Steffi Buchli, wer wird Eishockey-Meister?
«Biel oder Zug wäre ein Knaller»

Mit MySports ärgert sie ihren Ex-Arbeitsgeber, das SRF. TV-Frau Steffi Buchli (40) über den Titelkampf im Eishockey, die Rechte im Schweizer Fussball, die Arno-Cam und politische Ambitionen.
Publiziert: 24.03.2019 um 16:12 Uhr
|
Aktualisiert: 02.04.2019 um 12:45 Uhr
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Steffi Buchli beim Foto-Shooting im MySports-Studio in Erlenbach ZH.
Stephan Roth (Interview) und Benjamin Soland (Fotos)

Frau Buchli, bei Spielern fragt man, wie sie ihr Leben in den Playoffs verändern, ob man sie zu Hause noch ansprechen kann. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Steffi Buchli:
Ich bin daheim sehr ansprechbar. Ich kann nicht wie ein Spieler nur noch schlafen, essen, spielen. Ich habe noch anderes zu tun.

Der künftige CEO von Swiss Ice Hockey Patrick Bloch plädiert dafür, dass die Klubs die Kabinen für die Medien öffnen sollen. Da dürfte Ihr Herz hüpfen.
Nicht zuletzt wegen dieser Offenheit habe ich Freude gehabt, dass Patrick Bloch CEO wird. Er hat mit uns in der Swiss League damit begonnen, derartige Experimente umzusetzen. Ich hoffe sehr, dass er den Klubs zumindest einen Teil dieser Offenheit einpflanzen kann. Aber da sind wohl Widerstände vorprogrammiert.

Einige neue Dinge haben Sie schon versucht. Doch nicht alle hatten beispielsweise Freude an der Arno-Cam. Del Curto selbst auch nicht.
So etwas muss ihm auch nicht per se gefallen. Was ich nie machen würde, wäre eine Arno-Cam, die ihn beim Familienausflug filmt. Das ist seine Privatsphäre. Sobald er jedoch in ein Stadion geht, weiss er, dass er beobachtet wird.

Del Curto wurde bei seinem Debüt auf einem eigenen MySports-
Kanal und Blick.ch permanent gezeigt. Einige 
finden, man habe da eine Grenze überschritten.
Wer das so ernst anschaut, hat wie nicht begriffen, was wir da machen. Wir haben das 
damals mit einem Augenzwinkern gemacht. Es war damals ein Riesen-Medienhype. Es gab tagelang nur noch Arno, Arno, Arno. Wie setzt man das TV-mässig um? Ein Ansatz ist: Man widmet so einer Figur 
einen Kanal. Für mich hat es nur schon deshalb funktioniert, weil die Aktion so viel zu reden gab. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird 
es keinen Trainer mehr geben, für den man einen eigenen Kanal aktiviert.

Seit der vierten Viertelfinal-Runde hat MySports eine Konferenzschaltung. Eine spannende Sache. Doch wenn es dann bei einem Spiel noch in die Verlängerung geht, bekommt man als Nichtabonnent zunächst nur die Studio-Sendung zu sehen. Da fühle ich mich doch als Zuschauer verschaukelt.
Solange noch zwei oder mehr Spiele laufen, bleiben wir auf der Konferenz. Ansonsten beginnen wir, im Studio alle Spiele aufzuarbeiten und schalten danach wieder in die noch laufende Partie. Wie zum 
Beispiel zuletzt am Donnerstag beim Rekord-Spiel in Genf.

Das ist hart für den Zuschauer, der auf MySports One in der 
Konferenz dabei ist und dann, wenn es spannend wird, in die Röhre schaut, weil er die Partie nur noch mit einem Premium-Abonnement live weiterverfolgen kann.
Das ist Ansichtssache. Der Zuschauer hatte einen guten Service, wir haben das entscheidende Goal unmittelbar eingespielt. Aber bis zu einem gewissen Mass geht es bei MySports One immer ein wenig darum, dem Kunden den Speck durch den Mund zu ziehen. 
Es ist klar: Wir wollen MySports-Pro-Abonnemente verkaufen.

Beim SRF hat man auch keine Freude an der MySports-Konkurrenz, seit Sie auf MySports One Haushalte mit Kabelanschluss 
regelmässig ohne Aufpreis mit Live-Eishockey versorgen. SRF-Sportchef Roland Mägerle sagte der «SonntagsZeitung»: «So war das nicht angedacht bei den Verhandlungen.»
Ich musste sehr schmunzeln, als ich das gelesen habe. Wir sind in einem Markt, der im Wandel ist, da muss man sich eben neuen Entwicklungen stellen. Ein Festhängen in der Vergangenheit bringt nichts.

Bis jetzt seid ihr vornehmlich ein Eishockey-Sender, auch wenn 
ihr zum Beispiel die Bundesliga zeigt. 2021 läuft der TV-Vertrag der Swiss Football League aus. Werden Sie da mitbieten?
Das sind spannende Rechte. Wir 
haben uns schon das letzte Mal 
darum bemüht. Man weiss noch nicht genau, wann diese Rechte ausgeschrieben werden. Wenn es dann aber so weit ist, werden wir uns das sicher sehr genau anschauen.

35 Millionen Franken kosten die Hockey-Rechte pro Jahr. Kann sich das überhaupt rechnen?
Ich denke, da darf man nicht einfach eine Milchbüchlein-Rechnung machen. Das muss man differenziert sehen. Der Schweizer Sportrechte-Markt hat sich erst ein bisschen angeglichen an das, was im Ausland passiert. Die Beträge sind im Vergleich zu England oder Italien immer noch völlig im Rahmen. Und die nackte Rechnung würde auch bei keinem Anbieter in diesen 
Ländern aufgehen. Wir können den Kabelnetzkunden, den UPC-Kunden zum Beispiel, viel mehr bieten als früher. Sind die Kunden happy, 
bleiben sie uns länger erhalten und beziehen auch mehr kostenpflichtige Dienste. So sieht die Rechnung sehr schnell anders aus.

Wie sieht es mit den Zuschauerzahlen aus?
Wir sind sehr stolz, dass wir in 
den Kabel-Haushalten, also in allen Haushalten, in denen man uns empfängt, super Hockey-Zuschauerzahlen hatten zum Playoff-Auftakt. Wir lagen deutlich vor SRF. Das ist für uns ein toller Erfolg und zeigt uns, dass den Zuschauern unsere Art, Sendungen zu machen, gefällt.

Sprechen wir noch über Eis­hockey: Welches ist für Sie die 
Story der Saison?
(Schmunzelt.) Diese Riesen-Rechnerei über Wochen und diese Enge zwischen den Plätzen drei und zehn. Und natürlich Ambri. Die Tessiner haben in dieser Saison die Herzen der Hockey-Schweiz erobert mit Trainer Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca und den guten Schweizer Tugenden. Dann hatten sie auch noch viel Fantasie neben dem Eis. Ich denke auch an das spezielle 
Video bei den Vertragsverlängerungen von Dominic Zwerger, Marco Müller und Jiri Novotny. So etwas traute sich noch gar nie ein Klub in der Schweiz.

Wer wird Meister? Wollen Sie es uns verraten?
Ich bin ja die schlechteste Tipperin vor dem Herrn …

Vor der Saison sagten Sie, dass Sie Bern, die ZSC Lions und eine dritte Mannschaft vorne sehen. Zu zwei Dritteln sind Sie noch im Rennen.
(Lacht.) Bern wäre der logische Meister. Biel oder Zug wäre ein Knaller. Wenn einmal ein neuer Klub die Meister-Phalanx von Bern, Zürich und Davos durchbrechen würde, wäre es einfach schön.

Mit dem Scheitern der ZSC Lions haben auch Sie nicht gerechnet?
Nein. Ich dachte dann irgendwann: Jetzt wird es eng. Doch zu diesem Zeitpunkt waren unsere Experten alle noch tiefenentspannt. Und ich dachte: Warum bleiben die so ruhig? Die machten wohl den gleichen Fehler wie die Spieler und das Umfeld und dachten, dass es dann schon reichen wird. Doch es ging nicht auf.

Trotz Arno Del Curto. Soll er Trainer der ZSC Lions bleiben?
Ich kann die Situation im Moment schwer einschätzen. Mit diesem 
Kader müsste eigentlich viel mehr drinliegen. Da müsste man zum Trotz sagen: Weiter mit Arno! Und die Mannschaft müsste dann den Hintern hochkriegen.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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