Freitagmorgen, 11 Uhr: Wie geschlagene Hunde stehen die Spieler auf dem Eis der «Swiss Arena».
Draussen warten zwei Fans in der Frühlingssonne, bitten vergeblich um Einlass. Das Training findet hinter verschlossenen Türen statt. Es ist ruhig. Nichts erinnert mehr an den Vorabend, als Kloten beim 1:4 gegen B-Ligist Rapperswil-Jona auf der ganzen Linie versagte – und den Fans der Kragen platzte.
Als Spencer Abbott aus bester Position noch einen Rückpass spielte, warfen sie allerlei Gegenstände aufs Eis, pfiffen ihr Team gnadenlos aus – und verlangten Erklärungen. Die halbe Mannschaft stellte sich hinterher den Anhängern.
Der Ärger aber ist nicht verflogen. Der Betrieb auf dem Fanforum wurde gar eingestellt. «Ihr wollt nicht kämpfen und nicht arbeiten für euer Geld, das wir euch mit jedem Matchbesuch in den Allerwertesten schieben? Tja, dann wollen wir auch nicht mehr», so die Botschaft. «Ich verstehe die Fans», sagt Nottrainer André Rötheli. «Ich merke auch bei meinen Jungs, dass die Zündschnur kurz ist.»
Auch Stapi René Huber lässt das Schicksal des Traditionsklubs nicht kalt. «Es tut weh. Ich hätte nach zwei Dritteln weinen können», so der SVP-Mann, der gar Termine verschiebt, um die Spiele zu besuchen. «Ich hätte sonst ein schlechtes Gewissen.»
Zwischen 300'000 und 350'000 Franken entrichtet der Klub der Stadt jährlich an Miete. «Wirtschaftlich», so Huber, «würde sich der Schaden bei einem Abstieg für die Stadt in Grenzen halten.»
Der Mietvertrag ist an die NL gekoppelt, müsste neu verhandelt werden. Die Stadt kam dem EHC schon 2012, als der Klub vor dem Bankrott stand, mit Mietzinsreduktionen entgegen. «Es gäbe wohl einen günstigeren Vertrag.»
Huber denkt aber auch an die vielen Arbeits- und Hilfskräfte. «Zudem gibt es Beizer, die sagen, dass sie dichtmachen müssten, wenn sie nicht mindestens 25-mal im Jahr Hochbetrieb hätten.» Und schliesslich komme auch noch der emotionale Effekt hinzu.
«Der wäre enorm. Hört man Kloten, denkt man an den Flughafen und den EHC. Es wäre eine Besonderheit, würde etwas fehlen. Ich will das nicht wahrhaben, hoffe, wir ziehen den Kopf aus der Schlinge und kommen gestärkt da heraus.»
Rötheli hat noch nicht aufgegeben. Als die Spieler nicht umsetzen, was er verlangt, unterbricht er das Training. «Wir müssen einfacher spielen! Wieso sind wir trotz unserer Scheiss-Situation nicht fähig, das zu akzeptieren? Ich kämpfe so lange, bis es jeder von euch kapiert», sagt er zum Team. Doch Rötheli weiss: «Uns läuft die Zeit davon.»
Nur die Jungen haben Verträge
Dass die Leistungen von Captain Denis Hollenstein (10 Spiele, 0 Tore), Vincent Praplan (12 Spiele, 1 Tor) und Tommi Santala (4 Tore im ganzen Jahr) ohne Konsequenzen bleiben, verstehen viele nicht. Rötheli: «Ich kann wüten wie eine Sau. Doch das sorgt für nur noch mehr Verunsicherung. Wir sind mental am Arsch.»
Kloten steht vor ungewissen Wochen. Im Falle eines Abstiegs hätten nur die jungen Spieler weiterlaufende Verträge, alle anderen müssten neu ausgehandelt werden. Wer dies machen soll, ist offen. Bleibt Kloten oben, könnte Klublegende Fige Hollenstein, derzeit als Berater mitverantwortlich für den Schlamassel, als Sportchef übernehmen.
Präsi Hans-Ueli Lehmann, der mit seinen Stammtischsprüchen längst das Team gegen sich aufgebracht hat, verkriecht sich. «Ich will meine Ruhe», teilte er schon vor den Playouts mit. Doch das ist Wunschdenken. Nicht nur vor der Halle sind dunkle Wolken aufgezogen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |