Platz 1, aber kein Spektakel?
SCB-Lüthi: «Solche Aussagen ärgern mich»

Der SCB hat die Torhüterfrage geklärt und liegt bei Quali-Hälfte auf Platz 1. In Zürich, Lugano und Davos würden sie Freudensprünge machen. Nicht so in Bern.
Publiziert: 12.12.2018 um 17:35 Uhr
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SCB-CEO Marc Lüthi ist verärgert.
Foto: Keystone
Angelo Rocchinotti
Angelo RocchinottiEishockey-Reporter

Nach Jahren geprägt von Unruhen, Trainerentlassungen und Straftrainings herrscht beim SCB endlich Kontinuität. Trainer Kari Jalonen steht bereits in seiner dritten Saison. Der Finne führte den Klub auf Anhieb zum Titel, gewann mit ihm zweimal die Qualifikation und grüsst auch jetzt von der Spitze. Kurz: Jalonen hat alles im Griff. Und dennoch wird gemeckert.

Der Trainer lasse unattraktiv spielen, monieren die Fans. Symbolisch dafür? Die beiden erknorzten 2:1-Siege gegen Schlusslicht Rappi am Wochenende. «Solche Aussagen ärgern mich», sagt SCB-CEO Marc Lüthi. «Natürlich sähe auch ich am liebsten nur Spiele wie gegen Servette. Duelle voller Emotionen, in welchen man sich auch mal aufs Dach gibt und die man 7:0 gewinnt. Doch das ist illusorisch. Die Liga ist brutal ausgeglichen und jene Teams, die zu uns kommen, sind hypermotiviert.»

«Haben nicht dieselbe Dringlichkeit wie andere Teams»

Lüthi, der vor sieben Jahren Trainer Larry Huras wegen fehlendem Spektakel vor die Tür stellte, sagt: «Unter Larry spielten wir, um nicht zu verlieren. Jetzt gehen wir aufs Eis, um zu gewinnen. Dass unser Spiel defensiv ausgerichtet ist, lässt sich nicht wegdiskutieren. Doch wir spielen nicht unattraktiv.»

Auch Alex Chatelain wehrt sich: «Wir haben unser Spiel weiterentwickelt. Die Verteidiger schalten sich auch mal in den Angriff ein. Das ist mit ein Grund, weshalb wir hin und wieder in einen Konter laufen. Es gilt, die Balance zu finden.»

Doch auch der Sportchef steht im Zentrum der Kritik. Im Sommer verpasste es Chatelain, den 4-fachen Meister Leonardo Genoni langfristig an den Klub zu binden. Künftig werden Niklas Schlegel (vom ZSC) und Pascal Caminada das Goalie-Duo bilden. Die Torhüterfrage ist somit geklärt. Doch einen Feldspieler hat Chatelain im Hinblick auf die kommende Saison noch keinen verpflichtet. «Unsere Top-9-Stürmer haben weiterlaufende Verträge», so Lüthi. «Selbstverständlich haben wir Augen und Ohren offen. Aber wir haben nicht dieselbe Dringlichkeit, wie andere Teams.»

Schwindendes Zuschauer-Interesse

Auch die Kritik an Chatelains bisherigen Transfers lässt Lüthi nicht gelten. «Bieber haben wir geholt, weil er vom Verteidiger, über den Flügel bis zum Center alles spielen kann. Er erfüllt unsere Erwartungen. Grassi haben wir bewusst für den vierten Block verpflichtet. Diese Linie funktioniert hervorragend, kassiert kaum Tore. Sciaroni spielt noch nicht, was wir uns erhofft haben, traut sich nach den Sperren kaum noch, seinen Körper einzusetzen. Bei den Ausländern spielt Boychuck hervorragend, Mursak sehr gut und Almquist knapp sehr gut.»

Auch stimme es nicht, dass der SCB seine Junioren vernachlässige. «Wir haben mit André Heim und Yanik Burren zwei Junge fix integriert. Dazu wird Colin Gerber nächste Saison eine ganz andere Rolle einnehmen. Er braucht Eiszeit und spielt deshalb auch in Olten.»

Zuletzt schwand das Zuschauerinteresse. Auch wenn die offiziellen Zahlen ein nicht ganz so klares Bild zeichnen. Kamen in der Meistersaison 16'399 Fans pro Match, sind es jetzt 16'230. Doch Lüthi sagt: «Die Stehplätze sind deutlich schlechter besetzt als im Vorjahr.» Dass der SCB und YB an vier Abenden gleichzeitig spielten, führte seines dazu bei. «Dazu sind für uns attraktive Gegner derzeit nicht dort platziert, wo wir sie gerne hätten.»

«Ein Meckern auf hohem Niveau»

Lüthi sagt: «Es ist ein Meckern auf hohem Niveau. Ich bin mir nicht sicher, ob es attraktiver wäre, wenn wir 20 Punkte Vorsprung hätten.» Seine Bilanz? «Die sportlichen Leistungen würde ich mit einer 5,5 benoten, die Attraktivität mit einer 5. Im Schnitt ergäbe das eine 5,25, was auf 5,5 aufgerundet würde. Das gefällt mir besser, als wenn du nur attraktiv spielst, aber stets verlierst.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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