Nach dem SCB-Debakel
Verliert Sportchef Chatelain jetzt seinen Job?

Der SCB verpasst die Playoffs. Als Buhmann muss Sportchef Alex Chatelain herhalten. Verliert er am Ende gar seinen Job?
Publiziert: 03.03.2020 um 00:30 Uhr
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Unter Beschuss: SCB-Sportchef Alex Chatelain.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Angelo Rocchinotti

Wer Sportchef ist in Bern, braucht eine dicke Haut. Nirgends werden Transfers kritischer begutachtet. So schrieb einst eine Zeitung: «Es wäre für Eveline Widmer-Schlumpf einfacher, ihre Rückkehr zur SVP zu begründen, als für Marc Lüthi den neusten Lottertransfer seines Sportchefs als sinnvoll zu verkaufen.» Die Rede war von Thomas Rüfenacht, Held dreier Meisterteams.

Geholt hat ihn Sven Leuenberger. Doch seit viereinhalb Jahren steht Alex Chatelain in der Verantwortung. Unter ihm wurde der SCB dreimal Meister. Doch auch der Bündner stand stets in der Kritik. Er hole Mitläufer und seine Ausländer seien Nullnummern, so der Vorwurf. Nach der kläglichen Saison wollte sich zuletzt nicht einmal mehr CEO Marc Lüthi im BLICK zum Sportchef äussern, wich der Frage, ob Chatelain um seinen Job fürchten muss, aus, sprach von einer Analyse.

«Stimmungsmache bereitete mir Mühe»

Chatelain selbst sagt: «Ich bin keiner, der davon läuft, wenn es schwierig wird. Ob das Scheitern für mich nun Konsequenzen hat, müssen andere entscheiden.»

Probleme mit Kritik habe er keine. «Kritik bringt dich weiter, weil du dir Gedanken machst. Ich stelle mich der Kritik, stehe wie in den letzten Jahren auch in der Verantwortung. Probleme habe ich mit Unwahrheiten. Die Stimmungsmache bereitete mir Mühe.» Mittlerweile habe er aber gelernt, damit umzugehen. «Du kannst dich aufreiben. Es nimmt dir Energie.»

Zum Vorwurf, man habe es verpasst, rechtzeitig Veränderungen im Team vorzunehmen, sagt der 42-Jährige: «In einer idealen Welt hätte man nach dem letzten Meistertitel Anpassungen machen können. Doch so funktioniert der Markt nicht. Dieses Team, das jetzt in der Platzierungsrunde steht, stand zu einem grossen Teil im Dezember 2018 und wurde im April 2019 Meister.»

«Hätten mit Almquist verlängern sollen»

Dass ein Umbruch mit jüngeren Spielern stattfinden muss, dessen war man sich bewusst. «Wir wollten unser Kader nicht in Form einer Zitrone auspressen, waren der Meinung, dass es erfolgsversprechender ist, den Umbruch in den stabilen Strukturen vorzunehmen, die uns Trainer Kari Jalonen gewährt. Kari fand unser Plan smart, wollte Teil davon sein. Doch dann kam es aufgrund der Resultate nicht so heraus, wie wir uns das vorgestellt hatten und der Umbruch fand nicht statt.»

Chatelain sagt: «Wir haben vieles falsch gemacht.» Der Sportchef zeigt sich selbstkritisch: «Im Nachhinein hätte man sicher mit Adam Almquist verlängern sollen. Er lieferte eine super Performance ab, beeindruckte Leute aus dem Nachwuchs. Vielleicht liessen wir uns zu stark beeinflussen, hatten auf Druck von aussen das Gefühl, unser ausländischer Verteidiger müsse ein Blueliner sein. Die Hoffnung, Miika Koivisto wäre defensiv gleich solid, könne aber offensiv für mehr Impulse sorgen, erfüllte sich nicht.»

«Eine einzige gute Phase»

Es hätte weitere unglückliche Entscheide gegeben. «Wir holten Andrew MacDonald, weil unsere Abwehr anfällig war, mussten dann aber den Goalie wechseln und hatten aufgrund offensiver Impotenz keine andere Wahl mehr, als MacDonald nicht mehr einzusetzen.» Chatelain wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf, seine Ausländer seien Nullnummern. «Das ist Stimmungsmache. Arcobello hat das Team lange getragen. Karhunen spielt ausgezeichnet. Und mit Ebbett und Mursak wurden wir Meister.»

Wo sieht Chatelain die Gründe für das Debakel? «Der Saisonstart ging in die Hosen. Die Mannschaft konnte den Goalies nicht helfen. Sie wiederum konnten der Mannschaft nicht helfen. Wir gerieten in einen Strudel, mussten mit Karhunen reagieren. Dadurch wurden wir zwar defensiv stabiler, doch offensiv ging nichts mehr. Das Powerplay war lange eine Baustelle. Wir waren zu inkonstant, hatten im Dezember eine einzig gute Phase, fielen im Januar wieder in ein Loch.»

Ob der 42-Jährige seinen Job behalten kann, wird sich Ende Saison zeigen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Lüthi aufgrund anhaltender Kritik reagiert. Erst im Januar hat er Jalonen entlassen. Zwei Wochen, nachdem Lüthi sagte, der Finne sei nicht das Problem. War er ja auch nicht …


National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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