Heute Liga-Versammlung
Hände weg von der Hockey-Revolution!

Im Schweizer Eishockey braut sich etwas zusammen. Die Klubs machen sich an ihrer Liga zu schaffen, obwohl diese ein Erfolgsprodukt ist. Ein Kommentar.
Publiziert: 17.06.2020 um 01:04 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 10:33 Uhr
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Heute tagt die Liga-Versammlung.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth und Dino Kessler

Heute Mittwoch wird über die Zukunft unseres Eishockeys debattiert. Sollen sich die Klubs eine Lohnobergrenze mit Luxussteuer auferlegen? Oder soll die Ausländerbeschränkung gelockert oder gar aufgehoben werden? Solche Fragen müssen unter anderem beantwortet werden, sodass am 27. August darüber abgestimmt werden kann.

Doch braucht die National League tatsächlich eine Revolution? Nein. Jeder unnötige Eingriff könnte fatal sein. Denn die Liga ist eine Erfolgsgeschichte.

  • Die Stadien waren voll. Nur die Corona-Geisterspiele verhinderten einen Zuschauerrekord.
  • Mehr Spannung ist kaum möglich. Der Strichkampf fesselt die Fans stets bis zum Schluss.
  • Die Liga ist ausgeglichen, regelmässig verpassen auch finanzstarke Klubs die Playoffs. Selbst ein teures Team garantiert keinen Titel.
  • Das sportliche Spektakel ist gross, und die Intensität ist in den letzten Jahren gestiegen.
  • Die Liga besteht aus Dorfklubs wie Ambri und Langnau und Teams mit Finanzkraft. So hat jeder Verein seine eigene Identität.
  • Unser Hockey ist erfolgreich wie noch nie. 2013 und 2018 holte die Nati WM-Silber. Letzte Saison spielten 15 Schweizer in der NHL.

Weshalb also dieser Wunsch nach grossen Veränderungen? Die Klubs finden, dass die Löhne der Spieler zu hoch sind. Nur in der NHL und der KHL können ­höhere Saläre bezahlt werden. Das liegt nicht daran, dass der Spielermarkt bei uns zu klein ist, wie es sich die Klubvertreter ­einreden. Sondern daran, dass die Kaufkraft der Klubs in den letzten Jahren massiv gestiegen ist. ­Höhere TV-Gelder, Sponsoring- und Ticket-Einnahmen, Diversifizierung und Mäzene und Donatoren haben die Kassen gefüllt. Weil niemand das Geld auf die Seite legte, sondern es in die Mannschaft investierte, stiegen die Löhne. So war das Versprechen, dass die höheren TV-Gelder nicht für höhere Löhne verwendet würden, bald Schall und Rauch.

Wenn man glaubt, dass sich mit einer Lockerung oder Auf­hebung der Ausländerbeschränkung daran etwas ändern würde, macht man sich etwas vor. Wer es sich leisten will, wird weiterhin an seine finanziellen Grenzen gehen, um das bestmögliche Team aufs Eis schicken zu können. Auch eine Aufhebung des Status der Ausländer mit Schweizer Lizenz würde daran nichts ändern.

Nur zwei Komponenten stärken den Sparwillen: Profitgier oder Leidensdruck. Vor Corona war davon wenig zu spüren.
Mit einem «Salary Cap light», einer Lohnobergrenze mit Luxussteuer, wie sie Davos-Präsident Gaudenz Domenig vorschlägt und welche fast alle Klubs unterstützen, könnten die Löhne tatsächlich gestutzt werden. Doch der Wirtschaftsanwalt räumt selbst ein, dass dieses System ­juristisch auf wackligen Beinen stehen würde. Nur mit Solidarität und blindem Vertrauen würde es funktionieren. Darauf ein ganzes System aufzubauen, wäre fahrlässig. Zumal es zu viele Möglichkeiten gibt, es zu umgehen.

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