian Kämpf (Langenthal), Patrick Lengwiler (Zug) und Sébastien Pico (Visp) sowie Liga­direktor Denis Vaucher, Verbandspräsident Michael Rindlisbacher und Nati-Chef Lars Weibel zu einem zweitägigen Workshop, um Vorschläge auszuarbeiten. Am 17. Juni werden diese an der Ligaversammlung vertieft. Beschlüsse sind dann für den 27. August vorgesehen.

Für die kommende Saison wurde im Rahmen einer ausserordentlichen Ligaversammlung am 11. Mai aufgrund der Corona-Krise eine Übergangslösung (kein Abstieg, Aufstieg möglich, Pre-Playoffs und zwei zusätzliche Solidaritäts­runden) beschlossen. Doch wie geht es danach weiter?

Das sind die heissesten Fragen zum Hockey-Sommer:

Kann die Saison 20/21 planmässig beginnen?

Ob es aufgrund der Corona-Krise am 18. September mit Zuschauern losgehen kann, ist noch nicht absehbar. Klar ist, dass die Klubs Geisterspiele vermeiden wollen. Dennoch stellt sich die Frage, ob man den Start verschieben will, falls das Grossevent-Verbot, das bis 31. August gilt, nicht aufgehoben oder massiv gelockert wird.

Spiele mit reduzierter Zuschauerzahl unter Social-Distancing- Regeln werden derzeit als zu kompliziert und kostspielig eingestuft. Die Klubs haben nun mit dem Saisonkartenverkauf be­gonnen. Noch bleiben über drei Monate Zeit. Man wartet auf ein baldiges Signal aus der Politik, wann wieder vor vollen Rängen gespielt werden kann.

Soll es ab 2022 wieder einen Absteiger geben?

Die Liga ist gespalten. Entschieden wurde erst, dass 2022 nach der Quali keiner direkt runter muss. Die Gegner einer geschlossenen Liga verweisen darauf, dass in anderen Ländern mit der Abschaffung des Abstiegs schlechte Erfahrungen gemacht wurden und unsere Sportkultur nicht mit jener in Nordamerika vergleichbar sei.

Die Gegenseite erhofft sich geringere Ausgaben und eine gewisse Planungssicherheit. Fribourg-Präsident Hubert Waeber ist für die Abschaffung des ­Abstiegs, sagt aber: «Es müssen noch viele Details geklärt werden. Wir müssen einen interessanten Modus finden, damit die Qualifikation so lange wie möglich spannend bleibt.»

Wie viele Teams soll die oberste Liga umfassen?

Wenn der nächste Swiss-League-Meister alle Auflagen erfüllt, wird die National League 2021/22 13 Teams umfassen. Und danach? Mit einer ungeraden Zahl können sich nur wenige anfreunden, auch wenn Servette-Sportchef Chris McSorley scherzend sagt: «Dann würden wir sehen, wie gut Spielplanmacher Willi Vögtlin in Mathematik ist.» Eine Liga mit weniger als 12 Teams ist nicht mehrheitsfähig. Keiner will sich den Ast, auf dem er sitzt, absägen. Das Maximum dürfte bei 14 liegen.

Einigt man sich auf eine Lohnbegrenzung?

Derzeit hat die Soft-Variante eines Salary Caps viel Rückenwind. Dabei ist der überarbeitete Vorschlag, mit dem HCD-Boss Domenig vor einigen Jahren scheiterte, wieder auf dem Tisch: Wer eine zu hohe Lohnsumme hat, bezahlt dafür eine Luxussteuer an jene Teams, die sich an die Lohnobergrenze halten. So will man die Schere, die sich zwischen reichen und armen Klubs auftut, nicht zu gross werden lassen – und Gewinne ermöglichen.

Gleichzeitig darf, wer will, weiterhin unvernünftig hohe Löhne bezahlen. Voraussetzung für dieses «Financial Fairplay» ist, dass die Lohnabrechnungen der Liga vor­gelegt werden. Wer dabei betrügt, macht sich strafbar. Entscheidend wird sein, ob man sich auf eine Obergrenze und die Höhe der Luxussteuer einigen kann. Damit alle Klubs kompetitiv bleiben, ist auch eine Mindestlohnsumme vorgesehen. Die Massnahmen würden schrittweise eingeführt.

Wird die Anzahl der Ausländer erhöht?

Auch nächste Saison dürfen die Klubs vier Ausländer-Lizenzen pro Spiel verwenden. Weiterhin be­lasten jene Spieler, die zwar keinen Schweizer Pass, aber eine Schweizer Lizenz haben (letzte Saison 40), das Ausländer-Kontingent nicht. Ihr Status steht nun aber unter Beschuss, nachdem die Liga aufzeigte, dass so beispielsweise Ambri letzte Saison 16 und Servette 14 Ausländer unter Vertrag hatten. Werden die Lizenz-Schweizer inskünftig Ausländern gleichgestellt und die Ausländerzahl erhöht?

Die Idee, Ausländerbeschränkungen komplett über Bord zu werfen, scheint derzeit nicht mehrheitsfähig zu sein, auch wenn es Befürchtungen gibt, dass einzelne Klubs das Gentlemen’s Agreement kündigen könnten.

Zug-CEO Lengwiler sagt, dass man die Fragen bezüglich Abstieg, Liga-Grösse, Lohnobergrenze und Ausländer-Anzahl nicht isoliert beantworten könne, «weil alle miteinander verknüpft» seien.

Besonnene Köpfe fordern, dass man neben den finanziell motivierten Veränderungen nicht vergisst, über Verbesserungen der Nachwuchsförderung zu sprechen.

NHL-Abkommen: Wer bekommt einen zusätzlichen Ausländer?

Vor einem Monat hat die Liga ein Transfer-Abkommen mit der NHL abgeschlossen. Spieler können jetzt ohne Ausstiegsklausel bis zum 15. Juli in die NHL wechseln. Sein Klub bekommt dafür eine Entschädigung von 260 000 Franken. Und wer einen Spieler mit Schweizer Lizenz, der mindestens 50 NL-Einsätze auf dem Konto hat, an die NHL verliert, darf diesen durch einen zusätzlichen Ausländer ersetzen. In zweiter Lesung wurde die Regelung angepasst, sodass dies nur für Spieler gilt, die in der Saison davor hier spielten.

Verzichten Spieler ­wegen der Krise auf Geld?

Eine einheitliche Lösung kam nach Gesprächen mit der Spielervereinigung SIHPU nicht zustande – zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen bei den Klubs. «Den Spielern ist klar, dass es Einbussen geben wird», sagt der neue SIHPU-Präsident Jonas Hiller. «Die grösste Befürchtung besteht darin, dass man auf Lohn verzichtet und dann werden, kaum hat die Saison begonnen, zwei neue Ausländer verpflichtet und der Trainer entlassen. Dafür will man nicht auf Lohn verzichten, sondern um den Klub zu retten.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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