Die Dynamik, die eine Mannschaft in der Garderobe entwickeln kann, fasziniert Saul Miller auch nach über 35 Jahren als Mentalcoach noch. Sie kann ein Team zum Titel tragen – eindrücklich erlebt in diesem Frühling, als Miller nach Bern beordert wurde.
Dort übernahm der Kanadier ein Team, das am Boden war. Aber das wenige Wochen später auch dank seiner Mithilfe den Pokal stemmen konnte.
Es ist dies nicht der erste Meistertitel, an dem der Mentalcoach in der Schweiz seinen Anteil hat. Bereits 2010 unterstützte Miller die Berner, 2006 trieb er die Luganesi zu deren letztem Titel-Triumph.
Das Vorgehen des Kanadiers, der sein Alter partout nicht verrät, ist bis auf den letzten SCB-Notfall immer gleich. «Zu Saisonbeginn verbringe ich einige Zeit mit dem Team, um eine Beziehung aufzubauen», erzählt Miller.
Fehlendes Puzzle-Teil in Zug
Da gibt er den Spielern Leitfäden mit auf den Weg, um einen besseren Fokus zu erlangen, für eine optimale mentale Vorbereitung und um die Instinkte zu schärfen. «Wer seine Stärken immer wieder visualisiert, entwickelt den Instinkt dafür.» In der entscheidenden letzten Phase der Saison kehrt er dann wieder zurück, um das Mentaltraining aufs nächste Level zu heben. In der Zwischenzeit aber können ihn die Spieler bei Bedarf jederzeit kontaktieren.
Millers Art kommt bei den harten Hockeyspielern an, weil der Mentaltrainer sonst nicht einfach überforderte Hausfrauen auf den richtigen Weg bringt. In seinem Palmarès findet man Hockey-Legenden wie Wayne Gretzky oder Mark Messier – sowie viele NHL-Teams. Nun reiht sich in der NLA der EV Zug in die Liste der Klubs, die Millers Dienste beanspruchen.
EVZ-Verteidiger Timo Helbling (35) kennt den Mentalcoach schon seit 15 Jahren aus einem NHL-Camp mit Nashville. «Saul spricht unsere Hockey-Sprache, das macht ihn so glaubwürdig. Und er passt sich der Identität der jeweiligen Mannschaft an», beschreibt Helbling.
Die Hoffnung für Zug ist nun, dass Miller das noch fehlende Puzzleteil auf dem Weg zum ersten Titel seit 1998 ist.