NICOLE VANDENBROUCK
Die Mini-Stürmer: Grosse, kräftige Brocken. So sollen Hockeyspieler sein. Eigentlich. Denn aktuell wirbeln einige Mini-Stürmer durch unsere Liga. Broc Little, wortwörtlich mit 1,75 m, hat bisher am meisten Treffer erzielt (16 Tore) und ist HCD-Topskorer. EVZ-Bulldogge Garrett Roe (1,73 m) überzeugt mit physischer Härte ebenso wie mit seinem Torriecher. Die Goalgetter-Qualitäten von SCB-Ebbett (1,75 m) und Lugano-Klasen (1,73 m) sind uns schon länger bekannt. Die Kleinsten können die Grössten sein – das ist beeindruckend.
Der Emotions-Vulkan: Paolo Duca (36) hat seine Karriere als Spieler an den Nagel gehängt, um bei Ambri als Sportchef die Fäden in die Hand zu nehmen. Der langjährige Captain hat auf dem Eis bestimmt so manche Diskussion mit Schiedsrichtern geführt und hat mit Herzblut für die Biancoblu gekämpft. Als Sportchef aber lebt er noch mehr mit den Leventinern mit. Bei Torchancen hält es ihn kaum auf dem Stuhl, viele Aktionen kommentiert er, und dabei trägt er sein blau-weisses Herz auf der Zunge.
Der Image-Wandel: Er ist tatsächlich spürbar, der Wandel von Ambri. Die Biancoblu haben das Verlierer-Image abgestreift und sind zu einem Team geworden, dass weder verzweifelt noch auseinander fällt und durchaus in der Lage ist, grosse Teams mehr als nur zu ärgern. Aktuell zwar noch auf dem 11. Platz, aber punktemässig ist ein Playoff-Platz noch in Reichweite – zu einem Zeitpunkt in der Saison, an dem man in der Vergangenheit schon oftmals die Playouts planen konnte.
DINO KESSLER
Der Schandpfahl: Die Liga beweist gute Ansätze im Kampf gegen Flugeinlagen und Gesten, die Schiedsrichter zum Pfiff nötigen sollen. Noch fehlen aber die letzte Konsequenz und der Mut zur lückenlosen Bewirtschaftung des Prangers. Wiederholungstäter müssen gnadenlos abgestraft werden, sonst verpufft die Signalwirkung im Ungefähren.
Der neue Mix: Der Wechsel von Teleclub zu MySports auf UPC bringt der nationalen Eishockeykultur mehr Geld. Mit einem neuen Studiokonzept sowie wechselnden Gästen und Experten gelingt der Crew um Steffi Buchli, Reto Müller und Ueli Schwarz zudem ein erfrischender Auftritt mit einem gelungenen Mix aus Unterhaltung und Fachkompetenz.
Die Wundertüte: Rekordmeister Davos überrascht sich selbst und die Konkurrenz mit der volatilsten Leistungskurve sämtlicher Mannschaften. Mit dieser Launenhaftigkeit übertreffen die Bündner selbst die als Wundertüte geltenden ZSC Lions. Allein Ambri schenkte dem HCD in den letzten beiden Duellen insgesamt 14 Gegentore ein.
EMANUEL GISI
Der Fels: Elvis hält! Dass Lugano seit längerer Zeit endlich mal wieder dem eigenen Selbstverständnis entsprechend auf Kurs ist, liegt zu einem guten Teil an Goalie Elvis Merzlikins (23). Der Lette hat die zweitbeste Fangquote der Liga (92,54%), obwohl er im Schnitt die meisten Schüsse auf den Kasten kriegt (32,47/Spiel), davon einen grossen Teil (13,05/Spiel) aus dem Slot. Der Lohn: Die zweitwenigsten Gegentore und das zweitbeste Torverhältnis der Liga, dazu Platz 2, alles jeweils hinter dem SCB.
Die Hoffnung: Biels Valentin Nussbaumer war der erste Spieler der Liga mit Jahrgang 2000. Nun hat er schon 5 Tore auf dem Konto. Sagenhaft – für den NHL-Draft ist er erst 2019 zugelassen. Neben ihm kamen mit Teamkollege Simon Wüest, Davyd Barandun (Davos), Tim Berni (ZSC) und Keijo Weibel (SCL Tigers) noch weitere Millennium-Kids zum Zug. In der Swiss League spielt gar schon ein 2001er: Der Österreicher Marco Rossi (GCK Lions).
