«Legende im Norden und perfekter Captain»
Meister-Capitano Plüss geht von Bord

Nach neun Jahren, vier Meistertiteln, 590 Spielen und 203 Toren für den SCB ist Schluss. Martin Plüss geht als Champion. Seine Teamkollegen schauen zurück.
Publiziert: 18.04.2017 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:54 Uhr
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Tschou zäme! Captain Martin Plüss verlässt den SCB.
Foto: Melanie Duchene
Angelo Rocchinotti

Leonardo Genoni:
«Ich habe ‹Plüssi› erst im vergangenen Sommer richtig kennengelernt. Ein Leader, der sich ganz in den Dienst des Teams stellt. Der perfekte Captain.»

Calle Andersson:
«Ich bin froh, kann ich mit ihm Schwedisch sprechen.»

Eric Blum:
«Er ernährt sich übergesund. Holen sich andere vor Auswärtsspielen ein Sandwich, kommt er mit seinen Haferflocken und Chia-Samen. Man müsste seinen nackten Oberkörper sehen, der hat kein Gramm zu viel. Jeder Muskel sitzt. Ich habe ihn noch nie bei einem Hamburger gesehen. Wenn das keine Macken sind.»

Beat Gerber:
«‹Plüssi› lädt äusserst selten jemanden zu sich nach Hause ein. Doch als wir 2013 gegen Servette im Viertelfinal 1:3 zurücklagen und 2016, als wir eine Woche vor Quali-Ende drohten, die Playoffs zu verpassen, versammelte er das ganze Team bei sich. Wir grillierten, spielten Pingpong – und wurden beide Male Meister.»

David Jobin:
«Plüss ist ein ruhiger Mensch, noch extremer als ich. Er sitzt viel zu Hause, während ich auch gerne mal in den Ausgang gehe. Die Teamausflüge finden stets ohne ihn statt. ‹Plüssi› ist unser Vater, aber eigentlich im falschen Land geboren. Er ist mehr Schwede denn Schweizer.»

Jérémie Kamerzin:
«Sitzen wir morgens in der Kabine, wissen wir haargenau, wann Plüss den Raum betreten wird. Es ist wie bei einem Empfang. Plötzlich steht er mit seinem Velohelm auf dem Kopf da und wir machen Sprüche.»

Justin Krueger:
«Er behauptete stets, er sei der stärkste Tischtennis-Spieler. Doch es dauerte ewig, bis er sich bereit erklärte, gegen mich zu spielen. Wir lieferten uns eine Best-of-7-Serie. Er war total verbissen, verlor das siebte Spiel und war dermassen deprimiert, dass er nie wieder spielte.»

Maxim Noreau:
«Ich wurde im Sommer erstmals Vater. Brauche ich Hilfe, frage ich Plüss. Er kann mir sagen, wo ich den Kinderarzt finde, und er kann mich auf vieles andere vorbereiten. Er selbst hat zwei Töchter und einen Jungen – und viel zu tun. Trotzdem ist er nie müde.»

Ramon Untersander:
«Plüss bezeichnet andere als alt. Bidu nennt er Oldie. Dabei ist Gerber 34 und Plüss 40.»

Mark Arcobello:
«Wir schenkten dem alten Mann zum 40. Geburtstag eine Tabakpfeife. So etwas habe ich noch nie erlebt.»

Alain Berger:
«Schauen wir in der Garderobe TV-Serien, tut Plüss so, als würde er nicht hinsehen. Dabei schaut er von der Seite her zu. Und beginnt dann aus dem Nichts Fragen zu stellen.»

Simon Bodenmann:
«Mich zieht er auf, wenn ich meine hell- und dunkelblaue Nike-Jacke trage, die ich damals in Kloten bekam. Dann bezeichnet er mich als typischen Zürcher Jungen und als Hipster. Dabei ist er der einzige Spieler der Welt, der noch mit «Busch»-Stöcken spielt. Diese himmeltraurigen Baumstämme mit der geraden Kelle.»

Andrew Ebbett:
«Für einen Ausländer ist es hart. Man kommt in ein fremdes Land und in ein Team mit fast ausschliesslich Schweizern. ‹Plüssi› war sehr willkommend, hat mir alles erklärt.»

Aaron Gagnon:
«Ich glaube, er macht vor jedem Spiel einbeinige Hüpfer.»

Luca Hischier:
«Plüss legt sich im Car jeweils ins Chauffeur-Bett und klemmt ein Kissen zwischen das Rollo, um frische Luft zu bekommen. Mein Bruder Nico, im letzten Jahr der Jüngste, sah das Kissen, dachte, es gehöre niemandem, und nahm es einfach mit.»

Ryan Lasch:
«Plüss hat immer fünf Stöcke bei sich.»

Simon Moser:
«Vor dem ersten Champions-League-Spiel in Kosice versammelten wir uns für die Turnier-Hymne auf der blauen Linie. Plüss betrat als Letzter das Eis, vergass jedoch, die Kufenschoner zu entfernen. Gian-Andrea Randegger warnte ihn noch,  doch es war zu spät. Vor allen Leuten und im Topskorer-Shirt haute es ihn um. Wie ein Käfer lag er auf dem Eis. Das war lustig.»

Marco Müller:
«Eigentlich hat jeder Spieler im Bus eine eigene Sitzreihe. Als während des NHL-Lockouts 2012 John Tavares zu uns stiess und den Platz von Plüss einnahm, sagte unser Captain: ‹Mir ist egal, wer er ist. Das ist mein Platz.› Und setzte sich kurzerhand neben ihn.

Gian-Andrea Randegger:
«Als wir in Jyväskylä spielten, fragte ihn tatsächlich ein Gegenspieler, ob er ihm einen unterschriebenen Stock schenke. Plüss ist im Norden eine Legende.»

Marc Reichert:
«Als die TV-Geräte noch schwarz-weiss flimmerten, also vor 17 Jahren, lieferte ‹Plüssi› die Vorlage zu meinem ersten Länderspieltor gegen Kanada. Er machte mir auch den Wechsel nach Kloten schmackhaft. Als Dank, so sagt er heute, hätte ich ihm das Captain-Amt entrissen und ihn ein Jahr später aus dem Land geprügelt. Sein Abgang schmerzt ihn noch immer.»

Thomas Rüfenacht:
«Jedem neuen Spieler sagen wir, er soll sich im Bus auf seinen Platz setzen, weil Plüss stets als Letzter kommt.»

Tristan Scherwey:
«Als ich mit 18 ins Team kam, hatte ich grossen Respekt vor ihm. Ich sagte bloss ‹Guten Morgen›. Manchmal lebt er in seiner eigenen Welt. Dann kann er geradewegs in dich hineinlaufen und merkt es nicht einmal. Ich staune auch, wie schnell ‹Plüssi› umgezogen ist. Er kann sieben Minuten vor dem Einlaufen noch in kurzen Hosen und T-Shirt dastehen, während ich mich seit 20 Minuten umziehe.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
19
19
40
2
HC Davos
HC Davos
21
21
40
3
Lausanne HC
Lausanne HC
21
8
40
4
SC Bern
SC Bern
22
15
36
5
EHC Kloten
EHC Kloten
21
2
33
6
EV Zug
EV Zug
21
14
33
7
EHC Biel
EHC Biel
21
0
32
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
21
-4
31
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
21
-9
27
10
SCL Tigers
SCL Tigers
19
-3
25
11
HC Lugano
HC Lugano
19
-13
25
12
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
19
-12
24
13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
17
-3
22
14
HC Ajoie
HC Ajoie
20
-35
15
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