Fussballer im Hockey-Exil
Der verrückte Weg von Muntwiler zum SCB

Wie landet ein Profi des FC Wil in der eSports-Abteilung des SC Bern? Der frühere Super-League-Star Philipp Muntwiler (34) kann es selbst noch nicht glauben.
Publiziert: 14.01.2022 um 20:50 Uhr
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Philipp Muntwiler zeigt stolz auf das SCB-Logo auf seiner Brust.
Foto: zVg
Marco Pescio

Die Sport-Schweiz kennt ihn als Haudegen auf dem Fussballplatz, als «Munti», der stets Klartext spricht und auch so spielt. 223 Spiele in der Super League, 220 in der Challenge League, total 176 Gelbe Karten, sechs Platzverweise.

Seit 2019 spielt er wieder in seiner Heimat Wil – und seit Kurzem: gleichzeitig auch für den SC Bern! Der Ostschweizer Fussballprofi vertritt den grössten Schweizer Eishockeyklub nun in der neuen eNationalleague-Saison. Das klingt nicht nur verrückt, das ist es auch.

Denn: Dass Muntwiler plötzlich um den virtuellen Schweizer Hockey-Titel mitspielt, war weder geplant noch ein Traum des 34-Jährigen.

Fifa zu zocken, was berufsbedingt naheliegend wäre, komme für ihn nicht infrage, meint Muntwiler lachend: «Da mache ich zu viele Controller kaputt.» Im Hockey sei er ruhiger – und offenbar auch talentierter. Aus Jux hatte er sich mit einem Kollegen privat für Online-Turniere angemeldet. «Und es lief ganz gut», erzählt Muntwiler, was eine krasse Untertreibung ist. Er gewann sowohl den Bewerb des HC Lugano als auch das von Servette organisierte Turnier.

«Ich will immer gewinnen!»

Es sind jene beiden Triumphe sowie eine Halbfinal-Quali am SCB-Turnier, die die eSports-Abteilung des SC Bern auf den Plan gerufen haben: «Plötzlich kam der Captain des eSports-Teams des SC Bern auf mich zu und fragte mich, ob ich Lust hätte, für sie anzutreten.» Klar, meinte «Munti»: «Ich sehe es als Abenteuer, ich bin einer, der gerne neue Dinge ausprobiert. Zudem ist es mir eine riesige Ehre, den SCB vertreten zu dürfen. Ich bin auch in der virtuellen Welt wie auf dem Fussballplatz: Ich will immer gewinnen!»

Muntwiler in der Hockey-Welt? Das sei überdies gar nicht so abwegig: «Während der Saison muss ich zwar aufpassen, in den Pausen bin ich aber gerne und oft auf dem Eis.»

Dass er gleich mit falsch geschriebenem Vornamen («Phillip» statt Philipp) vorgestellt wurde, sei «nicht so tragisch», meint er schmunzelnd. Wichtiger sei ihm, dass er seinerseits für den Verein eine gute Falle mache: «Ihr kennt mich: Ich bin auf dem Feld ein Hitzkopf. Doch in dieser Sache finde ich, kann ich das positiv umsetzen.»

Seine ersten beiden Einsätze gegen die ZSC Lions (Vizemeister, Sven Julmi) enden nach guter Leistung knapp mit 2:4 und 2:3. Der Controller? Er ist noch ganz.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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