Hiller schlägt Alarm
«Dann mache ich mir Sorgen ums Schweizer Eishockey»

Derzeit will die grosse Mehrheit der NL-Klubs, dass ab 2022/23 mit zehn Ausländern gespielt wird. Ex-Nati- und NHL-Goalie Jonas Hiller, der Präsident der Spielervereinigung SIHPU, hat dafür kein Musikgehör.
Publiziert: 10.12.2020 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 13:54 Uhr
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«Was ist mit den Goalies?», fragt Ex-Keeper Jonas Hiller.
Foto: keystone-sda.ch
Angelo Rocchinotti

Seit sechs Monaten ist Jonas Hiller Präsident der Schweizer Spielervereinigung SIHPU. Und er will in der aktuellen Diskussion über Veränderungen im Hinblick auf die Saison 2022/23 nicht nur stiller Zuschauer sein. «Ich hoffe, dass wir von der Spielerseite her in die Entscheidungen eingebunden werden», sagt der Appenzeller, der nach der letzten Saison seine grosse Goalie-Karriere beim EHC Biel beendete.

National League: Es droht ein Ausländer-Wahnsinn

Vom Plan, inskünftig zehn Ausländer – inklusive jener Spieler, die derzeit dank einer Schweizer Lizenz das Ausländerkontingent nicht belasten – einsetzen zu können, hält er nichts. «Deutschland verfolgte eine ähnliche Strategie, litt noch Jahre danach an den Folgen. Es ist ein Entscheid, den man nicht so einfach wieder rückgängig machen kann. Die Langzeitfolgen sind erheblich. Und die ganze Diskussion ist gefährlich», warnt Hiller. «Die Resultate unserer Nationalmannschaft zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig sieht man, dass die Schweizer Leaderrollen übernehmen müssen. Doch mit mehr Ausländern laufen wir Gefahr, dass es in eine andere Richtung geht.»

Hiller fragt: «Was ist mit den Goalies?»

In der Schweiz habe man nicht dieselbe Breite wie die skandinavischen Länder, betont der 38-Jährige. «Wir sind darauf angewiesen, dass Junge nachkommen. Es gibt nicht nur Spieler wie Roman Josi oder Nico Hischier, die bereits bei den Junioren herausstechen. Es gibt auch solche, die sich vielleicht erst später entwickeln. Auch sie müssen wir in die Liga bringen. Doch stehen den Jungen die Ausländer im Weg, kommen weniger nach und es werden dereinst Spieler fehlen, die im Klub und der Nati eine Leaderrolle übernehmen und den Unterschied ausmachen können.»

Wegen Ausländer-Wahnsinn droht ein Riesen-Schaden

Und der ehemalige NHL-Keeper fragt: «Was ist mit den Goalies? Es wird diskutiert, was nach Reto Berra und Leonardo Genoni sein könnte. Bloss wie viele Goalies haben in den letzten fünf Jahren das Vertrauen erhalten? Davos versuchte es, holte dann aber trotzdem einen Ausländer. Wie kann ein Goalie Weltklasse werden, wenn er keine Chance erhält? Und was ist, wenn man künftig zehn Ausländer einsetzen kann? Wer setzt dann noch auf einen jungen Schweizer Goalie?»

«Dann mache ich mir Sorgen um das Schweizer Eishockey»

Hiller schlägt Alarm: «Langfristig gesehen mache ich mir Sorgen um das Schweizer Eishockey. Unsere Liga ist darauf angewiesen, ein Top-Produkt anbieten zu können. Sind wir in der Weltrangliste nur noch die Nummer 10 und müssen jedes Jahr zittern, ob wir die Viertelfinals erreichen, ist das dem Produkt nicht förderlich.»

Auch den Spielern sei klar, dass die Teams nicht Jahr für Jahr Verluste schreiben können. Als Reaktion darauf das Ausländerkontingent aufzustocken, sei aber gefährlich. «Vielleicht gehen die Löhne kurzfristig runter. Doch spätestens wenn ein günstiger Ausländer erfolgreich spielt, ist er nicht mehr günstig. Will man wirklich Geld sparen, könnte man auch sagen, dass jedes Team pro Saison fünf junge Spieler integrieren muss.»

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Hiller: «Langfristig mehr Schweizer Trainer»

Und Hiller zieht noch ein weiteres Argument hinzu. «Es werden immer wieder Vergleiche mit skandinavischen Ländern gezogen. Doch dort sind die meisten Trainer Einheimische. Sie lassen lieber ihre Landsleute spielen», sagt er. «Bei uns ist es umgekehrt. Die meisten Trainer sind Ausländer. Sie werden sich noch mehr festigen können, während es für Schweizer noch schwieriger wird. Dabei müsste es das Ziel sein, langfristig mehr Schweizer Trainer zu haben.»

Doch wie soll es aus Hillers Sicht denn funktionieren? «Die Idealvorstellung der Spieler ist, dass sich jeder GM ans Budget hält und sich das Ganze selbst reguliert. Funktioniert das nicht, sollte man sich überlegen, das Ganze über ein Financial Fairplay zu lösen. Nun aber will man auf mehreren Schienen fahren. Gehen die Löhne tatsächlich runter, wird man in fünf Jahren nicht sagen können, was denn nun der ausschlaggebende Punkt war, weil man gleich mehrere Puzzleteile verändert hat.»

Und ein Punkt, den Hiller auch noch erwähnt: «Ein Schweizer lebt für seinen Klub, verzichtet auf Lohn. Bei einem Ausländer ist die Solidarität womöglich nicht gleich gross.»


National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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