Dass Hans Dampf ablassen kann, weiss man spätestens seit dem Playoff-Final 2013. «Macht nicht so ein Gesicht, als ob jemand euren Hund erschossen hätte! Fuck you!», brüllte der damalige Gottéron-Coach in der ersten Pause des fünften Spiels gegen Bern beim Stand von 0:2. «Ich will Rauch aus euren Ohren kommen sehen. Und wenn das zu viel verlangt ist, sagt es mir! Sagt es mir!»
Brandrede nach zweitem Drittel gegen Rappi
In 80 Sekunden Gardinenpredigt, die das Westschweizer Fernsehen in einer Reportage zeigte, fiel das englische Schimpfwort «fuck» in den verschiedensten Varianten 30-mal.
«Ich bin ruhiger geworden», versicherte Kossmann, als er Ende Januar den SCB übernahm. Einen Monat später verrät er nach dem 5:2-Sieg gegen Schlusslicht Rapperswil-Jona am Freitag: «Die Mannschaft hat mich in der zweiten Pause nicht von meiner schönsten Seite gesehen.»
«Hans wurde laut»
Bern lag zu diesem Zeitpunkt 1:2 zurück. Dann aber drehte der Wind: zwei Siege. 10:0-Tore in vier Dritteln. Der Sprung über den Strich. «Einige Leute fragten mich, was man uns in den Tee getan hat», sagt Ramon Untersander und verrät schmunzelnd: «Hans wurde laut. Doch es ist noch alles ganz. Nichts ging zu Bruch.» Überhaupt brauche es so etwas zwischendurch. «Hans könnte wohl noch eine Stufe oder gar zwei Stufen lauter werden.»
Kossmann hat den Meister geweckt
Kossmann, der in seiner Rede das Defensivverhalten anprangert, bleibt anständig. Auch wenn das Wort «fuck» gleich mehrmals fällt. «Das ist nichts Aussergewöhnliches. So reden wir halt», sagt Thomas Rüfenacht, ein Meister des Trash-Talk. «Auch wir Spieler wurden laut», so der Stürmer weiter. «Wir waren sauer auf uns selbst, spielten danach mit der Wut im Bauch», ergänzt Yanik Burren. Auch Kossmanns Vorgänger Kari Jalonen konnte laut werden. Er könne toben, dass die Wände wackeln, hiess es vor seiner Ankunft. Getobt hat der gewiefte Finne dann aber selten. Und wenn, dann meist in seinem Büro. «Er konnte nicht perfekt Englisch. Ich denke, die Sprachbarriere hinderte ihn ein oder zwei Mal daran, laut zu werden», mutmasst Untersander.
Als Kossmann von BLICK noch einmal auf seine Kabinenpredigt angesprochen wird, sagt er: «Die Tore wollten nicht fallen. Wir mussten diesen negativen Trend durchbrechen. Die Spieler haben nach dem Sieg Vertrauen getankt. In Lugano hat man dann eine ganz andere Mannschaft gesehen.»
Komplettes Gegenteil bei Lugano
Auch 28 Kilometer südwestlich von Bern sprach am Freitag in der zweiten Pause ein Trainer zum Team. Oder sang er etwa? «Schlaf, Kindlein, schlaf» oder «Sandmann, lieber Sandmann»? Nach Serge Pelletiers Worten vergeigte Lugano in Fribourg ein 3:1, kassierte in vier Dritteln elf Tore und fiel unter den Strich. Damit es zwei Runden vor Quali-Ende so bleibt, muss Bern heute in Davos punkten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EV Zug | 22 | 16 | 36 | |
6 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 22 | -6 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |