«Wir spielen Spitzenhockey mit viel Charakter»
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Neuer CEO beim HC Lugano:«Wir spielen Spitzenhockey mit viel Charakter»

Nach der Saison ist vor der Saison
Lugano vor dem totalen Umbruch

Elvis weg, Hofmann weg. Ein neuer Trainer, aber noch kein Sportchef. Der neue CEO Marco Werder definiert den HC Lugano aufgrund der Klub-DNA.
Publiziert: 24.04.2019 um 13:49 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:02 Uhr
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Strahlt trotz unüblich düsterem Wetter im Tessin: Marco Werder.
Foto: TOTO MARTI
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Nach kurzen und ereignislosen Playoffs wird der HC Lugano umgekrempelt. Sportchef Roland Habisreutinger musste nach 10 mittelmässigen Jahren den Hut nehmen, der knorrige und manchmal etwas ungeschickte Trainer Greg Ireland erhielt keinen neuen Vertrag. Der Frühlingsputz (Nordamerikaner würden sagen: Housecleaning) sorgt dafür, dass die Zähler auf Null gestellt werden.

Die Aufgabe, die DNA des Vereins mit den Anforderungen im modernen Berufssport gleichzuschalten, hat der Verwaltungsrat an Nachwuchschef Marco Werder übertragen. Der 46-Jährige bekleidet (offiziell ab dem ersten Montag im August) zusätzlich den neu geschaffenen Posten des Geschäftsführers (CEO) mit übergreifenden Kompetenzen. Werder ist der Sohn Deutschschweizer Eltern, ist aber im Tessin aufgewachsen. Er hat in der Deutschschweiz gespielt und studiert und nach seiner Rückkehr ins Tessin in der Privatwirtschaft mehrere Firmen (Kommunikation, PR) gegründet oder geführt.

«Top-Down-Befehlsprinzip funktioniert nicht mehr»

Der ehemalige Stürmer hatte seine Finger bereits im Spiel, als mit Sami Kapanen ein neuer Trainer bestimmt wurde. Der Finne stellt quasi eine Antithese zum rustikalen Greg Ireland dar. In Kuopio war Kapanen Klubbesitzer, Manager, Trainer und Geschäftsmann. In Lugano ist er Trainer. «Es war sein Wunsch, sich ausschliesslich auf den Sport konzentrieren zu können», sagt Werder dazu. Sein Profil? «Ein empathischer Typ, der hinter den Spieler blickt und den Menschen kennen möchte. Das passt zu unserer Neuausrichtung, weil ein Top-Down-Befehlsprinzip mit den neuen Spielergenerationen nicht mehr funktioniert, diese Spieler muss man abholen.»

«Spieler, die unsere DNA in sich tragen»

Was Lugano noch fehlt? Ein Sportdirektor. Erst der Trainer, dann der Sportdirektor? Lief da nicht was verkehrt? «Das war vielleicht nicht ideal», sagt Werder. «Aber im Sport kann es vorkommen, dass man kurzfristig handeln muss. Aber es liegt ja in unserer Hand, einen Sportchef zu finden, der unsere Philosophie verkörpert.»

Und wie soll der «neue» HC Lugano ticken? «Lugano will immer den Erfolg. Wir wollen gewinnen, ja, aber zu unseren Bedingungen. Wir möchten noch mehr junge Spieler integrieren, Spieler, die unsere DNA in sich tragen. Wir wollen die Eiszeit konstant über vier Linien verteilen, auch wenn es mal nicht rund läuft. Entschliesst man sich für einen Neustart, wird erstmal das ganze System durchgeschüttelt, irgendwann findet man die Balance aber wieder.»

«Es gibt nur einen Elvis»

Geduld. Konstanz. Vier Linien. Und das ohne Elvis Merzlikins und Topskorer Hofmann. Grosse Figuren haben Lugano verlassen. Früher kamen sie in Scharen. Ist Lugano am Scheideweg? «Es ist keine Schande zuzugeben, dass wir vor einem Neubeginn stehen. Jede Mannschaft hat einen Zyklus, der irgendwann zu Ende geht. Elvis kann man nicht ersetzen, es gibt nur einen Elvis. Nun werden wir einen anderen Torhüter haben (Sandro Zurkirchen? Die Red.) und so wird sich auch die Perspektive für die Erwartungshaltung präsentieren.»

Werder erinnert aber auch an das Positive: «Ein Neubeginn schliesst nicht aus, das vieles gut war. Im Frühling 2018 hat die Mannschaft mit sehr viel Charakter den Final erreicht und nach einigen Ausfällen viel Widerstandskraft bewiesen. Unsere Zuschauer mögen offensives Eishockey, das durch Kampfkraft betont wird.»

Und wann wird Lugano wieder mal Meister? «Kann man einen Titel planen? Wichtig für uns ist erstmal, eine neue Identität zu finden. Natürlich wollen wir mithalten, aber wir sprechen momentan nicht von der Spitze. Erstmal sicher die Playoffs erreichen und dann schrittweise vorwärts gehen.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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