Er wolle seine Karriere in der Schweiz neu lancieren, sich via Kloten zurück Richtung NHL kämpfen. Das sagte Tim Bozon vor dem Saisonstart im September. Doch davon ist der Stürmer auch drei Monate später noch meilenweit entfernt.
Bozon steht erst bei drei Toren, weist gar eine Minus-11-Bilanz vor. Aus dem Konzept bringen lässt sich der 23-Jährige deshalb aber nicht. Auch die fünf Pleiten in Folge scheinen ihm nichts anzuhaben. Bozon sagt: «Ich spielte auch in der AHL in Teams, die viele Niederlagen kassierten. Ich habe gelernt, mit Rückschlägen umzugehen.»
Kein Wunder, kämpfte Bozon doch vor dreieinhalb Jahren noch um viel Wichtigeres als um Pucks und Punkte.
Rückblende: Mit 19 Jahren gilt der Franzose mit Schweizer Lizenz als NHL-Hoffnung der Montreal Canadiens, skort in der Junioren-Liga WHL für Kootenay über einen Punkt pro Spiel. Bis der Stürmer am 1. März 2014 auf einen Schlag Kopfweh bekommt.
Der Physio-Therapeut ahnt, dass etwas nicht stimmt, alarmiert den Notarzt. Im Spital dann die Schock-Diagnose: Hirnhaut-Entzündung.
«Als ich mich erstmals im Spiegel sah, hatte ich einen Schock»
Der Sohn von Hockey-Legende Philippe Bozon (51) wird ins künstliche Koma versetzt. Mit jedem Tag schwinden die Überlebens-Chancen. Nach einer Woche wissen die Ärzte nicht mehr weiter. Doch nach zwölf Tagen erwacht der Teenager, der auch seinen 20. Geburtstag im Spital verbringt, aus dem Koma. Ohne bleibenden Schäden.
«Als ich mich erstmals im Spiegel sah, hatte ich einen Schock. Ich erkannte mich nicht wieder», erinnert sich Bozon heute. «Ich hatte 18 Kilo verloren.» Der Stürmer fällt mental in ein Loch, weint. «Mir schoss immer wieder dieselbe Frage durch den Kopf: Warum gerade ich?»
Bozon muss wieder Laufen lernen, sitzt zwei Wochen lang im Rollstuhl, hat Mühe mit dem Sprechen. Doch drei Monate später steht er bereits wieder auf dem Eis, schuftet an seinem Comeback. Vater Philippe steht ihm als Trainer zur Seite. In die NHL aber schafft es Bozon nicht, spielt stattdessen nun beim NL-Letzten Kloten. Mit dem Schicksal hadert der Stürmer nicht. «Ich möchte nicht zurückschauen. Das bringt mich nicht weiter.»
Doch auch die Rückkehr in die NL verlief nicht nach Wunsch. Unter Pekka Tirkkonen kam Bozon kaum zum Einsatz. «Beim Saisonstart fehlte mir die Konstanz. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach sechs Jahren in Nordamerika so lange brauchen würde, mich hier wieder anzupassen», sagt der 23-Jährige, der unter dem Finnen ein klares Spielkonzept vermisst hatte.
«Ich werde nie wieder derselbe Mensch sein »
Seit Kevin Schläpfer in Kloten das Sagen hat, kommt auch Bozon zum Zug. Zuletzt stand er gegen Lausanne 16 Minuten auf dem Eis, spielte auch Power- und Boxplay. «Als ich kam, wollte ich jedem Spieler eine Chance geben. Tim hinterliess einen guten Eindruck, ist dazu ein aufgestellter, positiver Typ», sagt Schläpfer.
Bozon glaubt nicht, dass die Krankheit Einfluss auf seine Leistungen gehabt habe. Er betont: «Ich bin derselbe Spieler wie zuvor. Aber ich werde nie wieder derselbe Mensch sein. Wenn du mit 19 um dein Leben kämpfst, verändert das alles.»
Seine Einstellung zum Leben habe sich geändert. «Wenn ich früher gegen meinen Vater oder meinen Bruder Tennis spielte, war ich nach Niederlagen richtig sauer. Jetzt weiss ich, dass es bloss ein Spiel ist. Aber ich tue noch immer alles, um nicht zu verlieren. Denn Niederlagen hasse ich noch heute», so Bozon.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |