Seit 2017 spielt Garrett Roe in der Schweiz. Erst zwei Jahre bei Zug und seit dieser Saison bei den ZSC Lions. Doch Storys und Schlagzeilen über den Amerikaner sind rar. An den sportlichen Leistungen kann es nicht liegen. Seit seiner Ankunft gehört Roe zu den besten Skorern der Liga.
«Familie ist alles für mich»
Doch der 31-Jährige mag es nicht, in den Mittelpunkt gestellt zu werden. «Je kleiner die Geschichte, desto besser», sagt der dynamische Center, als ihn SonntagsBlick für einen Termin anfragt. «Wenn man hoch steigt, kann man tiefer fallen.»
Und so wie es in seinem Leben derzeit läuft, soll sich möglichst wenig ändern. Mit den Lions ist der Start geglückt, Roe ist der Topskorer der Zürcher, und auch privat ist alles wunderbar. Seine Frau Brittany brachte vor drei Monaten den Buben Landon zur Welt. «Sie ist die Beste», sagt Roe über seine Partnerin, die als Lehrerin arbeitet und mit der er schon 19 Jahre zusammen ist. «Die Familie ist alles für mich», betont er und fügt an: «Und vergessen wir unseren Hund Mikko nicht.» Den Norrbottenspitz bezeichnete seine Frau als Roes «vierbeinigen Sohn».
In Zukunft gerne Coach oder Architekt
Er sei rundum glücklich, sagt Roe, als er beim Fototermin auf der Waid den Ausblick auf die Stadt Zürich geniesst. Einzig die Frage, was er dereinst machen soll, wenn seine Hockey-Karriere endet, brennt ihm unter den Nägeln. «Ich denke täglich darüber nach und habe deshalb manchmal schlaflose Nächte.» Was könnte er sich denn vorstellen? «Ich wäre gerne, wie mein Vater, Coach oder sonst etwas im Hockey. Oder vielleicht Architekt. Dazu müsste ich natürlich noch einmal studieren.»
Sein Vater habe ihm immer gesagt, dass es Spass mache, neue Dinge zu lernen. «Ich habe ihm früher nie geglaubt – bis ich selbst festgestellt habe, dass es fantastisch ist, neue Menschen zu treffen und neue Dinge zu lernen.» Trotzdem ist sein Deutsch noch ausbaufähig. Er versteht Hochdeutsch zwar ziemlich gut. «Zu sprechen ist es aber etwas schwieriger. Und Schweizerdeutsch ist noch einmal eine ganz andere Sache.»
Bei Zug den Rückenwirbel gebrochen
Roe ist erst 31 Jahre alt, doch manchmal kann es schnell gehen. So erlebte er letzte Saison gegen seinen jetzigen Klub einen Schreckmoment. Simon Bodenmann verpasste ihm einen harmlos erscheinenden Crosscheck. «Er hat mich am falschen Ort erwischt, dabei erlitt ich den Bruch eines Rückenwirbels und konnte mich zwei, drei Tage kaum mehr bewegen. Das war schon beängstigend. Es hat meine Nerven dann beruhigt, als mir mein damaliger Teamkollege Carl Klingberg, der einst die gleiche Verletzung erlitten hatte, sagte, dass alles wieder gut werde.»
Mit 14 Jahren verliess er seine Heimatstadt
Zum Eishockey war Roe als Knirps wegen seinen zwei Brüdern gekommen. «Jeder will wie seine älteren Brüder sein», sagt er. Auch weil er von ihnen, «natürlich nicht bösartig», herumgeschubst wurde, lernte der kleine Garrett, sich durchzusetzen. Früh verliess er seine Heimatstadt Vienna, ein Vorort von Washington im Bundesstaat Virginia, um aufs Eishockey zu setzen. Mit 14 wechselte er nach Minnesota in die Shattuck-St. Mary’s School. Die Talentschmiede gilt als das «Hogwarts des Hockeys» und brachte Superstars wie Sidney Crosby, Nathan MacKinnon und Jonathan Toews hervor.
Wie sein Trainer Rikard Grönborg studierte er später (Finanzen) an der St. Cloud State University – und wurde in der 7. Runde von den Los Angeles Kings gedraftet. «Ich arbeitete damals gerade auf einem Golfplatz, als ich davon erfuhr», erinnert sich Roe. Den Sprung in die NHL schaffte er nie. Und der Amerikaner bereut es immer noch, dass er zu früh nach Europa – auf die erste Station Salzburg 2013 folgten München und Linköping vor dem Transfer nach Zug – gewechselt war.
Fussball- und Ski-Fan
Auch neben seinem Beruf dreht sich bei Roe viel um Sport. Er spielt selbst leidenschaftlich Golf – und schaut viel Sport am TV. Zum Beispiel Ski, wo er von «my girl» Mikaela Shiffrin schwärmt, schwedisches Eishockey oder vor allem auch Fussball. Und man merkt schnell, dass er weiss, wovon er spricht. So hat er über jeden Spieler seines darbenden Lieblingsklubs Manchester United, den er sich letzte Saison beim 3:0 gegen YB mit Lino Martschini live anschaute, eine klare Meinung. So kann Roe auch in der Kabine mitreden. Dort gehört der Amerikaner durchaus zu jenen, die mit Spässen und Sprüchen für Stimmung sorgen. «Ich arbeite hart im Training. Doch gleichzeitig will ich dabei Spass haben.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |