Frau Buchli, bei Spielern fragt man, wie sie ihr Leben in den Playoffs verändern, ob man sie zu Hause noch ansprechen kann. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Steffi Buchli: Ich bin daheim sehr ansprechbar. Ich kann nicht wie ein Spieler nur noch schlafen, essen, spielen. Ich habe noch anderes zu tun.
Der künftige CEO von Swiss Ice Hockey Patrick Bloch plädiert dafür, dass die Klubs die Kabinen für die Medien öffnen sollen. Da dürfte Ihr Herz hüpfen.
Nicht zuletzt wegen dieser Offenheit habe ich Freude gehabt, dass Patrick Bloch CEO wird. Er hat mit uns in der Swiss League damit begonnen, derartige Experimente umzusetzen. Ich hoffe sehr, dass er den Klubs zumindest einen Teil dieser Offenheit einpflanzen kann. Aber da sind wohl Widerstände vorprogrammiert.
Einige neue Dinge haben Sie schon versucht. Doch nicht alle hatten beispielsweise Freude an der Arno-Cam. Del Curto selbst auch nicht.
So etwas muss ihm auch nicht per se gefallen. Was ich nie machen würde, wäre eine Arno-Cam, die ihn beim Familienausflug filmt. Das ist seine Privatsphäre. Sobald er jedoch in ein Stadion geht, weiss er, dass er beobachtet wird.
Del Curto wurde bei seinem Debüt auf einem eigenen MySports-
Kanal und Blick.ch permanent gezeigt. Einige
finden, man habe da eine Grenze überschritten.
Wer das so ernst anschaut, hat wie nicht begriffen, was wir da machen. Wir haben das
damals mit einem Augenzwinkern gemacht. Es war damals ein Riesen-Medienhype. Es gab tagelang nur noch Arno, Arno, Arno. Wie setzt man das TV-mässig um? Ein Ansatz ist: Man widmet so einer Figur
einen Kanal. Für mich hat es nur schon deshalb funktioniert, weil die Aktion so viel zu reden gab. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird
es keinen Trainer mehr geben, für den man einen eigenen Kanal aktiviert.
Seit der vierten Viertelfinal-Runde hat MySports eine Konferenzschaltung. Eine spannende Sache. Doch wenn es dann bei einem Spiel noch in die Verlängerung geht, bekommt man als Nichtabonnent zunächst nur die Studio-Sendung zu sehen. Da fühle ich mich doch als Zuschauer verschaukelt.
Solange noch zwei oder mehr Spiele laufen, bleiben wir auf der Konferenz. Ansonsten beginnen wir, im Studio alle Spiele aufzuarbeiten und schalten danach wieder in die noch laufende Partie. Wie zum
Beispiel zuletzt am Donnerstag beim Rekord-Spiel in Genf.
Das ist hart für den Zuschauer, der auf MySports One in der
Konferenz dabei ist und dann, wenn es spannend wird, in die Röhre schaut, weil er die Partie nur noch mit einem Premium-Abonnement live weiterverfolgen kann.
Das ist Ansichtssache. Der Zuschauer hatte einen guten Service, wir haben das entscheidende Goal unmittelbar eingespielt. Aber bis zu einem gewissen Mass geht es bei MySports One immer ein wenig darum, dem Kunden den Speck durch den Mund zu ziehen.
Es ist klar: Wir wollen MySports-Pro-Abonnemente verkaufen.
Beim SRF hat man auch keine Freude an der MySports-Konkurrenz, seit Sie auf MySports One Haushalte mit Kabelanschluss
regelmässig ohne Aufpreis mit Live-Eishockey versorgen. SRF-Sportchef Roland Mägerle sagte der «SonntagsZeitung»: «So war das nicht angedacht bei den Verhandlungen.»
Ich musste sehr schmunzeln, als ich das gelesen habe. Wir sind in einem Markt, der im Wandel ist, da muss man sich eben neuen Entwicklungen stellen. Ein Festhängen in der Vergangenheit bringt nichts.
Bis jetzt seid ihr vornehmlich ein Eishockey-Sender, auch wenn
ihr zum Beispiel die Bundesliga zeigt. 2021 läuft der TV-Vertrag der Swiss Football League aus. Werden Sie da mitbieten?
Das sind spannende Rechte. Wir
haben uns schon das letzte Mal
darum bemüht. Man weiss noch nicht genau, wann diese Rechte ausgeschrieben werden. Wenn es dann aber so weit ist, werden wir uns das sicher sehr genau anschauen.
35 Millionen Franken kosten die Hockey-Rechte pro Jahr. Kann sich das überhaupt rechnen?
Ich denke, da darf man nicht einfach eine Milchbüchlein-Rechnung machen. Das muss man differenziert sehen. Der Schweizer Sportrechte-Markt hat sich erst ein bisschen angeglichen an das, was im Ausland passiert. Die Beträge sind im Vergleich zu England oder Italien immer noch völlig im Rahmen. Und die nackte Rechnung würde auch bei keinem Anbieter in diesen
Ländern aufgehen. Wir können den Kabelnetzkunden, den UPC-Kunden zum Beispiel, viel mehr bieten als früher. Sind die Kunden happy,
bleiben sie uns länger erhalten und beziehen auch mehr kostenpflichtige Dienste. So sieht die Rechnung sehr schnell anders aus.
Wie sieht es mit den Zuschauerzahlen aus?
Wir sind sehr stolz, dass wir in
den Kabel-Haushalten, also in allen Haushalten, in denen man uns empfängt, super Hockey-Zuschauerzahlen hatten zum Playoff-Auftakt. Wir lagen deutlich vor SRF. Das ist für uns ein toller Erfolg und zeigt uns, dass den Zuschauern unsere Art, Sendungen zu machen, gefällt.
Sprechen wir noch über Eishockey: Welches ist für Sie die
Story der Saison?
(Schmunzelt.) Diese Riesen-Rechnerei über Wochen und diese Enge zwischen den Plätzen drei und zehn. Und natürlich Ambri. Die Tessiner haben in dieser Saison die Herzen der Hockey-Schweiz erobert mit Trainer Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca und den guten Schweizer Tugenden. Dann hatten sie auch noch viel Fantasie neben dem Eis. Ich denke auch an das spezielle
Video bei den Vertragsverlängerungen von Dominic Zwerger, Marco Müller und Jiri Novotny. So etwas traute sich noch gar nie ein Klub in der Schweiz.
Wer wird Meister? Wollen Sie es uns verraten?
Ich bin ja die schlechteste Tipperin vor dem Herrn …
Vor der Saison sagten Sie, dass Sie Bern, die ZSC Lions und eine dritte Mannschaft vorne sehen. Zu zwei Dritteln sind Sie noch im Rennen.
(Lacht.) Bern wäre der logische Meister. Biel oder Zug wäre ein Knaller. Wenn einmal ein neuer Klub die Meister-Phalanx von Bern, Zürich und Davos durchbrechen würde, wäre es einfach schön.
Mit dem Scheitern der ZSC Lions haben auch Sie nicht gerechnet?
Nein. Ich dachte dann irgendwann: Jetzt wird es eng. Doch zu diesem Zeitpunkt waren unsere Experten alle noch tiefenentspannt. Und ich dachte: Warum bleiben die so ruhig? Die machten wohl den gleichen Fehler wie die Spieler und das Umfeld und dachten, dass es dann schon reichen wird. Doch es ging nicht auf.
Trotz Arno Del Curto. Soll er Trainer der ZSC Lions bleiben?
Ich kann die Situation im Moment schwer einschätzen. Mit diesem
Kader müsste eigentlich viel mehr drinliegen. Da müsste man zum Trotz sagen: Weiter mit Arno! Und die Mannschaft müsste dann den Hintern hochkriegen.
Alle Spiele der National-League-Playoffs 2019 im Überblick: Bleiben Sie informiert über Ergebnisse, Spielplan, Tabelle, die grössten Emotionen, Monsterchecks und alle anderen Highlights mit dem Playoff-Ticker.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |