«Das ist eine Räuberpistole», sagt er in die Kamera, um klarzumachen, was er von sechs Ausländern in der Liga hält. Oder fragt frech zum gleichen Thema: «Was haben wir da genau gesoffen?» Sven Helfenstein ist (41) die spitzeste Zunge im Schweizer Eishockey. Sitzt er als MySports-Experte an Hockey-Live-Abenden im Studio, läuft etwas auf dem Sender. Es ist unterhaltend und provokativ zugleich. Keiner polarisiert so wie er.
Im Hauptjob hat sich Helfenstein in den letzten Jahren mit seiner «Helpstone Sport Consulting» als Spieleragent einen Namen gemacht, gehört zu den Taktgebern im Business. Zu seiner Kundschaft gehören Nati-Stars wie Janis Moser oder Christian Marti, aber auch Zukunftshoffnungen wie Rodwin Dionicio oder Mischa Ramel.
Jungstar mit drei Liter Milch
Seine Geschichte beginnt in Neftenbach ZH. Hier wächst Helfenstein auf, spielt für den EHC Winterthur, wechselt schon als Junior zu Kloten und debütiert mit 16 in der NLA. «Ich trinke jeden Tag drei Liter Milch», erklärt er im November 1999, als Blick ihm erstmals eine grosse Story widmet. Im folgenden Sommer wird er in der 6. Runde von den New York Rangers gedraftet. Die Hockeywelt scheint Helfenstein zu Füssen zu liegen.
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Doch es kommt anders. Schon früh werden wegen Fehlbelastungen im Training mit zu hohen Gewichten Rückenprobleme sein permanenter Begleiter. Die Karriere stockt, in Kloten kommt er nicht mehr weiter, sesshaft wird er nirgends, spielt während seiner Aktivzeit insgesamt für elf Vereine, ehe er mit 30 auf dringendes ärztliches Anraten bei Lausanne seine Karriere beenden muss. Die Rückenprobleme sind zu gravierend. «Teilweise brauchte ich morgens 40 Minuten, um die Socken anzuziehen. Es ging einfach nicht mehr», erinnert sich Helfenstein zurück.
Drei Jahre, um durchzustarten
Dass aus der ganz grossen Karriere nichts wurde, wurmt ihn längst nicht mehr. Er weiss es trotz der vielen Vorschusslorbeeren einzuschätzen: «Ich war nicht talentierter als andere Jungs, ich hatte einfach enorm viel Biss, trainierte viel mehr als die anderen und war deshalb als Jugendlicher besser. Doch irgendwann überholten mich die anderen. Dazu kamen die ständigen Rückenprobleme, die mich daran hinderten, besser zu werden.» Es lief nicht wie gewünscht für den Spieler Helfenstein. Aber in seinem Job als Spieleragent hilft ihm genau dies – inklusive der vielen Klubwechsel, durch die er sich ein grosses Netzwerk quer durch die Schweiz aufbauen konnte.
Trotzdem war es nach seiner Spielerkarriere nicht geplant, Agent zu werden. «Das konnte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen», gesteht er. Schon zu Aktivzeiten bildet er sich indes weiter, wird zum Finanzplaner, steigt bei der Swiss Life ins Geschäftsleben ein. Er beginnt damit, Spieler in Finanzfragen zu beraten, sein Kundenkreis wird immer grösser. Erste Spieler fragen ihn, weshalb er nicht auch die Verträge für sie aushandele, da er ja auch sonst alles in diesem Bereich für sie abdecke. Zunächst ist Helfenstein skeptisch, macht dann aber während seinen Ferien doch eine Auslegeordnung – und steigt mit vier Spielern als Klienten ins Agenten-Geschäft ein. «Ich gab mir drei Jahre Zeit und bretterte alles mit teilweise mehreren Jobs gleichzeitig rein. Mit der Bedingung, es wieder zu begraben, wenn es in dieser Zeitspanne nicht funktioniert. So war es mit meiner Frau abgemacht.» Teilweise über 14 Stunden investiert er täglich, auch am Wochenende.
Interessenkonflikt? Nicht für Helfenstein
Der Vater einer neunjährigen Tochter und eines fünfjährigen Sohnes reüssiert. Heute, zehn Jahre später, gehört er mit seiner «Helpstone Sport Consulting» zusammen mit Daniel Giger (4sports) und Gaëtan Voisard (The 6ix Sports Leadership) zu den grössten Playern mit dem umfangreichsten Portfolio im nationalen Agenten-Business. Helfenstein hat seine Berufung, in der er seine Leidenschaft und seinen Biss wie einst zu Aktivzeiten ausleben kann, gefunden. «Ich habe einen absoluten Traumjob», sagt er.
Und daneben sorgt er durch seine Expertisen bei MySports für Leben in der Hockey-Bude: «Ich sitze da nicht als Spieleragent, sondern als Sven Helfenstein, der Hockey gern hat und einen coolen Abend erleben möchte.» Dass er mit seiner Art polarisiert und nicht überall nur gut ankommt, damit kann er leben: «Was andere über mich denken, ist mir egal. So war ich schon als Spieler. Ich sehe das als eine meiner Stärken, mache einfach mein Ding und sage meine Meinung.»
Es gibt auch Leute, die finden, dass Helfenstein als Experte im MySports-Studio eigentlich nichts verloren habe, weil für ihn als Spieleragent ein Interessenkonflikt bestehe. Darauf entgegnet er: «Ich habe keine Scheu, auch einen Spieler von mir zu kritisieren. Das ist gegenüber ihnen auch so kommuniziert, denn sonst wäre ich nicht glaubwürdig.» Die «Räuberpistole» gibts somit ab und zu auch für die eigenen Klienten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |