Heisse Wetten im Strichkampf
Wenn wir die Playoffs nicht schaffen...

Der Strichkampf ist auf der Zielgeraden. Lausanne, Kloten, Bern und Ambri balgen sich um die letzten zwei Playoff-Plätze. BLICK fand in jedem Team einen Spieler, der bereit ist, einen guten Wetteinsatz einzugehen.
Publiziert: 16.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:52 Uhr
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Guter Zweck: Nati-Verteidiger Timo Helbling hilft in der Suppenküche, falls der SCB die Playoffs verpasst.
Foto: Blick/Igor Kravarik
Angelo Rocchinotti und Nicole Vandenbrouck

SCB-Verteidiger Timo Helbling (34): «... helfe ich in der Suppenküche»

Auf dem Weg ins Training fährt Timo Helbling jeden Morgen an der Notschlafstelle vorbei. Es sind Momente, die den SCB-Verteidiger nachdenklich stimmen. «Das beschäftigt mich immer wieder. Gleichzeitig wird mir bewusst, was für ein schönes Leben wir eigentlich führen. Selbst dann, wenn es schlecht läuft. Wir konnten unsere Hobbys zum Beruf machen.»

Dass sich der 34-Jährige mit Bern in derselben Situation befindet wie im letzten Jahr in Fribourg, bezeichnet er als frustrierend. «Es ist keine schöne Saison. Manchmal ist man sehr negativ, muss aufpassen, dass man nicht alles hinterfragt, die Geduld und den Fokus nicht verliert. Noch haben wir die Möglichkeit, die Saison zu retten.»

Bern liegt unter dem Strich, spielt erst am Sonntag gegen die ZSC Lions wieder. Helbling ist überzeugt: «Wir haben genügend Potenzial und phasenweise gezeigt, wozu wir fähig sind. Ich möchte nicht zuschauen müssen, wie andere die Playoffs spielen. Vor allem nicht, wenn man selbst das Gefühl hat, man könne dort noch was reissen.»

Sollten es Helbling und Co. trotzdem nicht schaffen, hilft der Nati-Verteidiger in der Suppenküche mit. «So kann ich Menschen, die mit weniger Glück gesegnet sind, etwas zurückgeben.»

Ambri-Goalie Sandro Zurkirchen (25): «... sammle ich Kleider für Flüchtlinge»

Damit hat Ambris Torhüter Sandro Zurkirchen kaum Unrecht: «Hätte uns Anfang Saison jemand gesagt, dass wir vier Runden vor Quali-Ende noch um einen Playoff-Platz im Rennen sind, hätten wir das sofort unterschrieben.» Lange sah es nicht nach einer Chance auf ein neuerliches Playoff-Märchen (nach 2014) aus. Erst nachdem Trainer Hans Kossmann das Team übernommen hatte, ging es aufwärts mit den Biancoblu. Sie kämpften sich vom letzten Platz weg Richtung Strich. Noch ist alles offen. «Die Nati-Pause hat uns sicher gut getan», glaubt Zurkirchen. Vor dem Break hatte Ambri drei Spiele verloren. «In der Pause hatten wir Zeit, das Feuer wieder zu entfachen.» Sollte dies zu wenig heiss brennen und die Leventiner die Playoffs verpassen, wäre das Versprechen des Torhüters, dass er in seiner Mannschaft zu Kleider-Spenden aufrufen würde, um diese dann Flüchtlingen zu spenden. «Bestimmt hat jeder Kleider zu Hause, die er nicht mehr anzieht und weitergeben könnte.»

LHC-Stürmer Etienne Froidevaux (26): «...helfe ich im Tierheim aus»

Die Waadtländer haben ihren Konkurrenten im Playoff-Kampf etwas voraus: In diesem Jahr mussten sie den Strich noch nie von unten sehen. Lausanne hält sich seit Mitte Dezember wacker über dem Strich. Hinter Lausanne spielt sich ein steter Wechsel ab. Doch so langsam spüren die Waadtländer, die nur noch drei Spiele zu absolvieren haben, laut Etienne Froidevaux den Druck der hinter ihnen platzierten Teams. «Der Kampf am Strich ist so eng, das ist schon speziell. Natürlich ist das Thema in der Garderobe», sagt der Stürmer. Den Blick auf die Tabelle versuche er sich aber zu verkneifen. Denn mit Fribourg, Bern und Servette warten noch drei Brocken auf die Waadtländer. Sollte ihnen ausgerechnet auf der Zielgeraden die Puste ausgehen und damit das erste Verpassen der Playoffs seit Wiederaufstieg drohen, dann verspricht Froidevaux, dass er einen Tag lang in einem Tierheim helfen und zum Beispiel mit Hunden spazieren gehen wird.

Kloten-Stürmer Steve Kellenberger (29): «... gehe ich ins Altersheim jassen»

Als BLICK Steve Kellenberger anfragt, sagt der 29-Jährige der Aktion, ohne zu zögern, zu. «Wir schaffen die Playoffs sowieso. Also brauche ich die Wette gar nicht einzulösen», so der wirblige Flyers-Stürmer. Der Grund für seine Zuversicht? «Ein Bauchgefühl. Wir haben zuletzt dreimal in Folge gewonnen, fanden selbst dann einen Weg zum Sieg, als die Leistung nicht stimmte.»

Die Frage nach dem Wetteinsatz beantwortet «Chälli» dann aber nicht mehr ganz so zügig. Erst fünf Tage später ist klar: «Sollte ich mich täuschen, werde ich den Seniorinnen und Senioren im Altersheim eine Freude bereiten und mit ihnen jassen.» Schon vor acht Jahren jassten Flyers-Spieler mit Bewohnern des Pflegezentrums im Spitz in Kloten. «Das war lustig. Einige konnten nicht gut verlieren. Wir hingegen waren nicht so fokussiert. Machten wir einen Fehler, wurde uns gezeigt, wo es langgeht.» Für Kloten beginnt der Endspurt heute gegen die ZSC Lions. Wohl wieder mit Von Gunten.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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