Der Durchschnitt: «Wenn ich nicht weiss wohin der Ball geht, woher solls dann der Torwart wissen», hat Wayne Rooney einst sein Knipser-Erfolgsrezept erklärt. Fribourg-Goalie Barry Brust hält es ähnlich. Sein Spiel: Spektakulär, unkonventionell und manchmal völlig unkontrolliert. Aber es scheint zu funktionieren. Ob er die gegnerischen Angreifer dermassen verwirren mag oder ob es auch an der Gottéron-Defensive liegt, die seriöser unterwegs ist als in der Vorsaison – der Kanadier ist statistisch zwar nur Durchschnitt, aber damit schon deutlich stärker als Vorgänger Conz. Und so einer der Gründe für die bisher solide Fribourg-Saison.
STEPHAN ROTH
Die Achse: Der SC Bern ist eine Klasse für sich. Leonardo Genoni ist der beste Goalie der Liga. Mit grossem Abstand. Und mit Mark Arcobello, Andrew Ebbett und Gaëtan Haas haben die Berner gleich drei Center, die das Spiel dominieren. Wer will das Jalonen-Team am Titel-Hattrick hindern?
Der Umbruch: Seit Sommer ist Sven Leuenberger Sportchef bei den ZSC Lions. Offensichtlich hat ihm nicht alles gefallen, was er in den letzten Jahren in Oerlikon gesehen hat. Er baut jedenfalls um. Den Anfang machte Fredrik Pettersson. Die Zürcher haben nun eine Tormaschine. Und mit Denis Hollenstein (Kloten) und Simon Bodenmann (Bern) hat er sich zweineue hochkarätige Natispieler langfristig verpflichtet. Absehbar sind anderseits die Abgänge von Ronalds Kenins (Lausanne), Mike Künzle, Samuel Guerra und Mathias Seger (Karrierenende). Erwischt es trotz Vertrag auch noch Inti Pestoni?
Das Muster: In Kloten schaut angesichts der bevorstehenden Abgänge von Hollenstein (ZSC), Praplan (Nordamerika), Boltshauser (Lausanne) und Grassi (Bern) mancher mit flauem Gefühl im Magen in die Zukunft. Doch ein Blick nach Ambri zeigt: Man braucht keine Stars, um glücklich zu sein. Man muss aber wissen, wer man ist und alle müssen am gleichen Strick ziehen. Und eines darf man nicht vergessen: Kloten ist auch nach dem Gesundschrumpfen kein Armenhaus, kann immer noch attraktive Löhne bezahlen. Nur für Luxus-Spieler reichts nicht mehr.
ANGELO ROCCHINOTTI
Die Windstille: Dass SCB-CEO Marc Lüthi, der sich sonst nie öffentlich zu politischen Themen äussert, in seiner Kolumne nun über die No-Billag-Initiative schreibt, sagt einiges aus. Über was soll Lüthi auch sonst schreiben? Der Meister hat 20 von 25 Spielen gewonnen, zieht an der Spitze einsame Kreise. So ruhig war es in Bern schon lange nicht mehr.
Die letzte Hoffnung: Trainer gefeuert. Sportchef gefeuert. Und nun verlässt auch noch der Captain das sinkende Schiff. In Kloten geht es drunter und drüber. Dass der EHC unter Kevin Schläpfer doppelt so viele Punkte holt als noch unter Pekka Tirkkonen (0,89 zu 0,46) merkt kaum einer. Der neue Mann muss überall Brände löschen, die Spieler bei Laune halten und gleichzeitig ein Team für die kommende Saison zusammenstellen. Wenn es der krisenerprobte Schläpfer nicht schafft, Kloten wieder auf Kurs zu bringen, schaffts wohl keiner mehr.
Die Wende: Den Start hatten sie noch verschlafen, verloren fünfmal in Serie. Bis Heinz Ehlers nach einem 0:4 in Kloten der Kragen platzte und den Spielern Dampf machte. Nun liegen die Tigers, die es erst einmal in der Klubgeschichte die Playoffs schafften, auf dem achten Rang. Bahnt sich da eine Sensation ab?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |