Der HC Davos stürzte letzte Saison ab. Noch im November warf Trainer Arno Del Curto den Bettel hin und erstmals seit 1992 verpasste der Rekordmeister die Playoffs. Es folgte der grosse Umbruch: Neuer Sportchef, neuer Trainer. Moderne Strukturen.
Und die erste Saison unter Raeto Raffainer und Christian Wohlwend begann schon fast märchenhaft. Dem neuen HCD lief es gar so gut, dass sich einige ein kleines Tief wünschten, um zu sehen, wie der eine oder andere damit umgehen würde.
Im Dezember kam dann der Gegenwind doch. Selbstverschuldet. Da war erst das Hallen-Sponsoring-Engagement des höchst eigenwilligen Millionärs Peter Buser, das Kopfschütteln auslöste. Doch das tangierte den sportlichen Bereich nicht. Dann musste auch die neue sportliche Leitung, bei der davor als zu Gold wurde, was sie anfasste, am Spengler Cup Lehrgeld bezahlen. Der Poker mit dem demonstrativen Schonen von Stars ausgerechnet im Evergreen gegen das Team Canada ging nicht auf, sorgte für grosse Aufregung.
Krisen-Management gefragt
Plötzlich war Krisen-Management in Davos gefragt. Raffainer konnte dabei von seinen Erfahrungen als ehemaliger Nati-Direktor profitieren. Er stellte sich in den Wind. Und Wohlwend, der im Frust nach drei Pleiten in drei Spielen die Fans am Spengler Cup attackiert hatte, entschuldigte sich vor der Partie gegen die SCRJ Lakers am Mikrofon.
Und: Der HCD fand im neuen Jahr auf dem Eis sofort den Tritt wieder: Drei Spiele, drei Siege. «Das war wichtig für die Stimmung im Umfeld», sagt Raffainer, der wegen der Wirren einen Ausland-Trip verschoben hatte. So reiste er erst am Freitag nach Minsk, um mit einer Auswahl des internationalen Verbandes IIHF gegen ein Team Belarus mit dem weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zu spielen. Will er im September in den IIHF-Council gewählt werden, muss er solche Anlässe nutzen, um Werbung für sich zu machen.
«Ist das so?»
Inzwischen ist der 38-Jährige, nach einem Abstecher an die U20-WM in Ostrava, zurück. Rechtzeitig, um den HCD an die Tabellenspitze stürmen zu sehen? Besiegen die Davoser heute daheim im Gipfeltreffen die ZSC Lions, sind sie erstmals seit fünf Jahren Leader. «Ist das so?», fragt Raffainer und warnt gleich: «Gegen Zürich haben wir beide Spiele verloren.» Sollte es dennoch klappen, «wäre dies ein schönes Foto wert», so der HCD-Sportchef. «Und eine Mega-Freude für die Leute und das Umfeld, die letzte Saison gelitten haben.»
Nach über zwei Dritteln der Quali hätte Platz 1 auch Aussagekraft. Allerdings könnte sich auch der ZSC mit 3 Punkten wieder an die Spitze schieben.
PS. In der Saison, als der HCD vom 4. Januar 2015 (5:1 gegen Servette) bis zum 9. Januar (3:4 n.V. gegen die SCRJ Lakers) letztmals Leader war, holten sich die Bündner auch ihren vorerst letzten Meistertitel.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EV Zug | 22 | 17 | 36 | |
6 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 22 | -7 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |