Marc Crawford hat die Kontrolle über sein Team und seine Nerven verloren. Seine Lions liegen gegen den Aussenseiter aus Bern fast hoffnungslos 0:3 zurück.
Und der Kanadier, der den Klub Ende Saison nach vier Jahren verlassen dürfte, kann froh sein, dass er morgen im vierten Spiel immer noch an der ZSC-Bande stehen dürfte, wenn Präsident Walter Frey nicht noch die Geduld verliert. In Bern hätte Boss Marc Lüthi im gleichen Fall wohl den Stecker gezogen.
Schon am Samstag nach der 1:2-Niederlage in Bern hatte Crawford die Schiedsrichter aufs Korn genommen, vor laufenden Kameras ein peinliches Theater aufgeführt. «Wir haben ausgeglichen. In jeder Liga ist das ein korrektes Tor. Auf der ganzen Welt», jammerte der ZSC-Coach.
Inhaltlich gaben ihm die Schiri-Bosse Beat Kaufmann und Brent Reiber danach recht: Rundblads 2:2 war zu Unrecht von Schiedsrichter Fischer annulliert worden, befanden sie und entschuldigten sich bei den Lions.
2-Minuten-Strafe für Crawford
Und? Hat das Crawford beruhigt? Von wegen! Der Kanadier zetert auch bei der Pleite am Dienstag (3:4 n.V.) von der ersten Minute an, handelt sich schon im Startdrittel eine Verwarnung ein. Im Mitteldrittel wird Head Danny Kurmann das Gemotze des 55-Jährigen zu bunt. Er verhängt eine 2-Minuten-Strafe gegen den ZSC-Coach. Dabei müsste man von einem Coach wie Crawford erwarten, dass er in einer solchen Phase eine Stütze fürs Team ist.
Während der Stanley-Cup-Sieger von 1996 mit Colorado ein Nervenbündel ist, bewahrt auf der anderen Seite Lars Leuenberger (40) die Ruhe. Als seine Mannschaft kurz vor Spielmitte durch den zweiten Treffer von Herzog 0:2 in Rückstand gerät, nimmt der Playoff-Neuling ein Timeout.
Leuenberger: «Das war Glück»
Die Massnahme passt wie die Faust aufs Auge. Die Berner fassen sich. Nur 22 Sekunden später verkürzt Andrew Ebbett. Die Wende! Das Spiel ist wieder offen – und drei Minuten später ausgeglichen.
«Das war Glück», sagt Leuenberger hinterher lächelnd und fügt an: «Ich bin kein Bluffer.» Doch der Ostschweizer spürt, dass derzeit alles funktioniert. Dass er und seine Berner auf einer Welle surfen.
Und was sieht Leuenberger auf der anderen Seite, beim Gegner? «Dazu sage ich nichts.» Klar, so kurz vor dem Ziel will er dem Gegner keine Munition geben und das aussprechen, was ohnehin jeder sieht: Die ZSC Lions und ihr Coach sind mit ihren Nerven am Ende – aber noch nicht ganz geschlagen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |