Blick: Herr Tangnes, wie lange war die Meisternacht – oder wie kurz der Schlaf?
Dan Tangnes: Ich war am Morgen um neun Uhr zu Hause (schmunzelt). Ich habe den Spielern gesagt, auch wenn wir nicht mit den Fans feiern können, können wir dennoch wie Champions feiern. Und das haben wir getan. Wir blieben bis in die frühen Morgenstunden im Restaurant des Stadions, Frühstück inklusive.
Wann haben Sie so richtig realisiert, was Sie mit der Mannschaft erreicht haben?
Sofort mit dem Schlusspfiff. Während einem solchen Finalspiel gehen dir so viele Emotionen durch den Kopf. Wir haben uns alle so aufgeopfert dafür, und es hat sich ausgezahlt. Ich war so glücklich für alle Leute, denen dieser Titel viel bedeutet. Aber hauptsächlich habe ich an die Spieler gedacht, die jeden Tag an meiner Seite sind.
Welche Emotionen überkamen Sie da?
Alle zusammen! Der Körper funktioniert für eine lange Zeit auf höchster Alarmstufe. Der Druck war enorm nach dieser Qualifikation. Wir konnten die hohen Erwartungen ja nicht übertreffen, sondern sie im besten Fall einfach erfüllen. In dieser Zeit muss man mit den eigenen Emotionen umgehen können, mit denen der Spieler ebenso. Da steckt so viel drin, das ist schwierig zu beschreiben. Nach dem Sieg war es einfach «Puff» und ich fühlte mich, wie wenn die Luft aus einem Ballon weicht.
Konnten Sie da die Freudentränen zurückhalten?
Ich stand den Tränen paarmal nahe. Als ich die Spieler jubelnd Richtung Genoni sprinten und ihre glücklichen Gesichter dabei sah. Und als ich die unglaublich vielen Fans draussen sah. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr zurückhalten.
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Was geht Ihnen nun mit einigen Stunden Abstand durch den Kopf?
Wenn ich ehrlich bin, bin ich nach wenigen Stunden Schlaf permanent am Telefon. Ich hatte noch keine Zeit, meine Gedanken zu ordnen. Es wird sicher noch einige Zeit brauchen, um alles zu verdauen. Aber solche Gefühle und Erfahrungen verdauen zu müssen, ist wohl das Beste, das dir passieren kann. Diese grossartigen Momente und Erinnerungen halten für den Rest des Lebens.
Es ist der erste Meistertitel in einer höchsten Liga in Ihrer noch jungen Karriere. Haben Sie sich das so vorgestellt?
So etwas kann man sich nicht vorstellen. Schon gar nicht eine so nahezu perfekte Saison mit dem Punkterekord in der Quali und dem Titelgewinn auf dem eigenen Eis. Das ist besser als jede Vorstellung.
Bedeutet er Ihnen in diesem besonderen Jahr voller Widrigkeiten noch mehr?
Ja, irgendwie schon, obwohl ich immer versucht habe, nicht ständig an Corona zu denken. Ob Corona oder nicht, den Titel zu gewinnen, ist sowieso etwas Grossartiges. Die Art und Weise, wie wir diesen Titel geholt haben, macht mich aber schon sehr stolz. Schon früh in der Saison habe ich gemerkt, wie hungrig dieses Team auf diesen Titel ist. Ganz ehrlich, irgendwann war ich wirklich ziemlich zuversichtlich, dass wir ihn gewinnen können. Der Kern der Mannschaft sagte sich nach dem verlorenen Final 2019 in Bern: Genug ist genug, wir verlieren keinen Final mehr. Das setzte einen Reifeprozess in Gang. Und ihre Entschlossenheit gab mir das Gefühl, dass diese Mannschaft auf einer Mission ist.
Wussten Sie denn noch, dass Sie nach dem verlorenen Final 2019 in Bern den Titel den Fans versprochen hatten?
Hab ich ihn wirklich versprochen? Ich sagte doch, dass wir dies als Motivation nutzen und den Titel irgendwann sicher holen werden.
Also ein Versprechen.
Dann bin ich überglücklich, dass ich nichts versprochen habe, das ich nicht halten konnte (lacht).
Sie müssen immer die Leistung Ihrer Mannschaft analysieren. Wie sehen Sie Ihre eigene?
Wir haben den Titel gewonnen, also habe ich wohl so einiges gut gemacht (schmunzelt). So wie die Spieler hatte auch ich diese Entschlossenheit. Was uns sehr gut gelungen ist, ist, dass die Mannschaft so stark zusammengearbeitet und -gehalten hat. Und dass sich die Spieler zu etwas Grösserem bekennt haben als sich selbst – zum Team. Wir haben viel von ihnen verlangt und sie auch mal aus ihrer Komfortzone geholt, das hat ihnen nicht immer gefallen. Aber sie haben gespürt, dass es sich auszahlen wird.
Wenn Sie die drei wichtigsten Gründe für diesen Titelgewinn nennen müssten – welche wären das?
Der Ehrgeiz. Die Gewinnermentalität, die wir aufgebaut haben. Und der unglaubliche Fokus, denn wir liessen uns auch in dieser schwierigen Corona-Saison nicht von unserem Weg abbringen und suchten keine Ausreden.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |