Warum SCB-Job nicht einem jungen Schweizer geben?
2:18

Neuer SCB-Coach Don Nachbaur
Deshalb hat sich Schelling für einen No-Name entschieden

Don, wer? Kaum einer kennt den neuen SCB-Coach. Er ist 61, stammt aus Kanada und hat auch den österreichischen Pass. Sein Name: Don Nachbaur.
Publiziert: 15.06.2020 um 20:44 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2020 um 10:32 Uhr
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Don Nachbaur ist der neue Trainer des SC Bern.
Foto: NHLI via Getty Images
Angelo Rocchinotti

Noch sitzt er acht Flugstunden entfernt auf seinem Sofa in Washington. Und ist ganz aus dem Häuschen. «Ich bin begeistert, habe ein grosses Lächeln im Gesicht», sagt der neue SCB-Coach zu BLICK. Sein Name: Don Nachbaur.

Don, wer? Den neuen SCB-Coach kennt hierzulande kaum jemand. Beinahe ein Vierteljahrhundert war Nachbaur in der kanadischen Juniorenliga tätig. Luganos Alessio Bertaggia, laut dem künftigen SCB-Trainer damals der schnellste Spieler der WHL, und Ambris Dominic Zwerger spielten bei Spokane unter dem gebürtigen Kanadier. «Ich sah auch Nino Niederreiter und Sven Bärtschi. Ich habe grossen Respekt vor dem Schweizer Eishockey», so Nachbaur.

Über den SCB weiss er bisher wenig. Die neue Sportchefin Florence Schelling aber lernte er bereits anlässlich der Global Series kennen, als die Philadelphia Flyers im vergangenen Herbst in Lausanne spielten. Schelling sagt: «Nachdem ich zur Sportchefin ernannt wurde, hat sich Don gleich beworben. Er verfügt über unglaublich viel Erfahrung, ist sehr kommunikativ, hat eine positive Art, ist detailliert, organisiert und trotz seinen 61 Jahren sehr jung geblieben. Don hat einen super Charakter, ist fördernd und fordernd.»

Zuletzt zweimal entlassen

Nachbaur, dessen Vater in Feldkirch aufgewachsen ist, spielte in den 1990er-Jahren während vier Saisons in Graz. Unter dem ehemaligen NHL-Stürmer (234 Spiele, 489 Strafminuten!) erlebten die Steirer die erfolgreichste Phase, wurden dreimal in Folge Zweiter. «Wir reisten oft in die Schweiz, machten viele Ausflüge», sagt der Vater zweier erwachsener Kinder.

Er wisse, dass der SCB nach erfolgreichen Jahren zuletzt eine Baisse hatte. «Die Mannschaft ist ein bisschen älter geworden. Ich machte diese Erfahrung als Assistent bei den LA Kings. Wir schafften die Wende», erzählt der 61-Jährige, der allerdings in der zweiten Saison mit Chef John Stevens gefeuert wurde.

Im vergangenen Winter war Nachbaur Headcoach in der Slowakei bei Zvolen, wurde aber noch vor dem Corona bedingten Saisonabbruch entlassen.

Man fragt sich: Weshalb Nachbaur? «Es gab einen Kriterienkatalog», sagt Schelling. «Es war ein intensiver Prozess. Wir führten viele Gespräche. Don hat sehr gut abgeschnitten.» Zudem garantiere ein grosser Name noch keinen Erfolg, wie Marc Lüthi ergänzt: «Das haben wir ja auch schon erlebt.»

So tickt der neue SCB-Trainer Don Nachbaur
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Kanada-Ösi Don Nachbaur:Hier erklärt der neue SCB-Trainer seine Philosophie

«Palmarès eigentlich ganz gut»

Der CEO betonte stets, er würde aufgrund der Corona-Krise nur Einjahresverträge abschliessen. Nun bekommt Nachbaur zwei Jahre. Weshalb? «Florence hat klare Ideen. Die Spieler sollen wissen, woran sie sind. Ein Jahr sähe nach einer Übergangslösung aus», betont Lüthi. «Dieses Paket ist das Beste, das uns präsentiert wurde. Don weiss, was er will. Er hat Humor und trägt viel der SCB-DNA in sich. Sein Palmarès ist eigentlich ganz gut.»

Nachbaur schwärmt von der Arbeit mit den jungen Spielern. «Ich sehe mich als Lehrer und Mentor, will ihnen Vertrauen schenken. Sie sollen auch mal einen Fehler machen dürfen. Ich möchte zu allen Spielern eine Beziehung aufbauen, will ihre Meinung hören, will wissen, wie sie über die letzte Saison denken.»

Wann Nachbaur in die Schweiz reisen wird, ist noch offen. Spätestens Ende Juli zum Start des Eistrainings will er hier sein. «Ich kann es kaum erwarten», sagt er.

Nichts gegen Don, aber …

Ein Kommentar von Angelo Rocchinotti

Eines kann man dem SCB definitiv nicht vorwerfen: Er sei langweilig. Der Klub sorgt in Zeiten von Corona immer wieder für Überraschungen. Wer auf Florence Schelling als Sportchefin getippt hätte, hätte wohl viel Geld verdient. Und nun kommt also Don Nachbaur. Ein Mann, den garantiert niemand auf der Rechnung hatte.

Nichts gegen Don. Der Kanadier macht einen sympathischen Eindruck. Bestimmt versteht er auch sein Handwerk. Dass er junge Spieler fördern will, klingt gut. Und kam in den letzten Jahren in Bern zu kurz.

Und trotzdem. Einmal mehr stellt sich die Frage: Weshalb gibt man den Job nicht einem jungen Schweizer Trainer? Weshalb verpflichtet man einen 61-jährigen Kanadier mit überschaubarem Palmarès ohne Schweiz-Erfahrung? Der Entscheid wirkt, nachdem man mit Schelling noch viel Courage bewies, mutlos. Dabei hat es die Konkurrenz vorgemacht.

Ambri setzt seit drei Jahren erfolgreich auf Luca Cereda. Im Bündnerland brachte Christian Wohlwend den HCD in seiner ersten Saison wieder auf Vordermann. Und die Schweizer Nati gewann, nachdem man das Missverständnis mit dem Kanadier Glen Hanlon beendet hatte, mit Patrick Fischer WM-Silber.

Und der SCB? 2016 übernahm Lars Leuenberger das Team von Guy Boucher (ein Kanadier) auf Rang 9 und führte es zum Meistertitel. Leuenberger kennt den SCB aus dem Effeff. Es gab Gedankenspiele, ihn wieder als Head-Coach einzusetzen. Doch nun ist der 45-Jährige Assistent.

Nachbaur bekam einen Zweijahres-, Leuenberger einen Einjahresvertrag. Der eine ist Kanadier. Der andere Schweizer.

Ein Kommentar von Angelo Rocchinotti

Eines kann man dem SCB definitiv nicht vorwerfen: Er sei langweilig. Der Klub sorgt in Zeiten von Corona immer wieder für Überraschungen. Wer auf Florence Schelling als Sportchefin getippt hätte, hätte wohl viel Geld verdient. Und nun kommt also Don Nachbaur. Ein Mann, den garantiert niemand auf der Rechnung hatte.

Nichts gegen Don. Der Kanadier macht einen sympathischen Eindruck. Bestimmt versteht er auch sein Handwerk. Dass er junge Spieler fördern will, klingt gut. Und kam in den letzten Jahren in Bern zu kurz.

Und trotzdem. Einmal mehr stellt sich die Frage: Weshalb gibt man den Job nicht einem jungen Schweizer Trainer? Weshalb verpflichtet man einen 61-jährigen Kanadier mit überschaubarem Palmarès ohne Schweiz-Erfahrung? Der Entscheid wirkt, nachdem man mit Schelling noch viel Courage bewies, mutlos. Dabei hat es die Konkurrenz vorgemacht.

Ambri setzt seit drei Jahren erfolgreich auf Luca Cereda. Im Bündnerland brachte Christian Wohlwend den HCD in seiner ersten Saison wieder auf Vordermann. Und die Schweizer Nati gewann, nachdem man das Missverständnis mit dem Kanadier Glen Hanlon beendet hatte, mit Patrick Fischer WM-Silber.

Und der SCB? 2016 übernahm Lars Leuenberger das Team von Guy Boucher (ein Kanadier) auf Rang 9 und führte es zum Meistertitel. Leuenberger kennt den SCB aus dem Effeff. Es gab Gedankenspiele, ihn wieder als Head-Coach einzusetzen. Doch nun ist der 45-Jährige Assistent.

Nachbaur bekam einen Zweijahres-, Leuenberger einen Einjahresvertrag. Der eine ist Kanadier. Der andere Schweizer.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
22
24
43
2
Lausanne HC
Lausanne HC
22
9
42
3
ZSC Lions
ZSC Lions
20
18
40
4
EV Zug
EV Zug
23
18
38
5
EHC Kloten
EHC Kloten
22
3
36
6
SC Bern
SC Bern
23
12
36
7
EHC Biel
EHC Biel
22
-1
33
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
23
-8
31
9
HC Lugano
HC Lugano
20
-11
28
10
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
22
-10
28
11
SCL Tigers
SCL Tigers
20
-4
26
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
18
-2
24
13
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
20
-14
24
14
HC Ajoie
HC Ajoie
21
-34
18
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