Langnau gegen den SCB: Das war einst eine der intensivsten Rivalitäten des Eishockeys. In den 1970er-Jahren, als die Berner Teams die Liga dominierten, hielt ein Derby die Fans über Wochen in Atem, war Gesprächsstoff an sämtlichen Stammtischen. «Auf dem Eis war die Atmosphäre vergiftet», erinnert sich Langnau-Legende Simon Schenk (73).
So verliert der Berner Roland Dellsperger in den Derbys gegen den SCL 16 Zähne. Neun sind es alleine in einem Spiel im November 1972. Der 2013 verstorbene Ehrencaptain reagiert dermassen aufgebracht, dass er in der Garderobe der Ilfishalle gleich das ganze Lavabo zertrümmert.
Einen Monat im Spital
Zwei Jahre später schlägt Verteidiger Peter Lehmann den Berner Materialwart Hansueli Fuhrimann nieder, weil dieser provokativ seine Tasche neben die Langnauer Spielerbank stellt. Fuhrimann bricht sich Joch- und Nasenbein, liegt einen Monat im Spital und muss 60 Mal zum Zahnarzt. Die Gerichts- und Anwaltskosten belaufen sich auf satte 75 000 Franken. Der SC Langnau übernimmt für Lehmann die Kosten.
Bis heute unvergessen bleibt das Derby im Frühling 1978. Es ist das letzte Saisonspiel. 6200 Fans sind gekommen. Mit einem Sieg hätte Langnau seinen zweiten Meistertitel feiern können. Die Berner haben keine Chance mehr auf den Pott, kündigen aber an, den Emmentalern die Party vermasseln zu wollen. Und so kommt es auch.
Im zweiten Drittel schenkt der SCB dem SCL vier Tore ein, siegt 6:3. Biel erbt den Titel. Spieler und Fans, die mit Kuhglocken ihr Team anfeuern, reagieren fassungslos. «Der Pokal stand schon auf der Tribüne», erzählt Schenk, mit 22 Toren und 22 Assists in 28 Spielen SCL-Topskorer.
Pleite würde Gemüter weiter erhitzen
Nun kann sich Langnau am Freitag im heissesten Derby seit 41 Jahren rächen – und den taumelnden Meister noch tiefer in die Krise stürzen. Bern ist bloss Zehnter, hat vier der letzten fünf Partien verloren. Zuletzt musste CEO Marc Lüthi gar eine Gruppe aufgebrachter Fans beruhigen. Eine Derby-Pleite würde die Gemüter weiter erhitzen.
«Wir spüren, dass die Fans nicht glücklich sind», sagt Stürmer Thomas Rüfenacht. «Doch jeder hier gibt hundert Prozent. Zuletzt starteten wir gegen Zug wie die Feuerwehr, checkten, schossen geile Tore, freuten uns füreinander. Wenn wir mehr solche Spiele abliefern, werden wir sie auch gewinnen.» Das Problem? «Wir sind etwas fragil, lassen uns nach Fehlern verunsichern.»
«Ein geiler Typ sein»
Um den Kopf zu lüften, bekamen die Berner während der Nati-Pause drei freie Tage. Dann standen Einzelgespräche auf dem Programm. Man fragte sich, was man ändern kann und ob ein Mentaltrainer weiterhelfen könnte. «Die Stimmung ist natürlich nicht bombastisch», sagt Sportchef Alex Chatelain. «Doch der Teamgeist stimmt. Niemand zeigt mit dem Finger auf den anderen.»
Das Team müsse nun Verantwortung übernehmen. «Ich erwarte, dass wir Feuer und Leidenschaft zeigen und unser Spiel über 60 Minuten durchziehen.» Rüfenacht versucht, das Positive zu finden. «Vielleicht ist Platz 1 nicht mehr zu holen. Aber es ist doch geil, wenn man krampfen muss. Hockey soll nicht einfach sein. Es wäre ja langweilig, wenn nur wir gewinnen würden, nachdem wir schon in den letzten Jahren immer gewonnen haben.»
DiDomenico fällt definitiv aus
Rüfenachts Rezept? «Jeden Tag mit Freude ins Stadion kommen. Ein geiler Typ sein. Hart arbeiten. Dann lösen sich die Probleme von selbst.»
Gebessert hat sich die Stimmungslage im 33 Kilometer entfernten Langnau. Vor einem Monat kritisierte Trainer Heinz Ehlers sein Team, sagte: «Ich glaube, einigen ist das alles hier scheissegal.» Seither gewinnt Langnau nur noch. Auch heute?
Während bei Bern Andrew MacDonald zurückkehrt, können die Tigers nur mit drei Ausländern antreten. Chris DiDomenico (Schulter) und Aaron Gagnon (Fuss) fallen aus.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |