Nur Assistent statt Headcoach
SCB übergeht Leuenberger schon wieder

Lars Leuenberger wird wieder nicht Cheftrainer beim SCB. Dabei weiss er, wie man ein Team aus der Krise führt.
Publiziert: 29.01.2020 um 15:29 Uhr
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Lars Leuenberger wird wieder nicht Cheftrainer beim SCB.
Foto: PKP/Pius Koller
Angelo Rocchinotti

Lars Leuenberger weiss, wie man ein Team aus der Krise führt. Im November 2015 steigt der heute 44-Jährige nach der Entlassung von Guy Boucher zum Cheftrainer auf. Leuenberger schippert den SCB-Dampfer durch turbulente Gewässer.

Obwohl phasenweise die halbe Mannschaft fehlt, erreicht Bern im zweitletzten Quali-Spiel die Playoffs – und überrollt dann die Gegner. 4:0 gegen Zürich. 4:1 gegen Davos. Und 4:1-Siege im Final gegen Lugano. Leuenberger krönt sich zum Champion – und muss dennoch gehen.

Schon vor den Playoffs entscheiden sich die Klubbosse für Kari Jalonen. «Laser» will Trainer bleiben. Ein Engagement mit Biel scheitert in letzter Sekunde. Er kehrt 2017 zum SCB zurück, übernimmt die Aufgabenbereiche «Strategische Entwicklung und Spielersichtung».

«Ein Verwaltungsratsentscheid»

Mit Profis hat er erst im Herbst 2019 wieder zu tun, assistiert in Krefeld und Visp Nati-Coach Patrick Fischer. Die Schweiz gewinnt beide Turniere. Es wäre das Naheliegendste gewesen, hätte Bern Leuenberger zum Chef ernannt. Doch wieder wird der Uzwiler übergangen. Er wird nur Assistent von Hans Kossmann (57).

Weshalb? «Ein Verwaltungsratsentscheid», sagt Sportchef Alex Chatelain. Und CEO Marc Lüthi: «Wir kamen zum Schluss, dass die jetzige Konstellation die richtige ist.»

Leuenberger nimmts sportlich: «Bern hat sich für Hans entschieden. Ich freue mich auf die Aufgabe und werde mein Bestes geben.»

«Kari hat sehr souverän reagiert»

Es ist Viertel nach acht Uhr am Dienstagmorgen. Kari Jalonen bereitet nichts ahnend das Training vor, als plötzlich CEO Marc Lüthi und COO Rolf Bachmann im Trainerbüro stehen. Und ihm die Entlassung verkünden. «Kari hat sehr souverän reagiert», gibt sich Lüthi beeindruckt. «Er wünschte uns viel Glück.»

Tristan Scherwey ist stets einer der Ersten, schuftet im Kraftraum. «Als ich die Chefs sah, konnte ich eins und eins zusammenzählen», so der Stürmer. Das Team erfährt an einem Meeting um neun Uhr vom Entscheid. Jalonen macht sich zügig aus dem Staub, spricht nicht mehr zum Team.

Rüfenacht: «Ich bin enttäuscht, wir haben versagt»

«Es ist bitter», sagt Verteidiger Ramon Untersander. «Wir hatten eine gute Zeit. Kari hat viel aus uns herausgeholt.» Hat der Entscheid das Team überrascht? «Ich weiss nicht, ob es überraschend ist, wenn man auf Rang 9 steht», sagt Thomas Rüfenacht. «Mir tut es leid für Kari. Ich bin enttäuscht, wir haben versagt.»

Nach den Pleiten gegen Genf und Davos steckten die Bosse am Montag ihre Köpfe zusammen. Sie gelangten, nachdem sie im Oktober Jalonens Vertrag verlängert hatten, zur Ansicht, dass man Ende Saison ohnehin einen Wechsel vornehmen wolle. Und Jalonen der Falsche sei, um den Verjüngungsprozess voranzutreiben. Kurzfristig ging es darum, der Mannschaft einen Impuls zu geben. «Wir kamen zum Schluss, dass Kari wahrscheinlich nicht richtig gut weiss, wie man Krisen managt. Es war die letzte Möglichkeit, etwas zu ändern», sagt CEO Lüthi. «Die Playoffs zu verpassen, wäre ein Drama.»

Um 15 Uhr erstes Kossmann-Training

Dieses Drama soll nun Kossmann verhindern. Der Kanada-Schweizer weilte bereits zwischen 2009 und 2011 als Assistent von Larry Huras in Bern. «Er weiss, mit solchen Situationen umzugehen», sagt Lüthi. Kossmann, der 2018 die Lions zum Titel führte, trifft am Mittwoch aus Vancouver ein, wird um 15 Uhr das erste Training leiten.

Diese Aufgabe übernahmen gestern Lars Leuenberger und die Jalonen-Assisten Samuel Tilkanen und Jukka Varmanen. Denn: «Nur Kari ist weg», so Lüthi. Jalonen und Tilkanen stehen auch nächste Saison auf der Payroll. Lüthi mag sich darüber aber nicht den Kopf zerbrechen. Er weiss: Wenn Jalonen will, hat Jalonen in zehn Minuten einen Job.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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