Finnen gelten als verschlossen und wortkarg. Lächeln sieht man sie selten. Toni Rajala (28) aber entspricht überhaupt nicht diesem Stereotyp. «Ein Riesen-‹Schnorri›», sagt Beat Forster. Und Sportchef Martin Steinegger: «Ich erinnere mich an unser erstes Gespräch. Ich habe mir extra Fragen notiert. Für den Fall, dass er nichts sagt. Doch dann sprach nur er.»
Biels Torschütze vom Dienst ist nie um einen Spruch verlegen. Unlängst wunderte er sich über die hierzulande so zelebrierte Apéro-Kultur, sagte im «Bieler Tagblatt»: «Das ist nichts für Finnen. Wir gehen direkt in die Bar und trinken hart.» Auch darüber, dass seine Teamkollegen im Ausgang tanzen möchten, zeigt sich Rajala erstaunt. «Ein No-Go. Finnen tanzen nie. Dafür müssten wir schon sehr betrunken sein.»
Oftmals alleine
Rajala, der mit drei Schwestern aufwuchs, als Kind auch Fussball, Baseball und
Unihockey spielte, Leichtathletik machte und Gokart fuhr, ist immer gut gelaunt. «Aber er macht nie den Clown», sagt Sämi Kreis. «Er sucht auch nicht viel Kontakt. Unternehmen wir etwas, ist er stets dabei. Doch er würde nie selbst etwas organisieren.» Da Rajalas Freundin Noora in Finnland lebt und studiert, ist der Stürmer, der mit 17 die Schule schmiss, oft alleine. Kreis: «Toni geht auch alleine essen.»
Anssi Salmela, der zweite Finne im Team, wohnt direkt über Rajala. «Hin und wieder kochen wir gemeinsam. Ansonsten führt jeder sein eigenes Leben», so der Verteidiger.
«Dann stinkt es im ganzen Bus»
Geht es um die Schlittschuhe, nimmt es der Spektakelmacher penibel genau. «Toni braucht ungefähr 125 Eisen pro Saison und bestellt sich die Sachen in Finnland», verrät Kevin Fey. Und Kreis: «Nachdem er einen Schlag auf den Daumen bekam, bindet er sich das Griffband, das wir um den oberen Teil unseres Stocks wickeln, um die Hand.» Ausserdem gehe er viel joggen. «An Match-Tagen morgens und abends vor und nach dem Spiel.»
Der Mann, der im Mai mit Finnland Weltmeister wurde, sorgt im Team aber auch für Nasenrümpfen. «Bei Auswärtsspielen hat er immer eine Lunchbox dabei, isst um 16 Uhr noch einmal richtig zu Mittag. Hin und wieder Fisch. Dann stinkt es im ganzen Bus», erzählt Captain Mathieu Tschantré. Rajala ist sich dessen bewusst, entschuldigte sich auch schon dafür. Doch: «Ich würde verhungern, würde ich nicht noch was essen.»
Fünf der sieben Tore hat Toni Rajala, den sie in Biel Tönu und in Finnland «Raju» (gewalttätig) nennen, erzielt. «Er bringt eine gute Stimmung
in die Garderobe», schwärmt Trainer Antti Törmänen. Und Fey: «Seine positive Ausstrahlung färbt auf uns ab.» Der nächste Auftritt des Super-Finnen, der in seinem Apartment eine Sauna vermisst? Morgen beim Spitzenkampf in Bern.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |