SCB-Krueger vor Playoff-Halbfinals
«Mit 13 verlor ich den Spass am Eishockey»

SCB-Verteidiger Justin Krueger steht zum vierten Mal in Folge in den Halbfinals. Dabei wollte der Sohn von Ex-Nati-Coach Ralph Krueger mit 13 hinschmeissen. Und beinahe hätte ihm HCD-Zampano Arno Del Curto auch noch das Studium vermasselt.
Publiziert: 25.03.2018 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:20 Uhr
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Puck-Künstler Justin Krueger: «Spass und Humor sind wichtig.»
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Angelo Rocchinotti und Sven Thomann (Foto)

Herr Krueger, Sie gelten als begnadeter Tänzer. Standen Sie auch schon auf einem Tresen?
Justin Krueger: Ja, aber in letzter Zeit nicht mehr (lacht). Ich tanze gerne. Das hält die Hüfte in Schwung und sorgt für einen geschmeidigen Rücken.

Laut Thomas Rüfenacht tanzen Sie auch in der Kabine, fühlen sich dabei wie ein Gangsta-Rapper.
Einige machen sich lustig darüber. Doch ich höre halt gerne Hip-Hop. Die Musik gibt mir Energie. In den USA kam ich mit diesem Stil in  Berührung. Dort sind die Leute lockerer. Ob im Ausgang oder an einer Hausparty: Tanzen gehört in Nordamerika zur Kultur.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das Party-Video mit Tanner Richard sahen?
Nicht viel. Jeder muss selbst wissen, was er tut. Ich fokussiere mich lieber auf mich selbst.

Ihre Teamkollegen bewundern Sie dafür, dass Sie sich Kindliches bewahren konnten. Kommen Sie an einem Spielplatz vorbei, setzen Sie sich sofort auf eine Schaukel.
Man sollte im Leben nicht immer alles zu ernst nehmen und auch mal herumalbern können. Das lockert auf. Spass und Humor sind auch wichtig für die Kultur innerhalb der Mannschaft. Nimmt man alles so ernst, zerstört man sich im Kopf.

Haben Sie solche Phasen erlebt?
Ja, während meiner Juniorenzeit. Ich war verkrampft und hätte mit 13 Jahren beinahe alles hingeschmissen. Ich verlor den Spass am Eishockey. Meine Eltern meinten, ich sollte mir ein paar Monate Zeit geben. Solche Phasen würden vorübergehen.

Was stimmte nicht?
Weil ich nach Nordamerika wechseln wollte, besuchte ich ein normales Gymnasium, hatte dadurch ein Schuljahr weniger. Es war ein Stress, eine echte Belastung. Ich schlief auch zu wenig.

Trotzdem bissen Sie sich durch.
Als Kind träumt man von einem Leben als Profi, von Nordamerika. Man sammelt Karten von seinen Idolen, sieht sie live im Stadion. Die Träume sind geblieben.

Sie machten später an der Cornell-Universität den Bachelor in Hotelmanagement und spielten Hockey …
... Das wäre beinahe schiefgegangen.

Weshalb?
Ich war 18, hatte als HCD-Junior noch kein NL-Spiel bestritten und stemmte im Kraftraum Gewichte. Plötzlich platzte Arno Del Curto herein, schaute sich um und wollte wissen, wer da ist. Ich war alleine, weil ich das Training wegen der Schule erst später absolvieren konnte. Arno sagte bloss: «Du spielst!» Der HCD hatte einen Match und ihm fehlte ein Spieler.

Wie gings weiter?
Ich war nach eineinhalb Stunden Krafttraining todmüde, empfand es aber als grosse Ehre. Es war die Lockout-Saison mit den NHL-Stars Thornton, Nash und Hagman. Ich hatte keine Zeit mehr, meinen Eltern davon zu berichten, sie ins Stadion zu rufen. Ich zog mich um, machte das Warm-up, bis Del Curto fünf Minuten vor Spielbeginn kam und sagte: «Äh, Lizenz. Du kannst nicht spielen. Wieder umziehen!»

Sie hatten keine gültige Lizenz?
Ja, weil ich schon für drei Teams gespielt habe. Das war gleichzeitig mein Glück. Denn mit einem einzigen Einsatz bei den Profis hätte ich nicht mehr am College spielen können und somit einen anderen Weg einschlagen müssen. Das war mir nicht bewusst gewesen.

Justin Krueger beim Interview mit BLICK.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Ihr Leben hätte schon früher in eine andere Richtung verlaufen können.
Ja, da war ich fünf Jahre alt, als mein Vater nach seiner Aktiv-Karriere genug von Hockey hatte, in Texas ein Hotel eröffnen und sich ein Haus kaufen wollte. Alles war aufgegleist. Doch dann bekamen wir kein Visum. Sonst wäre ich jetzt wohl Baseballspieler oder Golf-profi.

Sie zogen dann nach Feldkirch.
Mein Vater musste sich nach Alternativen umschauen, bekam den Job in Feldkirch aber nicht auf Anhieb. Doch er ist recht forsch, klopfte direkt beim Chef an die Türe und meinte, er wolle jetzt einfach diese Herausforderung. Und schon war seine Trainerkarriere lanciert.

Bis zum 12. Lebensjahr sind Sie 10 Mal umgezogen. Wie haben Sie das erlebt?
Ich weiss nicht, wie oft wir um-gezogen sind. Das Schwierigste in meinem Leben war der Wechsel von Feldkirch nach Davos. Ich war 12, verlor den Kontakt zu meinen Kollegen, vermisste sie. Dazu habe ich in Davos kein Wort verstanden und fragte mich, was dieses Schweizerdeutsch für eine Sprache ist. Es war eine harte Zeit und wohl der Grund für meine Krise mit 13 Jahren.

Was für eine Rolle spielt Ihr Vater heute in Ihrem Leben?
Ob im Beruf oder als Vater – er ist mein Vorbild und ein guter Freund. Wir treiben viel Sport, sind grosse Konkurrenten. Manchmal artet es aus. Er kann nach einem verlorenen Badminton-Spiel für den Rest des Tages ziemlich unfreundlich sein. Gewinnt er, verfällt er in eine Euphorie, spricht von nichts anderem mehr. Letztlich geht es um die Ehre. Beide wollen gewinnen und er tut so, als würde er nicht altern.

Wie stark interessieren Sie sich für Fussball?
Diese Saison schaffte ich es nie nach Southampton. Aber ich verfolge die Spiele am TV, interessiere mich Jahr für Jahr mehr für Fussball. Für meinen Vater ist es eine harte Saison mit dem Trainerwechsel. Aber es gefällt ihm noch.

Haben Sie mit ihm auch über Ihre Nicht-Nomination ins deutsche Olympiateam geredet?
Ja. Wir telefonieren mehrmals pro Woche miteinander.

Wie haben Sie den Entscheid verkraftet?
Natürlich war ich enttäuscht. Ich hatte sieben der letzten acht WM bestritten, fehlte einmal verletzt. Es ist bitter. Aber was will ich tun? Es liegt in den Händen eines Trainers.

Offenbar hat man Ihnen zugesichert, dass man Sie als Erstes nachnominieren würde. Dann wurden Sie übergangen.
(Zögert) Man weiss nie, wie der Trainer letztlich entscheiden wird und kann die Dinge auch zu Tode analysieren. Es bringt nichts. Ich habe mich trotzdem fürs Team gefreut. Ich kenne fast alle Spieler, weiss, wie hart sie gearbeitet und wie viel Schmerz sie erlitten haben.

Hatten Sie Kontakt mit ihnen?
Nach dem Turnier habe ich ihnen zur Silbermedaille gratuliert. Es war schön, im TV ihre strahlenden Gesichter zu sehen. Der Erfolg ist auch fürs deutsche Hockey super.

Sie haben sich die Spiele angesehen?
Einige erst hinterher. Und das Spiel zwischen der Schweiz und Deutschland liess ich aus. Ich wusste nicht, wie ich mit meinen Emotionen umgehen soll. Einerseits, weil ich nicht dabei sein konnte, aber trotzdem hoffte, dass Deutschland gut spielt. Andererseits standen sieben SCB-Spieler auf dem Feld, denen ich auch nur Gutes wünschte.

Wo waren Sie, als Deutschland Silber gewann?
Noch im Bett. Ich war geschockt, als ich sah, dass Deutschland schon fast Gold in den Händen hielt, in der letzten Minute aber noch den Ausgleich kassierte. Schade hat Russland gewonnen.

Würden Sie an die WM reisen?
Die WM? Jetzt spielen wir erst mal die Playoffs.

Ist der SCB noch zu stoppen?
Das gibt ganz klar eine härtere Serie gegen Zürich als gegen Genf.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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