Mit einem Schmunzeln im Gesicht aber todmüde erscheint Klotens Matchwinner Denis Hollenstein nach dem längsten Spiel aller Zeiten zu den Interviews. Es ist kurz vor ein Uhr früh. Die Lakers-Fans, die viele bis zum Schluss ausharrten, haben den Nachhauseweg angetreten. Die Klotener hingegen feiern noch immer.
«Die Erleichterung ist gross», sagt Hollenstein, der erstmals nach elf torlosen Spielen wieder getroffen hat. Und das nach 102 Minuten und 31 Sekunden, in der dritten Verlängerung des dritten Spiels der Liga-Qualifikation gegen die Lakers. Um 0:28 Uhr. Das ist Schweizer Rekord. «Uns fiel ein Stein vom Herzen», so der Captain.
Doch Hunderte der 6863 Zuschauer wollen oder können die Entscheidung nicht mehr abwarten. Nach der ersten Verlängerung gibt der Speaker bekannt, wie man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause gelangt.
«Ich habe viel Wasser verloren»
Im Stadion wird es immer wärmer. Einige Spieler beklagen sich über die Hitze. Auf der Tribüne haben sich viele Fans ihrer Jacken entledigt, sitzen in T-Shirts da. Auch Kloten-Boss Hans-Ueli Lehmann, der sich das Spiel mit SVP-Nationalrat Roger Köppel anschaut.
Die ersten Foodstände machen schon während der ersten Overtime dicht. Bier und Snacks gibt es aber noch genügend. Und auch für die Spieler ist gesorgt.
«Wir haben gegessen, was wir gerade fanden», sagt Hollenstein. «Es gab Shakes, Glucose-Gel und Brausetabletten. Damit kommst du gut durch. Doch jetzt gehen wir noch einmal essen, hauen Pasta rein. Ich habe viel Wasser verloren.»
Pasta gibt es auch während den drei zusätzlichen Pausen. Saucen jedoch nicht. «Einen ganzen Teller Pasta kannst du ohnehin nicht aufnehmen. Sonst platzt dir der Bauch. Aber vielleicht drei oder vier Stück. Einfach damit du was hast», sagt Trainer André Rötheli und fügt an: «Ich habe zum ersten Mal überhaupt während einer Pause etwas gegessen.»
«Plötzlich ertönte einfach das Horn»
Natürlich habe sich Kloten für einen solchen Fall gewappnet. «Es hätte ja sein können, dass es noch ein siebtes oder achtes Drittel gibt», so Rötheli, der in den Pausen immer weniger Worte ans Team richtet. «Irgendwann erzählst du ohnehin immer dasselbe. Es wird langweilig. Ich habe einfach daran appelliert, geduldig zu bleiben. Das ist mit zunehmendem Sauerstoffmangel hingegen nicht leicht umzusetzen.»
Der Trainer weiss irgendwann gar nicht mehr, wie viele Drittel gespielt sind, sagt: «Nach der fünften Periode merkte ich gar nicht, dass das Drittel zu Ende war. Plötzlich ertönte einfach das Horn.»
Heute gehen nur jene Spieler aufs Eis, die kaum oder gar nicht spielten. «Wir müssen runterfahren», sagt Rötheli. Alle anderen treffen sich um 11.30 Uhr.
Hollenstein erlebte das schon einmal
Für Hollenstein ist eine solch lange Overtime übrigens kein Novum. «Ich habe schon einmal so lange gespielt. Das war in der kanadischen Juniorenliga bei Guelph. Ich weiss nicht mehr genau, ob die Entscheidung damals in der zweiten oder der dritten Verlängerung fiel.»
Trotz des Siegs: Von Euphorie ist im Team nichts zu sehen. Die Flieger wissen, dass sie noch immer das Messer am Hals haben. Noch immer droht nach 56 Jahren in der höchsten Liga der Abstieg. Kein Wunder sagt Rötheli: «Ich will ruhig bleiben. Dieses Spiel kann wegweisend sein. Doch der Sieg bringt nichts, wenn wir am Donnerstag nicht gut vorbereitet sind. Der Match hat den Jungs viel abverlangt. Diese Serie wird knallhart.»
Am Donnerstag geht es bereits in Rapperswil-Jona weiter.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 23 | 25 | 46 | |
2 | ZSC Lions | 21 | 22 | 43 | |
3 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
4 | SC Bern | 24 | 13 | 39 | |
5 | EHC Kloten | 23 | 4 | 38 | |
6 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
7 | EHC Biel | 23 | -2 | 34 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 21 | -15 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 23 | -12 | 28 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 21 | -12 | 27 | |
12 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
13 | Genève-Servette HC | 19 | -3 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 22 | -35 | 18 |