«Wie erklärt man das den Kindern?»
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SCB-Verteidiger Blum
«Wie erklärt man das den Kindern?»

Eric Blum vermisst seine Familie, freut sich dafür über Delfine in Italien und Rehe in Japan. Der SCB-Back sagt: «Einen härteren Schlag ins Gesicht hätte die Menschheit kaum bekommen können.»
Publiziert: 07.04.2020 um 13:08 Uhr
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Eric Blum putzte die Wohnung, kocht und geht für seine Mutter einkaufen.
Foto: Manuel Geisser
Angelo Rocchinotti

BLICK: Eric Blum, wie geht es Ihnen?
Eric Blum (33): Gut. Ich vermisse das Leben ausserhalb der Wohnung.

Ihnen fällt die Decke auf den Kopf?
Es ist eine strube Zeit. Ich empfand das Ganze zunächst als surreal. Dann wurde mir bewusst, was für ein Weltdrama sich da gerade ereignet. Man akzeptiert, dass man zuhause bleiben muss, erstellt eine To-Do-Liste, um die Tage zu überbrücken. Doch irgendwann setzt der Lagerkoller ein.

Was fehlt Ihnen?
Ich wurde im Sommer erstmals Vater. Es ist traurig, wenn die Eltern ihr Enkelkind nicht sehen können. Als wir Essen vorbeibrachten, warteten sie hinter der Eingangstüre, winkten uns durch die Glasscheibe zu. Solche Momente gehen mir nahe. Dir wird bewusst, was für ein schönes Leben wir hatten.

Sie brachten Essen vorbei?
Mein Mami hat ihren 60. Geburtstag hinter sich. Wir gehen für sie einkaufen, stellen die Einkaufstüten vor die Türe. Ich frage mich, wie man das den Kindern erklärt? Meine Nichte ist knapp drei Jahre jung. Wir schenkten ihr ein Fotoalbum. Meine Schwester schickte daraufhin ein Video meiner Nichte, die sich das Album anschaut und fragt, weshalb sie uns nicht sehen kann. Das stimmt nachdenklich.

Wie hat sich Ihr Leben verändert?
Ich darf so viel Zeit mit meinem Sohn verbringen wie nie. Das geniesse ich extrem. Ich versuche, meiner Frau viel Arbeit abzunehmen. Ganz ehrlich: Ich helfe im Haushalt mehr als früher. Und koche auch mal.

Sie braten nicht nur Hamburger?
Es gibt auch Salat und Suppe (lacht). Wir haben uns Pasta, Reis und Müsli in grösseren Mengen eingekauft, damit wir nicht ständig aus dem Haus müssen. Ich gehe einmal pro Woche einkaufen. Alleine. Eine spezielle Stimmung. Man fühlt sich wie ein kleiner Verbrecher. Zwischenmenschliche Momente, wie mal jemandem die Türe offen halten, fehlen komplett. Dabei geben uns auch solche Dinge Energie.

Machen Sie sich Sorgen?
Ja, klar. Einerseits wegen der Krankheit. Man macht sich Sorgen um die Eltern oder Menschen, die der Risikogruppe angehören. Andererseits frage ich mich, wohin das führen wird? Wie sehen die Auswirkungen aus? Auch wirtschaftlich. Wir kennen die Situation nicht, haben auch die Weltkriege nicht erlebt. Was geschieht in den Köpfen der Menschen? Ändert sich das Konsumverhalten? Oder machen wir einfach so weiter wie vorher? Steigt jeder gleich wieder in ein Flugzeug? Nach dem Motto: Scheiss drauf.

Was vermuten Sie?
Es hiess oft, die Menschheit brauche vielleicht mal einen Schlag ins Gesicht. Einen härteren Schlag hätten wir kaum bekommen können. Allerdings sind wir nicht bekannt dafür, lernfähig zu sein. Es gibt Hoffnung, aber auch Angst, dass das wilde Treiben danach einfach so weitergehen wird. So als wäre nichts geschehen. Dabei gibt es auch herzige Geschichten.

Woran denken Sie?
Plötzlich sieht man in Venedig wieder Delfine. Oder in Japan Rehe. Tiere, die von den Menschen zurückgedrängt wurden, preschen in die Städte vor. Mir fällt auch der stahlblaue Himmel auf. Ich sehe keine Kondensstreifen. In den letzten Jahren sah es da oben wie auf einem Schachbrett aus. Darüber sollte man sich Gedanken machen. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Ich hoffe schwer, dass ein Umdenken stattfinden wird. So wie es bisher lief, konnte es nicht gut gehen.

Apropos Japan: Stehen Sie Kontakt mit Ihren Verwandten?
Ja, ein Cousin ist Koch. Das Restaurant ist noch immer offen. Es herrscht reger Betrieb. Bis vor zwei Wochen nahm das Leben seinen gewohnten Lauf, was auch meine Familie kritisierte. Sie hätte lieber die knallharte Wahrheit. Mittlerweile gibt es allerdings auch Einschränkungen.

Sie erwähnten die Wirtschaft: Auch die Hockey-Klubs leiden. Wären Sie bereit, auf Lohn zu verzichten?
Im Moment ist es schwierig, sich dazu zu äussern. Noch ist unklar, wie hoch der Verlust ausfallen wird. Drohen Konkurse, sind die Spieler durchaus bereit, sich solidarisch zu zeigen. Das haben sie in der Vergangenheit bewiesen. In Langnau oder Kloten zum Beispiel. Da war auch ich dabei. Doch es wäre auch etwas einfach, würde man nun sagen: ‹Wir sind die Stars. Wir sind die Grossverdiener. Wir sollen nun verzichten.› Die Klubs haben viele Möglichkeiten, Geld einzusparen. Man muss alle Varianten durchspielen.

Die Spieler mussten in Bern nach dem Verpassen der Playoffs bereits auf 15 Prozent verzichten. Das ist nicht wenig.
Ja. Und das hat dem SCB im ersten Moment sicher geholfen. Doch niemand weiss, was in einem Monat sein wird. Oder im August. Für mich geht nichts über ein offenes und ehrliches Gespräch. Man kann den Spielern auch die Zahlen präsentieren. Ich denke nicht, dass die Spieler im Worst-Case-Szenario ein Problem hätten, ihren Teil dazu beizutragen.

Sie haben mit «Onkai Heiwa» ein eigenes Hutlabel gegründet und besitzen ein Geschäft in Zürich.
Als Geschäftsinhaber kenne ich die wirtschaftliche Seite. Ich weiss nicht, wie es weitergehen wird. Wir haben einen Onlineshop. Doch unsere Hüte und Lederwaren sind handgemacht. Die Kunden möchten sie im Geschäft sehen, die Hintergründe erfahren. Das ist derzeit nicht möglich. Die Einnahmen fehlen. Fixkosten wie Lohn und Miete aber bleiben. Der Bundesrat hat schon viel getan. Doch es wird wohl weitere Hilfe benötigen, damit die Kleinunternehmer überleben können.

Sie spielen Gitarre in einer Band, der auch ZSC-Stürmer Roman Wick angehört. Wann veröffentlichen Sie weitere Songs?
Wir dachten erst, wir könnten die Bandprobe weiterhin abhalten. Doch nun gilt: Stay at home. Über Skype kann man nicht musizieren. Die Konzerte sind abgesagt. Die Gitarren etwas verstaubt. Wobei ich mittlerweile recht gut Staub wischen kann. Meine Frau und ich stellten alles auf den Kopf, brachten die Wohnung auf Vordermann. Die To-Do-Liste ist zu drei Vierteln abgearbeitet.

Am 20. April sollte in Bern das Sommertraining beginnen.
So wie sich die Lage derzeit präsentiert, wird wohl kein Fitnesscenter öffnen können. Ich fürchte, wir werden auch in einem Monat noch zuhause sitzen und weiter ausharren müssen. Man liest noch immer von Menschen, die die Weisungen ignorieren, die es nicht kapieren und sich weiterhin verabreden. Es gibt offenbar Corona-Partys. Für mich schon jetzt das Unwort des Jahres.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
22
24
43
2
Lausanne HC
Lausanne HC
22
9
42
3
ZSC Lions
ZSC Lions
20
18
40
4
EV Zug
EV Zug
23
18
38
5
EHC Kloten
EHC Kloten
22
3
36
6
SC Bern
SC Bern
23
12
36
7
EHC Biel
EHC Biel
22
-1
33
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
23
-8
31
9
HC Lugano
HC Lugano
20
-11
28
10
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
22
-10
28
11
SCL Tigers
SCL Tigers
20
-4
26
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
18
-2
24
13
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
20
-14
24
14
HC Ajoie
HC Ajoie
21
-34
18
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