Fast schon legendär ist die Episode eines Bündners, der zu Beginn der 90er-Jahre an der Langstrasse vom Chef einer Hells-Angels-Bar vermöbelt wurde. Während einer Vaterschaftsfete eines ehemaligen Teamkollegen ging besagter Bündner an die frische Luft, um sich zu erleichtern. Sein Geschäft verrichtete er dabei auf der Motorhaube einer Corvette – und die gehörte dem Chef der berüchtigten Biker-Gang.
Schnurstracks nach der Rückkehr in die verruchte Knelle flog unser Bergler gemäss Zeugenaussagen «quer durchs Lokal» und fing sich dabei einen doppelten Jochbein-Bruch ein. Am nächsten Tag fehlte er beim Training. Auf die Frage des Trainers, wo denn der Spieler sei, stellten sich die Teamkollegen schützend vor ihn: «Der ist krank.»
Bob-Olympiasieger war Captain beim ZSC
Dabei hatte die Geschichte der Bündner beim ZSC ganz seriös begonnen. Als der Zürcher Schlittschuh-Club im Dezember 1930 erstmals spielte, stammten vier von sechs Spielern aus Graubünden. Auch der erste Captain war ein Steinbock: Noldi Gartmann (1904–80) widmete sich neben dem Eishockey auch dem Boxen, Rhönradturnen, Schwingen und vor allem dem Bobfahren – 1936 wurde «Barba» im Vierer in Garmisch-Partenkirchen Olympiasieger.
Da Präsident Max Reutter ein Bankdirektor mit hervorragenden Verbindungen war, konnte er Talente aus den Bergen nach Zürich locken. So auch den 16-jährigen Heini Lohrer, der von 1934 bis 1953 für den ZSC tanzte und damals einer der begnadendsten Spieler Europas war.
Auf die Frage, warum er nach Zürich gekommen sei, antwortete der Center Jahrzehnte später: «Wegen den besseren beruflichen Möglichkeiten. ZSC-Präsident Max Reutter verbrachte 1933 seine Winterferien in Arosa und sah mir zu, wie ich auf dem Eisfeld neben unserem Haus mit den Junioren spielte. Darauf sprach Herr Reutter mit meinen Eltern und mir: Ich soll doch zum ZSC kommen, er werde mir eine kaufmännische Lehrstelle verschaffen, was damals in Arosa Raritätenwert hatte.»
Zusammen mit den beiden Davoser Brüdern Charly und Hertli Kessler bildete Lohrer, der 2011 in der Nähe von Zürich verstarb, den legendären «er-Sturm», der auch in der Nati glänzte. Als Soldat im Aktivdienst warb Lohrer dann höchstpersönlich seinen späteren Flügel, den St. Moritzer Fredy Bieler, an.
Harte Köpfe
Meistertitel blieben für die Unterländer in diesen Jahren dennoch eine Rarität. Nur zweimal konnte der ewige Zweite aus Zürich die Dominanz von Torrianis HC Davos durchbrechen: 1936 und 1949. Auch beim nächsten ZSC-Titel zwölf Jahre später war ein Bündner eine Schlüsselfigur: Der unlängst verstorbene Davoser Otto Schläpfer.
Der überragende Passeur und Spielertrainer, der einem Bier nicht abgeneigt war und einen harten Kopf hatte, verliess den Klub dann im Streit in Richtung Kloten. Auf den nächsten Titel musste der ZSC dann 39 Jahre warten.
«Pioooo!»
Im Gegensatz zum Erfolg blieben die Bündner dem Verein treu. Publikumsliebling im Hallenstadion wurde der St. Moritzer Pio Parolini – wenn er losstürmte begleiteten ihn die «Pioooo!»-Rufe der Fans. Bezahlt wurde er fürs Hockeyspielen nicht. «Wir mussten froh sein, wenn wir uns pro Saison zehn Stöcke auslesen durften», erzählt er. Die sportliche Herausforderung und ein Job in Zürich hätten ihn angelockt. Dafür nahm er ein «Wartejahr» in Kauf. Noch heute hat er kein Verständnis für die damalige Transferregelung: «Da wurde mir eines der besten Jahre des Lebens genommen.» In der Double-Saison 1960/61 konnte er so nur im Cup auflaufen.
Parolini erinnert sich noch, wie er jeweils nach der Arbeit im Tram zusammen mit den Fans zum Stadion fuhr. «Vor meinem ersten Spiel hörte ich, wie der eine zum anderen sagte: Heute spielt ein Neuer», erzählt der 74-Jährige, der zuletzt als OK-Präsident des Länderspiels Schweiz – Finnland vom Freitag in Basel viel zu tun hatte.
Nach den Berufsleuten waren es die Studenten aus dem Bündnerland, wie die Brüder Lolo (heute Gemeindepräsident in Arosa) und Hansi Schmid (Leiter der Tierpflege im Zürcher Zoo), die den ZSC während der Liftjahre zwischen NLB und NLA prägten. Sie trugen ebenso das C auf der Brust wie später Jiri Faic und Claudio Micheli.
Nicht nur auf dem Eis, sondern auch an der Bar waren die lebenslustigen Bündner mit viel Leidenschaft bei der Sache. Eine Stange Bier war für sie ein «Fingerhut».
Und heute? Da bleibt der Churer Edgar Salis (44), der bei den Meistertiteln 2000 und 2001 eine der Säulen auf dem Eis war, als Sportchef und mit dem Davoser Jan Neuenschwander ein Stürmer im Team.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 26 | 30 | 53 | |
2 | ZSC Lions | 24 | 31 | 52 | |
3 | SC Bern | 27 | 19 | 48 | |
4 | Lausanne HC | 26 | 2 | 46 | |
5 | EV Zug | 26 | 16 | 41 | |
6 | EHC Kloten | 26 | -2 | 41 | |
7 | EHC Biel | 26 | 0 | 37 | |
8 | HC Fribourg-Gottéron | 26 | -9 | 34 | |
9 | Genève-Servette HC | 23 | 2 | 33 | |
10 | SCL Tigers | 24 | -3 | 32 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 25 | -14 | 32 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 26 | -14 | 32 | |
13 | HC Lugano | 24 | -20 | 29 | |
14 | HC Ajoie | 25 | -38 | 21 |