Harri Pesonen war nahe der Verzweiflung. Erneut war der Tigers-Captain an Ajoie-Goalie Tim Wolf gescheitert. Mitternacht war schon überschritten. Doch der Finne blieb am Drücker, schaute lange auf. Dann überraschte er Wolf mit einem Schuss aus spitzem Winkel. Als er realisierte, dass der Puck tatsächlich im Tor war, rannte Pesonen völlig entrückt jubelnd davon. 0:14 Uhr wars und die 94. Minute eines epischen, an Dramatik kaum mehr zu überbietenden Fights in einer fantastischen Ambiance.
Es war auch ein klares Plädoyer für eine Liga mit Abstieg. Bis die Langnauer das Ziel erreicht hatten, mussten sie, ihre Fans und Pesonen heftig leiden. Selbst einem Olympiasieger und zweifachen Weltmeister setzte der Stress im Abstiegskampf so richtig zu. Jegliche Leichtigkeit im Abschluss war dem 34-Jährigen abhandengekommen. In den sechs Spielen gegen Ajoie buchte Pesonen lediglich zwei Tore und keinen Assist.
Der Abstiegskampf ist kein Zuckerschlecken. Doch in Langnau haben sie in diesem Jahr nach zwei Saisons, in denen es keinen Abstieg gab und die Leistungskultur baden ging, gesehen, wie wichtig es ist, dass es auch für jene Teams, die nicht um den Titel kämpfen können, um die Wurst geht.
Drei Gegentore innert 136 Sekunden weggesteckt
So hat der Klub im ersten Jahr unter Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini einen riesigen Schritt gemacht. Die Tigers sind wieder wettbewerbsfähig. Und haben, nachdem sie drei Runden vor Schluss noch auf Platz 13 abrutscht waren, viel durchgemacht. Nach zwei Siegen mussten sie gegen Ajoie den Ausgleich in der Serie hinnehmen. Und am Donnerstag wirkten sie mehr tot als lebendig, ehe sie in der Endphase noch einen 0:2-Rückstand wettmachten und in der Verlängerung gewannen.
Die Nahtoderfahrung machte die Langnauer stärker. Sonst hätten sie den Einbruch mit drei Gegentoren innert 136 Sekunden vom 2:1 zum 2:4 am Samstagabend nicht wegstecken können.
Dass es am Schluss Pesonen war, der den erlösenden Treffer zum Ligaerhalt schoss, rundet die Sache ab. Der Finne hatte sich vor zwei Jahren mit Nachdruck für einen Absteiger ausgesprochen: «Es ist wichtig, gibt es in der Schweiz künftig wieder die Möglichkeit des Abstiegs. Diesen Nervenkitzel brauchen alle.» In seiner Heimat fehlt dieses Element. Da verhökern Teams ohne Playoff-Perspektiven ihre Stars. Nur deshalb konnten die Langnauer mit Axel Holmström einen valablen Ersatz für den verletzten Marc Michaelis verpflichten.
Während die Tigers in die hart verdienten Ferien dürfen, wartet auf Ajoie ab Donnerstag die nächste Höllen-Serie: die Liga-Qualifikation gegen Swiss-League-Meister und Erzrivale La Chaux-de-Fonds.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |