Es passiert am 4. April 2014. Gerade eben ist Marco Maurer (29) von den ZSC Lions zu Lugano gewechselt. Seine Frau Sabrina schaut sich das Heimspiel gegen Lausanne in der Resega an, erhält einen Platz schräg hinter der Spielerbank zugewiesen.
Dort allerdings klafft eine Lücke im Plexiglas. Vier Meter breit. Und das hat böse Folgen, wie die «Aargauer Zeitung» am Samstag berichtet. Sabrina Maurer wird von einem fliegenden Puck am Kopf getroffen – und verliert dabei ein Auge!
Seither lebt sie mit einem Glasauge. Auch nach mehreren Monaten sieht sie sich nicht imstande, zu arbeiten. Die Maurers streben eine einvernehmliche Lösung mit dem Klub, notabene dem Arbeitgeber von Marco, an. Lugano aber stellt sich quer, lehnt jede Verantwortung für den Unfall ab.
«Luganos Haftpflichtversicherung müsste bezahlen»
In der «Aargauer Zeitung» meldet sich die Mutter von Marco Maurer, Susanna Glättli zu Wort: «Meine Schwiegertochter kann seit dem Unfall nicht arbeiten. Aber noch immer kriegt sie kein Geld von der IV oder Schadenersatz von Lugano.»
Der Anwalt der Maurers, Urs Hochstrasser, sagt: «Die Haftpflichtversicherung des HC Lugano müsste bezahlen.» Hochstrasser strebte erst einen Vergleich etwa in der Höhe eines Jahreslohns einen NLA-Spielers an. Doch Lugano-Präsidentin Vicky Mantegazza (51), deren Familien-Vermögen auf rund 2,25 Milliarden geschätzt wird, bleibt hart und sieht kein Fehlverhalten Seitens ihres Vereins.
Die Schwiegermutter des Opfers: «Von Frau zu Frau appelliere ich an mehr Menschlichkeit, Frau Mantegazza!»
«Ein fauler Ticket-Trick!»
Anwalt Hochstrasser: «Entweder ist Lugano arrogant oder es ist schlecht versichert.» Lugano lässt über Mediensprecher Luca Righetti ausrichten: «Zu einem laufenden Verfahren geben wir keinen Kommentar ab.»
Hochstrasser sagt: «Die Luganesi behaupten, es besteht ihrerseits keine Haftung, weil a) Frau Maurer kein Ticket hatte und b) Frau Maurer für das Ticket nicht bezahlt hat – ein fauler Trick.» Lugano verteilt nämlich als Bestandteil des Vertrags zwei Saisonkarten an Maurer.
Der Anwalt hat Strafanzeige gegen Vicky Mantegazza und andere wegen «fahrlässiger Körperverletzung mit schwerer Schädigung» eingereicht. Mantegazza habe bei der Einvernahme des Untersuchungsrichters gesagt: «Ich weiss halt auch nicht genau, wie das mit der Sicherheit im Stadion läuft.»
Der Staatsanwalt aber sieht nicht den Hauch eines Tatverdachts, stellt das Verfahren ein. «Die Eishalle erfüllt sämtliche gesetzlichen und reglementarischen baulichen Normen und ist somit sicherheits- und regelkonform», sagt Mediensprecher Righetti.
Hochstrasser und die Maurers ziehen den Fall nun ans Kantonalgericht, welches in etwa drei Wochen über die Beschwerde entscheiden wolle.
Marco Maurer, der mittlerweile seit 2015 beim EHC Biel spielt, machte zuletzt Schlagzeilen, als er bei einem Spaziergang mit Sabrina einen Dieb auf frischer Tat mit einem Bodycheck stellte und der Polizei übergab. (wst)