Es war mutig, mit Niklas Schlegel und Pascal Caminada in die Saison zu steigen. Beide haben nie zuvor eine Spielzeit als Nummer 1 bestritten. Dass sie den fünffachen Meisterkeeper Leonardo Genoni nicht eins zu eins werden ersetzen können, war klar. Doch hätte das ein Ausländer gekonnt? Keiner weiss es.
Zuletzt war oft von Jakub Stepanek die Rede, dem Berner Meister-Goalie von 2016. Der Tscheche stiess in der Krise Mitte Dezember zum Team, kam mit der achten und letzten Ausländerlizenz. Einen Monat später titelte eine Zeitung in grossen Lettern: «Ein Lottergoalie. Punkt. Fertig.»
Stepanek brauchte Zeit, sich ans Team und das neue Umfeld zu gewöhnen. Er gehörte statistisch zu den schwächsten Goalies der Liga, brachte es in 17 Spielen auf eine Fangquote von bloss 89,96 Prozent. Stepanek steigerte sich erst in den Playoffs, als sich die gesamte Mannschaft steigerte.
Richtig, solange auf Schlegel und Caminada zu setzen
Schlegel, aber auch Caminada, haben sich eine faire Chance verdient gehabt. Es wäre falsch gewesen, das Experiment nach ein paar Meisterschaftsrunden im September abzubrechen. Zeit zur Korrektur blieb da noch genug. Zudem brauchte es Weitsicht. Schlegel steht auch nächste beim SCB unter Vertrag. Eine Alternative lässt sich auf dem Schweizer Markt keine finden.
Es war richtig, solange auf Schlegel und Caminada zu setzen. Nun aber steckt der Meister in argen Nöten, hat sechs der letzten sieben Partien verloren, liegt mit fünf Punkten unter dem Strich, hat zwei Spiele mehr ausgetragen als die direkte Konkurrenz. Den Trainer zu wechseln, wäre ein absoluter Blödsinn. Team und Coach funktionieren. Die beiden Torhüter aber scheinen dem zunehmenden Druck nicht gewachsen zu sein, strahlen kaum Ruhe aus, machen Fehler um Fehler.
Goalie-Flops tragen zur Verunsicherung bei
In der Champions League begann Bern am Dienstag trotz schier aussichtsloser Situation (0:3 Handicap aus dem Hinspiel) in Lulea bärenstark, ging in Führung und war dem 2:0 nahe, als Pascal Caminada einen haltbaren Schuss durchflutschen liess und dem Berner Spiel gleich selbst den Wind aus den Segeln nahm.
Dass der SCB am Freitag gegen Lausanne punktelos blieb, ist einzig und allein dem Torhüter zuzuschreiben, der 77 Sekunden vor Schluss floppte. Am Samstag durfte Schlegel nach vier Spielen als Zuschauer wieder ran, und liess sich nach fünf Minuten aus schier unmöglichem Winkel erwischen. Bereits rannte Bern wieder einem Rückstand nach.
Playoffs stehen auf dem Spiel
Die Leistungen der Torhüter färben sich aufs gesamte Berner Spiel ab, tragen zur Verunsicherung bei. Es ist augenscheinlich, wie die Spieler nach Gegentoren die Schultern hängen lassen.
Zeit, das Experiment abzubrechen. Bern muss handeln. Die Playoffs stehen auf dem Spiel. Wenn man nicht glaubt, das Problem mit einer Discount-Lösung zu beheben, findet man einen guten ausländischen Goalie auf dem Markt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |