Servettes Meister-Trainer Jan Cadieux
«Es wäre ein Fehler, die letzte Saison als Beispiel zu nehmen»

Im April führte Jan Cadieux (43) Servette zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Jetzt versucht er alles, um den Meisterblues zu verhindern.
Publiziert: 14.09.2023 um 13:42 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2023 um 13:44 Uhr
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Jan Cadieux feierte im April den ersten Meistertitel von Servette.
Foto: keystone-sda.ch
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Grégory Beaud

Blick: Jan Cadieux, im letzten Sommer sind Sie mit einem Foto des Pokals in die Umkleidekabine gekommen. Wie bereiten Sie sich auf die Titelverteidigung vor?
Jan Cadieux:
Das Ziel ist klar. Wir wollen gewinnen und die Saison so weit oben wie möglich abschliessen. Wenn das nicht das Ziel von jedem wäre, wären wir gar nicht hier. Aber ich stimme zu, dass die Rhetorik im Moment eine andere sein muss. Heute muss sie sich eher auf unseren Esprit, unseren Hunger und unsere Bescheidenheit konzentrieren. Ich glaube, dass jeder in der letzten Saison viel über sich selbst gelernt hat. Das wird uns helfen.

Inwiefern?
Wir wissen, wie man gewinnt. Wie man eine ganze Saison lang hungrig bleibt. Wir haben etwas sehr Besonderes erlebt. Aber jetzt starten wir in die neue Saison und wir müssen uns bewusst sein, dass die Zähler wieder auf null gestellt sind. Alles, was wir getan haben, bedeutet in gewisser Weise nichts mehr. Wir haben die Geschichte des Vereins geprägt und die letzte Saison wird in jedem weiterleben. Aber bei allem Respekt für die Arbeit, die jeder geleistet hat, fangen wir noch einmal von vorne an.

Es besteht das Risiko des Gesättigtseins.
Ich denke, dass dich ein Sieg prägen kann. 50 Prozent der Menschen werden sich zum Positiven verändern. Du hast etwas Grosses erlebt und willst dieses Gefühl wieder haben. Aber die andere Hälfte wird dazu neigen, sich in eine Komfortzone zu begeben. Es gibt ein Gefühl der Erfüllung, das zu einer gewissen Selbstgefälligkeit führen kann. Ich habe darauf bestanden, dass meine Spieler zu den guten 50 Prozent gehören. Man muss bereit sein, sich erneut zu opfern. Wir wissen, wie schwer es ist, zu gewinnen. Hier wird es wichtig sein, dass wir uns an das Motto halten, das ihr Journalisten hasst.

Nur von Spiel zu Spiel zu schauen?
Ja, genau. Einen Titel zu gewinnen, ist ein langer Prozess. Es ist etwas, das geduldig aufgebaut wird, Tag für Tag.

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Es klingt so, als würden Sie das letzte Jahr vergessen wollen.
Der Wunsch zu vergessen, ist bei mir da. Aber ich will mir bewusst machen, was ich besser machen kann. Es ist wie bei einem Buch. Jenes der letzten Saison ist bereits geschlossen. Das bedeutet nicht, dass es nicht mehr existiert. Aber wir befinden uns auf Seite 1 des nächsten Buches und alles muss noch geschrieben werden. Es wäre ein Fehler, die letzte Saison als Beispiel zu nehmen und Tag für Tag dasselbe tun zu wollen. Selbst beim Training habe ich versucht, in den ersten Wochen alles zu ändern und neue Dinge einzubringen, um nicht in eine Routine zu verfallen.

Im April waren Sie auf dem Gipfel und nun finden Sie sich am Fuss des Berges wieder. Haben Sie Angst vor dem Aufstieg?
Ganz im Gegenteil. Das ist die grösste Herausforderung, die wir haben. Ich habe meinen Spielern gesagt, dass das Endergebnis nicht das Wichtigste ist. Was zählt, ist, wie wir unsere Saison gestalten, indem wir richtig trainieren. Es ist auch eine Möglichkeit, ein Vermächtnis zu hinterlassen. Dieses Vermächtnis besteht aus unserer täglichen Arbeit. Wenn ein Spieler nach Genf kommt, muss er das Gefühl haben, dass diese Gruppe eine starke Identität ausstrahlt. Und ich spreche nicht nur vom Eisfeld. Sondern auch ausserhalb.

Jan Cadieux persönlich

Jan Cadieux (43) ist kanadisch-schweizerischer Doppelbürger und der Sohn der Trainerlegende Paul-André Cadieux (76). Er ist in Davos geboren, spielte zunächst im Nachwuchs von Fribourg, wechselte aber als Junior für fünf Jahre nach Nordamerika. Nach seiner Rückkehr als 20-Jähriger bestritt er als Stürmer für Lugano, Servette und Fribourg insgesamt 651 NLA-Spiele. Seine Trainerkarriere begann Cadieux zunächst bei der U20 von Fribourg. 2017 zog er zu den Ticino Rockets weiter, wo er Nachfolger von Luca Cereda wurde. Seit 2019 ist Cadieux bei Servette unter Vertrag. Zunächst als Assistenztrainer, im November 2021 wurde er nach der Entlassung von Patrick Emond Headcoach. In der Saison 2022/23 führte Cadieux Servette zunächst zum Quali-Sieg und anschliessend zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Jan Cadieux (43) ist kanadisch-schweizerischer Doppelbürger und der Sohn der Trainerlegende Paul-André Cadieux (76). Er ist in Davos geboren, spielte zunächst im Nachwuchs von Fribourg, wechselte aber als Junior für fünf Jahre nach Nordamerika. Nach seiner Rückkehr als 20-Jähriger bestritt er als Stürmer für Lugano, Servette und Fribourg insgesamt 651 NLA-Spiele. Seine Trainerkarriere begann Cadieux zunächst bei der U20 von Fribourg. 2017 zog er zu den Ticino Rockets weiter, wo er Nachfolger von Luca Cereda wurde. Seit 2019 ist Cadieux bei Servette unter Vertrag. Zunächst als Assistenztrainer, im November 2021 wurde er nach der Entlassung von Patrick Emond Headcoach. In der Saison 2022/23 führte Cadieux Servette zunächst zum Quali-Sieg und anschliessend zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Spüren Sie, dass die Spieler noch hungrig sind?
Wir stehen erst am Anfang dieses Prozesses. Aber wenn man sich die grössten Sportler anschaut, die viele Titel gewonnen haben, dann haben die einen Weg gefunden, dauerhaft gut zu sein. Genau diese Fähigkeit, wieder nach oben zu kommen, ist es, die den Unterschied zwischen einem guten und einem exzellenten Sportler ausmacht. Und zwischen einem guten und einem exzellenten Team. Aber ich werde die Jungs nicht nur nach dem Ergebnis auf dem Eis beurteilen, sondern auch nach der Fähigkeit, nicht in eine gewisse Selbstgefälligkeit zu verfallen. Ich sehe die Gruppe arbeiten und die ersten Signale sind sehr positiv.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
30
28
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
29
7
53
4
EHC Kloten
EHC Kloten
30
-2
50
5
SC Bern
SC Bern
29
16
49
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
SCL Tigers
SCL Tigers
28
4
41
8
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
29
-16
39
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
30
-18
36
13
HC Lugano
HC Lugano
28
-25
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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