Matchwinner Hollenstein zum Rekordspiel
«Wir haben gegessen, was wir gefunden haben»

Noch nie dauerte eine Partie in der Schweiz so lange. Denis Hollenstein schiesst Kloten nach 102 Minuten und 31 Sekunden gegen Rapperswil-Jona (3:2 n.V.) ins Glück.
Publiziert: 18.04.2018 um 08:55 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:20 Uhr
Angelo Rocchinotti

Mit einem Schmunzeln im Gesicht aber todmüde erscheint Klotens Matchwinner Denis Hollenstein nach dem längsten Spiel aller Zeiten zu den Interviews. Es ist kurz vor ein Uhr früh. Die Lakers-Fans, die viele bis zum Schluss ausharrten, haben den Nachhauseweg angetreten. Die Klotener hingegen feiern noch immer.

«Die Erleichterung ist gross», sagt Hollenstein, der erstmals nach elf torlosen Spielen wieder getroffen hat. Und das nach 102 Minuten und 31 Sekunden, in der dritten Verlängerung des dritten Spiels der Liga-Qualifikation gegen die Lakers. Um 0:28 Uhr. Das ist Schweizer Rekord. «Uns fiel ein Stein vom Herzen», so der Captain.

Endlich! Nach 102 Minuten und 31 Sekunden jubelt Kloten. Dank Denis Hollenstein.

Doch Hunderte der 6863 Zuschauer wollen oder können die Entscheidung nicht mehr abwarten. Nach der ersten Verlängerung gibt der Speaker bekannt, wie man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause gelangt.

«Ich habe viel Wasser verloren»

Im Stadion wird es immer wärmer. Einige Spieler beklagen sich über die Hitze. Auf der Tribüne haben sich viele Fans ihrer Jacken entledigt, sitzen in T-Shirts da. Auch Kloten-Boss Hans-Ueli Lehmann, der sich das Spiel mit SVP-Nationalrat Roger Köppel anschaut.

Kloten-Boss Hans-Ueli Lehmann verfolgt das Spiel mit SVP-Nationalrat Roger Köppel.
Foto: KEY

Die ersten Foodstände machen schon während der ersten Overtime dicht. Bier und Snacks gibt es aber noch genügend. Und auch für die Spieler ist gesorgt.

Viele Foodstände machen bereits während der ersten Overtime dicht.
Foto: KEY

«Wir haben gegessen, was wir gerade fanden», sagt Hollenstein. «Es gab Shakes, Glucose-Gel und Brausetabletten. Damit kommst du gut durch. Doch jetzt gehen wir noch einmal essen, hauen Pasta rein. Ich habe viel Wasser verloren.»

Pasta gibt es auch während den drei zusätzlichen Pausen. Saucen jedoch nicht. «Einen ganzen Teller Pasta kannst du ohnehin nicht aufnehmen. Sonst platzt dir der Bauch. Aber vielleicht drei oder vier Stück. Einfach damit du was hast», sagt Trainer André Rötheli und fügt an: «Ich habe zum ersten Mal überhaupt während einer Pause etwas gegessen.»

«Plötzlich ertönte einfach das Horn»

Natürlich habe sich Kloten für einen solchen Fall gewappnet. «Es hätte ja sein können, dass es noch ein siebtes oder achtes Drittel gibt», so Rötheli, der in den Pausen immer weniger Worte ans Team richtet. «Irgendwann erzählst du ohnehin immer dasselbe. Es wird langweilig. Ich habe einfach daran appelliert, geduldig zu bleiben. Das ist mit zunehmendem Sauerstoffmangel hingegen nicht leicht umzusetzen.»

Um ein Uhr früh kehren Helfer den Müll zusammen.
Foto: KEY

Der Trainer weiss irgendwann gar nicht mehr, wie viele Drittel gespielt sind, sagt: «Nach der fünften Periode merkte ich gar nicht, dass das Drittel zu Ende war. Plötzlich ertönte einfach das Horn.»

Heute gehen nur jene Spieler aufs Eis, die kaum oder gar nicht spielten. «Wir müssen runterfahren», sagt Rötheli. Alle anderen treffen sich um 11.30 Uhr.

Hollenstein erlebte das schon einmal 

Für Hollenstein ist eine solch lange Overtime übrigens kein Novum. «Ich habe schon einmal so lange gespielt. Das war in der kanadischen Juniorenliga bei Guelph. Ich weiss nicht mehr genau, ob die Entscheidung damals in der zweiten oder der dritten Verlängerung fiel.»

Trotz des Siegs: Von Euphorie ist im Team nichts zu sehen. Die Flieger wissen, dass sie noch immer das Messer am Hals haben. Noch immer droht nach 56 Jahren in der höchsten Liga der Abstieg. Kein Wunder sagt Rötheli: «Ich will ruhig bleiben. Dieses Spiel kann wegweisend sein. Doch der Sieg bringt nichts, wenn wir am Donnerstag nicht gut vorbereitet sind. Der Match hat den Jungs viel abverlangt. Diese Serie wird knallhart.»

Am Donnerstag geht es bereits in Rapperswil-Jona weiter.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
23
25
46
2
ZSC Lions
ZSC Lions
21
22
43
3
Lausanne HC
Lausanne HC
22
9
42
4
SC Bern
SC Bern
24
13
39
5
EHC Kloten
EHC Kloten
23
4
38
6
EV Zug
EV Zug
23
18
38
7
EHC Biel
EHC Biel
23
-2
34
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
23
-8
31
9
HC Lugano
HC Lugano
21
-15
28
10
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
23
-12
28
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
21
-12
27
12
SCL Tigers
SCL Tigers
20
-4
26
13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
19
-3
24
14
HC Ajoie
HC Ajoie
22
-35
18
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?