Fribourg-Stalberg spielte in Omsk unter Ex-ZSC-Coach Hartley
«Es gab Zeiten, da hassten wir uns»

In Fribourg ist Viktor Stalberg (33) wieder mit seiner Familie vereint, die in dieser Saison Zuwachs bekommt. Trotz anfänglichen Widrigkeiten bereut der Schwede den Wechsel nach Russland nicht.
Publiziert: 22.09.2019 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2019 um 21:01 Uhr
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Viktor Stalberg spielte letzte Saison in Omsk, unter …
Foto: PIUS KOLLER
Nicole Vandenbrouck (Text) und Pius Koller (Fotos)

Von seiner Familie getrennt zu sein, das sei hart gewesen. Aber als sich Viktor Stalberg im Herbst 2018 die Gelegenheit bietet, praktisch sofort von Zug in die KHL zu Omsk zu wechseln, kann der Schwede nicht Nein sagen. Nicht, dass es dem Stürmer beim EVZ nicht gefallen hätte, «aber es war einfach ein guter Deal, der für alle Parteien gepasst hat».

Mitentscheidend für Stalbergs Zusage war, dass der sibirische Klub kurz vor dem Saisonstart 2700 Kilometer westlich ins Exil nach Moskau umziehen musste. Der Grund: Das Fundament des Stadions bröckelte, es bestand Einsturzgefahr. Und sowohl von Stalbergs Heimatort Göteborg als auch von Kloten aus gibt es Direktflüge in Russlands Metropole.

Denn: Ehefrau Mathilda (30) und Söhnchen Vincent (2) blieben abwechselnd in Zug oder Göteborg wohnhaft. «Einfach weil wir nicht genau wussten, wie das Leben dort für eine Familie sein würde», begründet Stalberg. So oft wie möglich setzt sich der 33-Jährige ins Flugzeug, um seine Liebsten kurz zu besuchen.

Nach einer sechswöchigen Angewöhnungszeit findet sich der Stanley-Cup-Sieger (2013, Chicago) in Moskau besser zurecht. Der Klub stellt den Ausländern einen Chauffeur zur Verfügung für die Fahrten ins Training, die bei guter Verkehrslage 50 Minuten und bei Verkehrschaos bis zu zwei Stunden dauern können. Für Behördengänge oder administrative Angelegenheiten steht eine Dolmetscherin bereit.

Was Stalberg rasch realisiert: Für Wohlhabende lebt es sich gut in Moskau, «aber die Kluft zwischen Reich und Arm ist riesig». Mathilda Stalberg hat von ihren Besuchen bei ihrem Schatz noch die märchenhafte, aber gleichzeitig opulente Weihnachtsdekoration in der Stadt in Erinnerung.

Und das Hockey? Abenteuerliche Anekdoten von Lohncouverts in der einen und einer Kalaschnikow in der anderen Hand entlocken dem Ex-NHL-Stürmer ein Schmunzeln. «Die KHL ist der NHL in Sachen Organisation am ähnlichsten», sagt der Schwede.

Auf den Roadtrips verbringen die Spieler viel Zeit miteinander, ein grosser Mitarbeiterstab kümmert sich um alle Wünsche. Und dessen «Häuptling» ist hierzulande kein Unbekannter: Trainer Bob Hartley (59). Der Kanadier gilt in der Branche als harter Hund, schleift die ZSC Lions 2011/12 und wird mit ihnen so Schweizer Meister.

«Hartley und ich hatten einen rauen Start»

Auch Stalberg kennt die Geschichten über Hartley. Und hat ihn kennengelernt. «Sagen wir es so: Wir hatten einen rauen Start.» Sowohl Stalbergs als auch Hartleys Aura und Charakter sind ausgeprägt. «Wir hatten unsere Schwierig­keiten», räumt der neue Fribourg-Spieler ein, «es gab sogar Zeiten, da hassten wir uns. Aber bis zum Saisonende hatten wir das beste Verhältnis.»

Der Trainer dankt es Stalberg mit Vertrauen, der Schwede kommt in den Playoffs und im Final (0:4 gegen ZSKA Moskau) auf durchschnittlich 30 Minuten Eiszeit. «Man kann sich über seinen Stil streiten, aber sein Hockey-Geist ist grossartig.»

Bei Gottéron muss er sich zuerst wieder umstellen von der ihm bei Omsk aufgetragenen defensiven Spielweise hin zu offensivem Hockey. Das brauche etwas Zeit, mahnt Stalberg, angesprochen auf den punktelosen Saisonstart.

Seine Rückkehr in die National League mit einem Zweijahres­vertrag hat vor allem mit Stalbergs Liebe zu seiner Familie und zu unserem Hockey zu tun. In Fribourg ist er wieder vereint mit dem süssen Blondschopf Vincent und seiner Mathilda, die im Februar ihr zweites gemeinsames Kind erwartet.

«Es wird ein Mädchen», verrät der liebevolle Vater. Und nach Vincent, der in Zug zur Welt kam, soll auch das Töchterchen im Februar in der Schweiz geboren werden.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
19
19
40
2
HC Davos
HC Davos
21
21
40
3
Lausanne HC
Lausanne HC
21
8
40
4
SC Bern
SC Bern
22
15
36
5
EV Zug
EV Zug
22
17
36
6
EHC Kloten
EHC Kloten
21
2
33
7
EHC Biel
EHC Biel
21
0
32
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
22
-7
31
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
21
-9
27
10
SCL Tigers
SCL Tigers
19
-3
25
11
HC Lugano
HC Lugano
19
-13
25
12
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
19
-12
24
13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
17
-3
22
14
HC Ajoie
HC Ajoie
20
-35
15
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