Letzte Runde! Viele dachten, dass sie für Mathias Seger und den ZSC schon im Viertelfinal gegen Zug kommen würde. Nicht mancher rechnete nach der holprigen Saison der Zürcher damit, dass der 40-Jährige noch einmal die Chance erhalten würde, Meister zu werden.
Doch nun steht der Verteidiger ab Donnerstag in seinem neunten Playoff-Final. Ausgerechnet gegen den HC Lugano, gegen den er 2000 und 2001 auf dramatische Weise die ersten zwei seiner zwei Titel holte. Kommt da schon ein Schuss Sentimentalität auf? Nicht bei Seger. «Zurück schaue ich eigentlich nie. Auch nicht auf die früheren Serien gegen Lugano. Wenn man am Spielen ist, schaut man vorwärts, fokussierst dich auf deine Ziele.»
Schon in den legendären Finals gegen Lugano dabei
Hat er auch nicht seinen Mitspielern von damals, als Adrien Plavsic den ZSC zum ersten Titel nach 39 Jahren schoss oder als im Jahr darauf Morgan Samuelsson mit seinem Overtime-Tor in der Finalissima Ausschreitungen in der Resega auslöste, erzählt? «Die meisten Teamkollegen waren ja damals noch relativ jung», sagt Seger und lacht. «Jetzt haben wir eine neue Serie, eine neue Generation. Das ist eine neue Geschichte, die jetzt geschrieben wird. Doch es ist sicher schön, dass es diese Rivalität zwischen diesen beiden Klubs noch immer gibt. Das spüren auch alle Spieler.»
Als sich der ZSC am Samstag gegen Bern in der Verlängerung für den Final qualifizierte, jubelte kaum einer so emotional wie Seger. «Es gibt wahrscheinlich nicht mehr viele Tore, über die ich jubeln kann», sagt er.
«Diese Chance kommt nie wieder»
Denn schon längst ist klar, dass der St. Galler seine Karriere beenden wird. «Wenn man im Alter von 25 oder 22 in einen Halbfinal reingeht, kann man bei einer Niederlage sagen: Nächstes Jahr kommt die nächste Chance. Bei mir ist es definitiv so, dass es meine letzte Chance ist. Deshalb war es wohl noch emotionaler in mir drin.»
Auch wenn er nicht mehr so viele Minuten auf dem Eis steht und jungen wie Tim Berni, der 2000 im Jahr von Segers erstem Titel zur Welt kam, den Vortritt lassen muss, holt der Oldie noch die letzte Unze Energie aus seinem Körper heraus. Er weiss: «Diese Chance kommt nie wieder.» Der Meistertitel sei das Grösste, was man als Eishockeyspieler erleben könne. «Es wird wahrscheinlich nie mehr in deinen Leben passieren, dass auf sportlicher Ebene so emotional sein wird. Das gibt dir logischerweise einen unglaublichen Push. Kevin Klein ist in der gleichen Situation.»
«Wir wollen Segi ein Geschenk machen»
Vor drei Jahren schoss in seinem letzten Spiel Reto von Arx bei Davos das Meister-Tor gegen den ZSC und trat wie letztes Jahr Martin Plüss als Meister ab. Und Mark Streit gewann zum Schluss Stanley Cup. Hat Seger auch schon von seinem Ende geträumt? «Wir haben alle einen Traum. Doch wir sind uns bewusst, dass auch alle Spieler von Lugano diesen Traum haben. Und es haben ihn auch zehn andere Mannschaften gehabt. Es werden jene den Traum verwirklichen können, die härter arbeiten», sagt der Routinier, der letzte Saison nur dank Boss Walter Frey noch einmal einen Vertrag erhielt, aber als Captain durch Patrick Geering abgelöst wurde. «Es geht nicht darum, wie ich jetzt abtrete. Ich will diesen Titel wie alle anderen auch.»
Klar ist, dass die Teamkollegen Seger einen Abschied als Sieger mehr als jedem anderen gönnen würden. «Wir wollen Segi ein Geschenk machen», sagt Goalie Lukas Flüeler. Doch Seger sagt: «Meine Kollegen spielen nicht für mich, sie spielen für das Team, für den Klub. Aber es ist sicher so, dass wir uns im Team für jeden freuen. Das ist das Schöne an einem Mannschaftssport.»
Drei Monate im Wohnmobil durch Australien
Wie es nach seiner Karriere weitergeht, ist noch nicht klar. «Ich weiss noch nichts Konkretes. Ich werde sicher im Klub bei den Junioren aushelfen. Ich gehe erst einmal lange in die Ferien. Und will dann erst einmal runterfahren.» Kaum ist die Serie gegen Lugano zu Ende, wird er mit seiner Frau Nina und den Töchtern Milla (8) und Elisa (4) nach Australien reisen, wo die Familie drei Monate im Wohnmobil unterwegs sein wird.
Doch zunächst will Seger den Pokal, mit dem er 2012 in den frühen Morgenstunden im Tram fotografiert wurde, noch einmal in die Finger kriegen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |