Es war im November 1994. Ein Text, der mit solchen Worten beginnt, kramt nun ganz tief in der Vergangenheit. Und er wird – so viel darf man voraussetzen – viel Rührseliges enthalten, vielleicht auch ein paar verstaubte Anekdoten und Ereignisse, die andere vielleicht anders in Erinnerung haben.
Aber was willst du? Ist ja auch schon eine Weile her. Es war also November 1994. Ich weilte bei einem Nati-Termin in Fribourg (ich glaube, wir haben da ein Turnier gespielt, bin aber nicht mehr ganz sicher, vielleicht waren es auch einzelne Spiele) und stand in der beschäftigungslosen Zeit zwischen Training und Nachtessen mit meinem Kollegen Theo Wittman in unserem Hotel vor einem Glückspiel-Automaten, Modell Snapspot. Daran erinnere ich mich, weil just in diesem Moment ein Teambetreuer erschien und mir mitteilte, dass mich unser Präsident beim EV Zug, Fredy Egli, suchen würde.
Fredy Egli teilte mir dann am Telefon mit, dass Jim Koleff, unser Trainer beim EVZ, einen Rückfall erlitten habe und zur Behandlung eines akuten Krebsleidens nach New York abgereist sei.
Die Lage war ernst. Die restlichen Tage bei der Nationalmannschaft sind nur ein Schleier aus Bruchstücken, ich weiss nur noch, dass der Trainer Hardy Nilsson hiess. Viel mehr beschäftigte mich der andere Trainer, Jim Koleff. Zwei Jahre zuvor war bei ihm schon mal Krebs diagnostiziert worden, davon hatte er sich aber erstaunlich rasch erholt. Diesmal war die Sache anders, ein Tumor in der Bauchhöhle, 18 Zentimeter im Durchmesser, brachte den Kanadier in Lebensgefahr.
Gesundheits-Updates per Fax
Das Internet war damals noch keine Informationsquelle, wir Spieler wurden mittels Faxnachrichten über den Zustand unseres Trainers auf dem Laufenden gehalten. Diese A4-Seiten wurden in der Garderobe an die Pinnwand geheftet und waren so lange aktuell, bis die nächste Nachricht eintraf.
Für uns Spieler war das ein disruptives Ereignis, der Alltag wurde total umgekrempelt, alles war anders. Sean Simpson, Koleffs Assistent, übernahm die Führung. Journalisten wollten wissen, wie wir das verkraften. Gegenspieler erkundigten sich mitfühlend, aber wir hatten keine Lust auf Mitleid oder Mitgefühl: Wir wurden aggressiv (ich empfand das zumindest so). Das ist schwer zu erklären, aber die Situation erlaubte es uns, Grenzen zu sprengen, es herrschte Chaos, und wir wussten damit umzugehen.
VHS-Kassetten per Luftpost
Wir gewannen plötzlich in Serie (der EVZ war damals noch kein Spitzenklub) und führten die Tabelle an. Wie schlimm es um Koleff stand, erfuhren wir zeitverzögert. Von einer Nacht, die er nicht überleben würde, wussten wir erst, als er sie längst überlebt hatte.
Irgendwann wurde eine Glotze mit integriertem Video-Rekorder in die Garderobe geschoben und eine VHS-Kassette wurde abgespielt, die per Luftpost aus New York in die Schweiz geschickt worden war: Koleff war auf dem Weg der Besserung. Anfang März 1995 kehrte er in die Schweiz zurück, rechtzeitig für den Start der Halbfinal-Serie gegen Gottéron. Natürlich gewannen wir diese Serie, weil – und jetzt sind wir wieder in der Gegenwart – Gottéron in den Playoffs immer das letzte Spiel verliert.
Jim Koleff ist Anfang November 2008 im Alter von 55 Jahren verstorben, auf das dritte Comeback der Krankheit hatte der Kanadier keine Antwort mehr. In einem seiner letzten Interviews sagte er im Dezember 2007 zu SonntagsBlick: «Ich lebe mit der Krebserkrankung. Ich hatte während neun Jahren keine Anzeichen mehr, dann kam der Krebs zurück. Es ist ein Zustand der permanenten Kontrolle.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |