BLICK: Herr Bayer, Langnau hat 2020 vier von fünf Partien verloren. Den einzigen Sieg gabs, als Chris DiDomenico überzählig war. Zufall?
Marco Bayer: Ja. Ich glaube nicht, dass sein Wechsel die Mannschaft beeinflusst hat. Zudem wäre es das Falscheste überhaupt, die Resultate auf eine Person zu schieben.
Wie erklären Sie sich die Pleiten?
Wir spielten dreimal gegen Zürich, Meisterkandidat Nummer 1 oder 2. Die Lions haben 13 Nationalspieler. Gleichzeitig ist die Erwartungshaltung nach unserer Playoff-Qualifikation hoch. Das erzeugt Druck.
Dieser Druck war schon Anfang Saison da.
Unter Heinz Ehlers haben wir uns stetig verbessert. Wir wollen uns nicht mit dem Ligaerhalt zufriedengeben, sind ambitioniert, haben Ansprüche. Nach dem Zürich-Spiel schloss die Mannschaft die Türe. Es sind ehrliche Worte gefallen. Das zeigt mir, dass im Team Charakter und Leadership steckt.
Haben Sie den Fall «DiDo» mit dem Team besprochen?
Nein. Claudio Cadonau wechselt nach Zug. Hätten wir das auch besprechen sollen?
Cadonau hat für die SCL Tigers nicht dieselbe Bedeutung.
Hat der Abgang von Mark Arcobello beim SCB auch so hohe Wellen geworfen? Hören wir auf. Spieler kommen. Spieler gehen. Ich habe grössten Respekt vor dem, was «DiDo» geleistet hat. Er ist bei vielen Zuschauern beliebt. Nun hat er sich entschieden.
Im Dorf ernten Sie Kritik. Wie ist es als Zürcher in Langnau?
Es gab zuletzt sicher eine Phase, die nicht so angenehm war. In Zürich erkennt mich praktisch niemand, wenn ich durch die Bahnhofstrasse schlendere. Hier wissen die Leute, wer ich bin. Die Tigers sind die Nummer 1. Jeder diskutiert mit. Da wird man auch mal mit einem Blick oder einem Kommentar konfrontiert. Aber das ist das Recht eines jeden.
Wie ticken Sie als Sportchef?
Ich will ein Sportchef sein, wie ich ihn mir als Aktiver gewünscht habe: authentisch und ehrlich. Bei mir gibt es kein Hintenherum. Ich lasse mich auch nicht vom Weg abbringen, bin noch immer der Meinung, dass wir mit Langnau auf dem richtigen sind.
Als Spieler hätten Sie sich doch jemanden gewünscht, der Ihre Lohnforderungen einfach abnickt. Sie machen das Gegenteil.
Es geht ums Unternehmen. Ich bildete vier Lohnklassen, teile darin die Spieler ein. So habe ich Argumente, wenn jemand ein höheres Salär verlangt. Diese Verhandlungen sind vergleichsweise leicht. Schwierig wird es, wenn du jemandem sagen musst, er müsse auf mehrere Tausend Franken verzichten. Das geht mir nahe. Ich bin allen dankbar, die für weniger verlängert haben. Wir brauchen sie.
Wie sieht Ihr Weg aus?
Wir können budgetmässig keine grossen Sprünge mehr machen, aber trotzdem erfolgreich und attraktiv sein. Unsere Spieler sollen stets mit Opfer- und Kampfbereitschaft ans Werk gehen, die Zuschauer Spass am Team haben.
Ihr Vertrag hat sich mit dem Jahreswechsel bis April 2021 verlängert.
Ich habe immer gesagt: Ich gebe mir drei Jahre. Dann frage ich mich, wo ich meine Zukunft sehe.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |