Foto: Claudio Thoma / freshfocus

Sinnlose Regelung im Hockey
Papier-Schweizer haben die Lizenz zum Abkassieren

Sie sind Ausländer. Doch hockey-technisch gelten sie als Schweizer. Das erhöht den Wert von Calle Andersson & Co. auf dem Markt erheblich.
Publiziert: 22.11.2019 um 13:21 Uhr
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Calle Andersson hat sich entschieden, seinen Vertrag beim SC Bern um drei Jahre zu verlängern.
Foto: Getty Images
Stephan Roth

Calle Andersson, der schwedische Verteidiger mit Schweizer Lizenz, war für einen Jahreslohn von 800'000 Franken brutto angeboten worden und konnte am Schluss eines der beiden lukrativen Angebote aus Bern und Zürich auslesen. Nun hat sich der 25-Jährige entschieden, um drei Jahre bei Meister SCB zu verlängern.

Andersson ist, zumindest offensiv, kein schlechter Spieler. Letzte Saison war er mit 33 Punkten der beste Skorer aller Verteidiger der National League.

Andersson spielte als Knirps bei Luganos Junioren

Doch hätte der Schwede keine Schweizer Lizenz, dank der er das Ausländerkontingent (4 pro Spiel einsetzbar) nicht belastet, würde ihn wohl kein NL-Klub beschäftigen. Oder zumindest für viel weniger Geld. Denn in seiner Heimat gibt es weit komplettere und offensiv mindestens so gute Verteidiger. Calle Andersson hat nur sechs Länderspiele bestritten und ist seit 2014 nie mehr für die «Tre Kronor» aufgeboten worden.

Seinen Status verdankt Andersson seinem Vater Peter, der 1997 bis 2001 als Captain beim HC Lugano verteidigte. Dabei kam klein Calle bei den Junioren der Tessiner zu seiner ersten Spielerlizenz, weshalb er als Hockey-Schweizer gilt.

Andersson ist einer von sieben Ausländern in der National League, die eine Schweizer Lizenz haben, weil ihr Vater entweder hier spielte oder als Trainer tätig war (siehe Box unten).

Hofer mit Lohnerhöhung bei Wechsel nach Biel

Einen anderen Weg, zu einer Schweizer Lizenz zu gelangen, haben mehrere Letten gewählt. Wie einst Ronalds Kenins, der 2007 bei den Pikes Oberthurgau begann und dann seinen Weg über die Organisation der Lions machte, kamen als Junioren ins Land. Inzwischen braucht ein Ausländer fünf (davor vier) Saisons in Schweizer Junioren-Ligen (mindestens je 10 Spiele), um auf Profi-Level als Papier-Schweizer zu gelten. Als nächster wird der höchst talentierte tschechische Servette-Stürmer Peter Cajka (18) den Status erreichen, der bei den Genfern bereits einen Vertrag bis 2023 unterzeichnet hat.

Von den Papier-Schweizer-Regelungen profitieren auch Österreicher wie die Ambri-Stürmer Dominic Zwerger und Fabio Hofer, die mit ihren vorarlbergischen Junioren-Teams an der Schweiz mitspielten. Die Schweizer Lizenz hat auch sich auch für sie gelohnt. So dürfte Hofer bei seinem Wechsel zum EHC Biel per nächste Saison seinen Lohn etwa verdoppeln.

NL-Ausländer mit Schweizer Lizenz
  • Viktor Östlund* (Sd, Ambri)
  • Julian Payr (Ö, Ambri)
  • Dominic Zwerger (Ö, Ambri)
  • Fabio Hofer (Ö, Ambri)
  • Diego Kostner (It, Ambri)
  • Tommaso Goi (It, Ambri)
  • Justin Krueger (De/Ka, Bern)
  • Calle Andersson* (Sd, Bern)
  • Stefan Ulmer (Ö, Biel)
  • Anton Gustafsson* (Sd, Biel)
  • Roman Karaffa (Slk, Biel)
  • Benjamin Baumgartner (Ö, Davos)
  • Sandis Smons (Lett, Servette)
  • Deniss Smirnovs (Lett, Servette)
  • Floran Douay (Fr, Servette)
  • Eliot Berthon (Fr, Servette)
  • Tim Bozon* (Fr, Servette)
  • Ronalds Kenins (Lett, Lausanne)
  • Josh Jooris* (Ka, Lausanne)
  • Ivars Punnenovs (Lett, SCL Tigers)
  • Rihards Melnalskis (Lett, SCL Tigers)
  • Lukas Lhotak (Tsch, Fribourg)
  • Stefan Müller (Ö, Lugano)
  • Giovanni Morini (It, Lugano)
  • Frantisek Rehak (Tsch, SCRJ Lakers)
  • Thomas Thiry (Fr, Zug)
  • Santeri Alatalo* (Fi, Zug)
  • Johan Morant (Fr, Zug)
  • Jordann Bougro (Fr, Zug)
  • Robert Nilsson* (Sd/Ka, ZSC)

*Erste Lizenz, als der Vater als Spieler/Trainer in der Schweiz war

  • Viktor Östlund* (Sd, Ambri)
  • Julian Payr (Ö, Ambri)
  • Dominic Zwerger (Ö, Ambri)
  • Fabio Hofer (Ö, Ambri)
  • Diego Kostner (It, Ambri)
  • Tommaso Goi (It, Ambri)
  • Justin Krueger (De/Ka, Bern)
  • Calle Andersson* (Sd, Bern)
  • Stefan Ulmer (Ö, Biel)
  • Anton Gustafsson* (Sd, Biel)
  • Roman Karaffa (Slk, Biel)
  • Benjamin Baumgartner (Ö, Davos)
  • Sandis Smons (Lett, Servette)
  • Deniss Smirnovs (Lett, Servette)
  • Floran Douay (Fr, Servette)
  • Eliot Berthon (Fr, Servette)
  • Tim Bozon* (Fr, Servette)
  • Ronalds Kenins (Lett, Lausanne)
  • Josh Jooris* (Ka, Lausanne)
  • Ivars Punnenovs (Lett, SCL Tigers)
  • Rihards Melnalskis (Lett, SCL Tigers)
  • Lukas Lhotak (Tsch, Fribourg)
  • Stefan Müller (Ö, Lugano)
  • Giovanni Morini (It, Lugano)
  • Frantisek Rehak (Tsch, SCRJ Lakers)
  • Thomas Thiry (Fr, Zug)
  • Santeri Alatalo* (Fi, Zug)
  • Johan Morant (Fr, Zug)
  • Jordann Bougro (Fr, Zug)
  • Robert Nilsson* (Sd/Ka, ZSC)

*Erste Lizenz, als der Vater als Spieler/Trainer in der Schweiz war

Das meint BLICK: Völlig sinnfrei!

Von Stephan Roth

Nichts gegen Calle Andersson. Der SC Bern und die anderen NL-Klubs müssen selbst wissen, was sie ihm und anderen Ausländern mit Schweizer Lizenz bezahlen wollen. Und wenn man die Wahl hat, einen teuren Andersson oder gar keinen Andersson zu haben, spricht einiges gegen die erstere Lösung, wenn man es sich leisten kann.

Doch die geltenden Regelungen für Papier-Schweizer ergeben keinen Sinn. Warum sollte ein Schwede hockey-technisch als Schweizer gelten, nur weil er als Knirps kurz hier Eishockey spielte, als sein Papa hier als Profi tätig war? Das verschafft ihm auf dem Markt einen unfairen Vorteil gegenüber jenen Spielern, die das Ausländerkontingent belasten.

Und es kann auch nicht im Sinn des Schweizer Hockeys sein, Letten, Franzosen, Italiener oder Österreicher im Juniorenalter zu importieren und auszubilden – und sich dann an einer WM die Zähne an ihnen auszubeissen, nachdem sie unseren Talenten im Weg gestanden sind.

Von Stephan Roth

Nichts gegen Calle Andersson. Der SC Bern und die anderen NL-Klubs müssen selbst wissen, was sie ihm und anderen Ausländern mit Schweizer Lizenz bezahlen wollen. Und wenn man die Wahl hat, einen teuren Andersson oder gar keinen Andersson zu haben, spricht einiges gegen die erstere Lösung, wenn man es sich leisten kann.

Doch die geltenden Regelungen für Papier-Schweizer ergeben keinen Sinn. Warum sollte ein Schwede hockey-technisch als Schweizer gelten, nur weil er als Knirps kurz hier Eishockey spielte, als sein Papa hier als Profi tätig war? Das verschafft ihm auf dem Markt einen unfairen Vorteil gegenüber jenen Spielern, die das Ausländerkontingent belasten.

Und es kann auch nicht im Sinn des Schweizer Hockeys sein, Letten, Franzosen, Italiener oder Österreicher im Juniorenalter zu importieren und auszubilden – und sich dann an einer WM die Zähne an ihnen auszubeissen, nachdem sie unseren Talenten im Weg gestanden sind.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
52
25
97
2
ZSC Lions
ZSC Lions
52
35
93
3
SC Bern
SC Bern
52
26
91
4
EV Zug
EV Zug
52
37
88
5
HC Davos
HC Davos
52
18
86
6
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
52
4
83
7
EHC Kloten
EHC Kloten
52
-15
79
8
SCL Tigers
SCL Tigers
52
7
75
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
52
-13
73
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
52
-12
73
11
EHC Biel
EHC Biel
52
-3
71
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
52
-12
71
13
HC Lugano
HC Lugano
52
-23
66
14
HC Ajoie
HC Ajoie
52
-74
46
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